Es war alles eine Frage von Sekunden oder sogar von Bruchteilen davon. 143 Tausendstelsekunden hatte Bruno Spengler am Ende des Qualifyings die Nase vor Tom Kristensen, oder anders gesagt, um so viel war ein Mercedes vor einem Audi. Etwas anders betrachtet hatte aber der Audi die Nase vorne, da er zuerst die schnelle Zeit erzielte, nämlich um wenige Sekunden. Dass man sich davon nur leider nichts kaufen kann, weiß die Rennsport-Welt aber nicht erst seit dem 19. August 2006 auf dem Nürburgring.

Dementsprechend waren dann auch die Reaktionen der jeweiligen Sportchefs. Wolfgang Ullrich von Audi meinte: "Das war ein Herzschlagfinale. Wir hatten schon gedacht, dass Tom es geschafft hat. In der letzten Sekunde hat Spengler dann doch noch eine schnellere Runde erreicht." Norbert Haug setzte auf das Herzschlagfinale sogar noch einen drauf: "Das war für mich ganz klar das spannendste Qualifying, an das ich mich in der DTM erinnern kann."

Bruno Spengler freute sich, Foto: DTM
Bruno Spengler freute sich, Foto: DTM

Auch die beiden betroffenen Fahrer hatten ihre ganz eigene Sicht zu dem Ende der Session. Wobei Bruno Spengler nach seiner ersten Pole Position in der DTM natürlich bis über beide Ohren strahlte. "Ich freue mich riesig über meine erste Pole Position in der DTM. Darauf habe ich eine ganze Weile gewartet", sagte der Kanadier. Tom Kristensen war seinerseits etwas erstaunt, dass er im letzten Moment noch abgefangen wurde. "Ich dachte wirklich, ich hätte die Pole Position, nachdem mich das Team über Funk informiert hat. In der letzten Sekunde habe ich sie dann doch noch verloren, weil Spengler im letzten Sektor plötzlich viel schneller war. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat. Immerhin stehe ich in Startreihe eins", gab Kristensen zu Protokoll.

Macht- und Wetterwechsel

Was man an dieser Betrachtung der Spitze des Feldes sieht, die Machtverschiebung zu Gunsten Mercedes vom Norisring ist wieder aufgehoben. Vier zu vier Lautete das Ergebnis in der letzten Qualifying-Session. Zwar hatte dort dann Mercedes mit drei Wägen unter den ersten vier wieder etwas die Nase vorne, aber wenn es um Hundertstelsekunden geht, dann ist eben einmal der eine und dann der andere etwas besser.

Wie wird das Wetter?, Foto: Audi
Wie wird das Wetter?, Foto: Audi

Eine etwas größere Kleinigkeit im Rennen könnte das Wetter werden, denn es war bereits am Samstag in aller Munde. So meinte etwa der Pole-Mann Spengler: "Das Rennen wird hart und ich bin vor allem gespannt, was wir morgen für ein Wetter haben werden." Darf man der Aussage des an diesem Samstag besten Audi-Vorjahreswagenfahrers Christian Abt glauben, dann sollte sich Spengler schlechtes Wetter wünschen: "Wir wissen, dass wir im Regen nicht ganz so stark sind wie die Mercedes. Wir haben uns vorbereitet, aber ob das ausreicht, weiß ich nicht."

Die üblichen Überraschungen

Wie es sich für einen Qualifying-Tag gehörte, gab es auch an diesem Samstag auf dem Nürburgring wieder ein paar unerwartete Dinge. So hatten nur wenige damit gerechnet, dass Mika Häkkinen die letzte Qualifying-Session nur als Zuschauer erleben würde. Noch überraschender war aber, dass Häkkinen selbst schon damit gerechnet hatte. "Ich war nicht überrascht, dass ich den dritten Qualifyingabschnitt verpasst habe, denn wir hatten bereits vorher Probleme mit der Balance. Dadurch war für mich keine bessere Rundenzeit möglich", sagte der Finne.

Wer hat mit diesen Dingen gerechnet?, Foto: DTM
Wer hat mit diesen Dingen gerechnet?, Foto: DTM

Anders hörte sich das Resümee von Jean Alesi an, der gleich in der ersten Runde des Qualifikationstrainings auf der Strecke blieb: "Ich bin sehr enttäuscht, vor allem deshalb, weil wir noch nicht wissen, warum ich mich nicht besser qualifiziert habe."

Doch es gab auch Positives, das nicht ganz der Norm entsprach. Hier teilten sich Audi und Mercedes brüderlich das Feld. Denn mit Stefan Mückes Mercedes und Christian Abts Audi - beide Fahrzeuge in der 05er Ausführung - zeigten wieder einmal zwei Fahrer von Vorjahreswägen, dass auch damit schnelle Runden möglich sind. Jetzt gilt es nur, im Rennen das ganze 43 Mal zu wiederholen.