Wenige Tage vor ihrem Auftritt in der Rheinmetropole Düsseldorf gönnte sich die DTM einen Ausflug in ruhigere Gefilde: Von Montag bis Donnerstag stellten sich Audi und Mercedes den zweiten ITR-Tests auf der in eine reizvolle Hügellandschaft eingebettete Traditionsstrecke Brands Hatch.

Der im Südosten Englands in der Grafschaft Kent, ihrerseits auch auf Grund der agrarischen Prägung als "Garten Englands" bezeichnet, liegende Kurs stellte auch die Piloten vor eine erneute Herausforderung, war doch Brands Hatch für viele von ihnen fahrerisches Neuland. So schienen sich viele der Tatsache, dass die ersten Rennen in Brands Hatch 1926 noch auf einer Grasbahn stattfanden, zu erinnern: Die Zahl der Ausritte ins Grüne nahm zeitweise beängstigende Ausmaße an...

Die grüne Achterbahn

Das Debüt auf der Achterbahn im Land des British Racing Greens, das dem Renndebüt im Juli vorausging, wurde dennoch überwiegend positiv aufgenommen. Als Brands-Hatch-Veteran stellte sich dabei Jean Alesi heraus: "Das letzte Mal bin ich 1986 hier gefahren - damals noch in der Formel 3000. Ein historischer Kurs, der einfach fantastisch ist." Während Mika Häkkinen konstatierte, "die ganze Zeit sehr konzentriert fahren" zu müssen, fand die Strecke auch in der jüngeren Generation Anklang:

Bernd Schneider beim Achterbahnfahren, Foto: DTM
Bernd Schneider beim Achterbahnfahren, Foto: DTM

"Ich bin zum ersten Mal auf dieser Strecke gefahren und mir hat es viel Spaß gemacht. Die erste Kurve und die letzte Schikane sind sehr anspruchsvoll", gab Mattias Ekström zu Protokoll. Die wenigen Verschnaufpausen auf der Berg- und Talbahn lassen Martin Tomczyk hingegen zu einem weniger positiven Urteil kommen: "Leider ist die Indy-Variante sehr kurz - der Grand-Prix-Kurs wäre mir von der Länge her lieber."

Grünes Licht für Audi?

Und so war es auch nicht der bayrische Abt-Pilot, der auf der 1,973 Kilometer langen Kurzversion mit Bestzeiten für Furore sorgte. Vielmehr begann der Ausflug ins Grüne ebenso wie die ersten ITR-Tests in Vallelunga aufgehört hatten: Mit einer Topplatzierung für Mercedes. HWA-Pilot Jamie Green eroberte an Tag eins in 42,027 Sekunden die Spitze der Zeitenlisten - dicht gefolgt von Mattias Ekström.

Tom Kristensen zeigte sich von seinem Arbeitsgerät angetan, Foto: Audi
Tom Kristensen zeigte sich von seinem Arbeitsgerät angetan, Foto: Audi

Erst am Dienstag wandte sich das Blatt für Audi, als Tom Kristensen als bis dahin einziger die 42-Sekunden-Messlatte unterschritt. Während der Däne folglich erwartungsgemäß einen "tollen Wagen" sowie einen "super Job" des Teams bejubelte, stellte sich einmal mehr die Frage nach der Aussagekraft: Mit Alexandros Margaritis landete der beste Mercedes-Pilot auf Rang vier - im Vorjahreswagen.

Auch am Mittwoch schien sich HWA nicht in die Karten seiner C-Klasse-Neuwagen schauen zu lassen: Erneut setzte Kristensen vor drei weiteren Audi-Piloten die Bestmarke, während auch die erfolgreichste C-Klasse pilotiert von Mika Häkkinen an Jamie Greens Benz-interner Messlatte scheiterte. An der Vergleichbarkeit der Testfahrpläne der Ingolstädter und Stuttgarter darf somit gezweifelt werden.

Erst am Donnerstag wurde Greens Bestzeit Benz-intern unterboten, Foto: DTM
Erst am Donnerstag wurde Greens Bestzeit Benz-intern unterboten, Foto: DTM

Erst am letzten Tag unterbot Häkkinen als einziger Mercedes-Pilot die 42-Sekunden-Grenze deutlich, verpasste dabei jedoch Kristensens Benchmark. Und so darf für Audi nach dem misslungenen Saisonstart des vergangenen Jahres, der sich auch in eher bescheidenen Testergebnissen abgezeichnet hatte, bei aller Vorsicht grünes Licht gegeben werden: Ein problemloser Test auf der auch für das Fahrwerk und seine Abstimmung anspruchsvollen, viel mechanischen Grip erfordernden Strecke deutet durchaus eine gelungene Leistung der Entwickler an.

Jene war auch bei Futurecom-TME-Debütant Olivier Tielemans zu erkennen, der an seinen beiden Testtagen im 2004er-Audi jeweils von der roten Laterne der Zeitenliste verschont blieb und ohne nennenswerte Zwischenfälle erste DTM-Kilometer sammelte. Pierre Kaffer hingegen scheint mit dem Kurs im "Garten Englands" angesichts zweier Abflüge einem bemerkenswerten dritten Rang an Testtag eins zum Trotz vorerst noch keine innige Beziehung aufgebaut zu haben...

Das Playboy-Häschen ist von Opel auf Audi umgestiegen, Foto: DTM
Das Playboy-Häschen ist von Opel auf Audi umgestiegen, Foto: DTM

Alles, bloß nicht grün…

Bei aller Action auf der Rennstrecke blieb in Brands Hatch auch Gelegenheit zur Betrachtung der interessanten Nebensächlichkeiten der DTM-Welt. So unterzog sich das Fahrzeugfeld von Montag bis Donnerstag einer farblichen Metamorphose: Herrschten zunächst noch weiße und silberne Fahrzeuge ohne Sponsorenaufdruck sowie die Vorjahreslackierungen vor, legte insbesondere Audi im Folgenden die Lackierungen der anstehenden Saison offen:

Während das Playboy-Häschen von Rüsselsheim nach Brands Hatch hoppelte, um sich schließlich auf der Motorhaube eines Vorjahres-Audi wiederzufinden, muss Bernd Schneider zum ersten Mal seit mehr als 10 Jahren von seiner DTM-Stammfarbe Silber Abschied nehmen: Künftig pilotiert er seine C-Klasse in einem satten Rot.

Ein mit der malerischen Umgebung zu vereinbarendes Grün war hingegen nicht vorzufinden - mit einer kleinen Ausnahme: Zumindest teilweise in der Farbe der Hoffnung lackiert präsentierte sich Heinz-Harald Frentzens Audi A4 im Design der Brauerei Veltins, wo man die Hoffnung des Mönchengladbachers auf finanzielle Unterstützung bei der Cockpitsuche nicht unerhört ließ...