Was für die Politik die immer wiederkehrende K-Frage ist, ist für die DTM die ewige Z-Frage - die Frage nach der Zukunft der populärsten Tourenwagenserie Europas. Erlebte in den ersten Jahren der neuen DTM die Frage, ob die Serie dauerhaft mit nur drei Marken überleben könne, ihr regelmäßiges Déjà-vu, so gibt man sich mittlerweile bescheidener. Selbst angesichts des provisorisch anmutenden Duells zwischen Audi und Mercedes wird die Z-Frage längst nicht mit tiefem Pessimismus beantwortet...

Die Teamidee

Wenngleich mit Blick auf die Saison 2007 bereits über eine Vertragsauflösung der ARD oder über einen Rückzug Audis oder Mercedes' spekuliert wurde, sollte sich kein dritter Hersteller gefunden haben, schlägt ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk gegenüber ADAC motorwelt zuversichtliche Töne an: "Grundsätzlich ist es keine Frage der Anzahl der Hersteller. Die DTM ist auch langfristig mit zwei Herstellern denkbar."

Eine verglichen mit dem Meinungstenor eher exotische Äußerung, die Tomczyk sogleich erläutert: "Dann müsste der Fokus aber auf den Teams liegen. Die Teams sollten sehr eigenständig agieren, das müssten die Werke akzeptieren." Zwar demonstrierte vor dem werksseitigen Audi-Einstieg das Team Abt, dass viele der Teams über noch weit mehr als die nötige Kompetenz bei der Fahrzeugentwicklung verfügen, um Tomczyks Idee zu verwirklichen. Ob diese gegen den Widerstand Audis und Mercedes realisiert werden könnte, erscheint eher fraglich...

Doch auch die Suche nach neuen Herstellern gibt der Vater von Abt-Audi-Pilot Martin Tomczyk noch nicht auf. "Die DTM bietet eine hervorragende Bühne für Marketing. Hier muss man sich im harten Wettkampf gegen die Premiummarken Audi und Mercedes durchsetzen. In dieses Umfeld würde zum Beispiel BMW sehr gut passen", spricht Tomczyk vielen Fans aus der Seele, die BMW als für die WTCC überqualifiziert betrachten. Die realistischere Alternative verliert der Bayer dabei nicht aus den Augen: "Oder Firmen, die in das Premiumsegment vorstoßen wollen, wie Lexus oder Toyota."

Hans Werner Aufrecht setzt auf ein weiter verbessertes Fahrerfeld, Foto: DTM
Hans Werner Aufrecht setzt auf ein weiter verbessertes Fahrerfeld, Foto: DTM

Die Fahreridee

Einen oft vernachlässigten Gedanken bringt dagegen Hans Werner Aufrecht zur Sprache. Der ITR-Vorsitzende sieht in einem weiter verbesserten Fahrerfeld Potenzial für eine Attraktivitätssteigerung der DTM und gibt so zumindest eine weitere Teilantwort auf die Z-Frage.

"Wir brauchen deutsche Fahrer, erfahrene Fahrer, qualitativ gute Fahrer, die den Herstellern Erfolge sichern, und natürlich auch große Namen", fordert Aufrecht offenbar insbesondere mit Blick auf die vergangene Saison: Mit Christian Abt, Heinz-Harald Frentzen und Bernd Schneider bestiegen lediglich drei deutsche Piloten das Podest - mit dem Meisterschaftskampf hatte das Trio nichts zu tun.

Auch die Rolle der "jungen Wilden" sähe der HWA-Gründer gern weiter ausgebaut: "Dazu müssen junge Fahrer kommen, die es schaffen, den Erfahrenen einen mitzugeben." Abgerundet würde dies aus Sicht Aufrechts durch Privatfahrer, die sich auf eigene Faust an den Herausforderungen der DTM versuchen. Das in der DTM letzte Exemplar dieser im Spitzenmotorsport generell eher aussterbenden Spezies, Peter Mamerow, brachte es 2001 im eigenen Opel Astra Coupé allerdings nicht zu konkurrenzfähigen Auftritten.

Obgleich Hans Werner Aufrecht nicht in die Entscheidungsfreiheit der Hersteller bei der Fahrerwahl einzugreifen gedenkt, sieht er sich zur Verwirklichung seiner Fahreridee dennoch gern in der Beraterrolle: "Es ist legitim, als Serienbetreiber zu sagen: Wir hätten gerne einen Häkkinen, Frentzen oder Alesi. Vielleicht kommt ja sogar irgendwann einmal die Zeit für einen Schumacher..."