Die mittlerweile beinahe gewohnten Wetterkapriolen auf dem Oschersleben-Kurs lassen beim dritten Lauf der DTM-Saison 2006 umso mehr Raum für mögliche Szenarien des morgigen Rennens...

Das erste Szenario

Fiktion... "Nachdem der Verfasser dieses regelmäßigen Sonntagsvorschau-Artikels ausnahmsweise nicht einen misslungenen Start von Seiten Jamie Greens in seine Überlegungen einbezieht, zeigt sich der sensible Brite zunächst von seiner besten Seite: Von Startplatz zwei aus gelingt ihm ein perfekter Start, der ihn in während der ersten beiden Renndrittel zur souveränen Rennführung bringt - auch die Restarts nach den beiden Boxenstopps gelingen fehlerlos.

Gelingt diesem Mann überraschend ein überzeugender Start?, Foto: Sutton
Gelingt diesem Mann überraschend ein überzeugender Start?, Foto: Sutton

Nachdem Green jedoch auf den im Rennen ebenso wie in den Freitagstest enttäuschenden Heinz-Harald Frentzen aufläuft, zeigt sich wie bereits während des Qualifyings die Rivalität zwischen Frentzen und Green: Frentzen stellt sich nach dem Ärger über die angebliche greensche Qualifying-Blockade den Überrundungsversuchen Greens standhaft entgegen und provoziert so eine deutliche Berührung zwischen dem Briten und dem Mönchengladbacher, die von Seiten der Rennleitung als Fehler Greens ausgelegt wird. Der HWA-Pilot erhält eine Boxendurchfahrtsstrafe - was einem Mercedes-Sieg keinen Abbruch tut: Die Stuttgarter präsentieren sich von ihrer konkurrenzfähigsten Seite und fahren einen souveränen Dreifachsieg ein, der von Bruno Spengler angeführt wird. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Bernd Schneider und Mika Häkkinen."

...und Realität: So wenig ein Dreifachsieg von Seiten Mercedes' den Erwartungen im Vorfeld des Oschersleben-Wochenendes entprach: Sollte sich Tom Kristensen einen gravierenden Fehler erlauben, so stünde einem solchen Erfolg wohl nicht allzu viel im Wege. Unerwartet konkurrenzfähig präsentierten sich die HWA-Piloten während der Testsessions und des Qualifyings, weniger unerwartet erschiene daher zumindest ein Achtungserfolg auf dem gemeinhin als "Audi-Strecke" bezeichneten Kurs.

Wird sich diese C-Klasse morgen ihres Dachs entledigen?, Foto: Sutton
Wird sich diese C-Klasse morgen ihres Dachs entledigen?, Foto: Sutton

Angesichts des 20 Kilogramm betragenden Gewichtsnachteils gegenüber Audi lässt sich die trotz der verpassten Pole Position höchst überzeugende Performance der Stuttgarter erahnen. Auch im Rennen stehen HWA-Mercedes alle Chancen auf den Sieg hoffen - sollten diese durch die traditionsgemäß überzeugenden rennstrategischen Leistungen des Mercedes-Kommandostands sowie durch gelungene Starts von Seiten Greens und Spengler bestätigt werden...

Das zweite Szenario

Fiktion... "Obgleich Jamie Green und Bruno Spengler ihrer ansonsten nicht immer überzeugenden Starts zum Trotz nach der ersten Runde die Mercedes-Doppelführung erobern konnten, wendet sich das Blatt nach kurzer Zeit wieder zu Gunsten Audis. Von sintflutartigen Regenfällen bleiben die beiden Marken zu ihrer Erleichterung angesichts mangelnder Ausarbeitungen streckenspezifischer Regen-Setups verschont - dafür jedoch droht ein weiterer Oschersleben-Orkan:

Anders als am Samstag, als sich das Dach des Mercedes-Motorhomes infolge der Sturmböen selbstständig zu machen drohte, sind es nun die Dächer der Mercedes-Boliden, die der Kraft der sachsen-anhaltischen Winde nicht standhalten. Trotz zugeschnallten Helmes ziehen sich die beiden führenden Mercedes-Piloten beim Fahren des neuen, auch in der Serie noch unbekannten C-Klasse-Cabriolets in Rekordzeit eine so starke Erkältung zu, dass sie zum Anfahren der Boxen sowie zur Verfrachtung ins warme Hotelbett gezwungen sind. Der ohnehin mit nur geringem Abstand auf Platz drei lauernde Tom Kristensen darf so seinen zweiten Oschersleben-Sieg einstreichen..."

Trägt dieser Mann morgen zum Sieg Bruno Spenglers bei?, Foto: Audi
Trägt dieser Mann morgen zum Sieg Bruno Spenglers bei?, Foto: Audi

...und Realität: Tom Kristensen wird sich am morgigen Sonntag in der Tat als Einzelkämpfer betätigen müssen, um aus dem Oschersleben-Kampf als Sieger hervorzugehen. Gelingt ihm der Start besser als 2005, als er den Motor seines A4 DTM abwürgte, so dürfte der neuen Audi-Speerspitze mit einer zugleich überzeugenden Audi-Rennstrategie der Sieg kaum zu nehmen sein. Sollte der siebenfache Le-Mans-Sieger am Start Positionen einbüßen, so scheint der Kampf um den Sieg angesichts fehlender Schützenhilfe durch die Abt-Teamkollegen wenig aussichtsreich.

Nachdem sich Mercedes trotz des Gewichtshandicaps im Qualifying überraschend auf einer Augenhöhe mit Audi präsentierte, bleibt im Sinne der Ingolstädter - und letztlich auch im Sinne der Spannung der Meisterschaft - umso mehr zu hoffen, dass sich für Audi die ausführlichen Long-run-Tests des Freitags auszahlen. Sollte zumindest dem zweitbesten Audi-Piloten, Heinz-Harald Frentzen, von Startplatz fünf aus ein überzeugender Start sowie ein deutlicher Positionsgewinn gelingen, so würden die Erfolgschancen des Dänen bereits erheblich gesteigert...