Die DTM führt 2024 zwar nicht ein vielerorts aus Kostengründen gefordertes Komplett-Verbot privater Testfahrten ein, aber immerhin eine starke Einschränkung der Möglichkeiten. Im Anhang 2 des Sportlichen Reglements ist die Rede von "limitierten DTM-Tests" mit zahlreichen Vorgaben, die sowohl für die in die DTM eingeschriebenen Teams als auch Fahrer gelten.

Die neueingeführten Beschränkungen gelten zwischen dem 01. März 2024 und dem Saisonende auf dem Hockenheimring (18.-20. Oktober 2024). Die neue Saison beginnt Ende April in Oschersleben.

DTM-Test-Limitierung auf fünf Tage pro Saison

Für die "limitierten DTM-Tests" gilt: Ein in die DTM eingeschriebenes Team darf an maximal fünf verschiedenen Orten limitierte DTM-Tests durchführen, und nur einmal pro Saison am selben Ort. Während eines privaten/limitierten Tests sollen DTM-Teams und Fahrer nicht mehr als drei neue Reifensätze (Pirellis kosten ca. 2.150 Euro pro Satz) verwenden.

Die maximale Fahrzeit auf der Strecke ist auf neun Stunden eingeschränkt. Private Testfahrten ab dem Montag vor einem Rennwochenende sind grundsätzlich verboten. Von den Einschränkungen ausgenommen sind offizielle Kollektiv-Testfahrten, die der DTM-Promoter ADAC organisiert hat. Ebenso Veranstaltungen oder offizielle Testtage anderer Serien, sowie Testeinsätze, bei denen die DTM-Reifen von Serienpartner Pirelli nicht genutzt werden.

Testfahrten mit die größten Kostentreiber in der DTM

Bislang gab es für die DTM-Teams kaum Einschränkungen bezüglich privater Testfahrten. Es galt im Prinzip: Wer mehr Geld hat, kann mehr testen und sich dadurch einen Vorteil verschaffen. Das schlug sich auch in der Meisterschaft 2023 nieder: Die fünf bestplatzierten Teams (Manthey-Porsche, SSR-Lamborghini, Abt-Audi, Schubert-BMW und HRT-Mercedes) sollen laut Branchenkennern auch mit Herstellerunterstützung die größten finanziellen Mittel zur Verfügung gehabt haben.

Private Testfahrten zählen zu den größten Kostentreibern in der ohnehin für GT3-Kundensport-Verhältnisse nicht günstigen DTM. Sorgen um finanzielle Engpässe bei Teams bestehen seit längerer Zeit. Rennställe wie Team-75-Porsche oder Engstler-Audi sind schon 2024 nicht mehr dabei.

Vor dem letztjährigen Saisonfinale mahnte der langjährige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug prominent in der Bild-Zeitung: "Es wird viel zu viel getestet. Das ist ein Nachhaltigkeits-Thema! Man darf künftig nicht weiter sinnlos Reifen und Sprit verheizen. Teilweise werden an einem Testtag pro Auto zehn Sätze - also 40 Reifen oder gar mehr - für kurze Qualifying-Übungen verbraucht. Ein einziger Testtag kostet 40.000 Euro und mehr. Das hat keine Zukunft."

Private Testfahrten: Überwachung per Online-System

Da die Teams ihre GT3-Autos während des Jahres in zahlreichen Rennserien einsetzen und die Fahrer ebenso in verschiedenen GT3-Serien antreten, wurde das Verbot beziehungsweise die Einschränkung privater Testfahrten stets skeptisch beäugt. Einige Experten waren der Meinung, dass sich nicht genau überprüfen lasse, welches Team gerade wo mit welchen Reifen und welchen Fahrern testet.

Der ADAC will jegliche Fahraktivitäten mittels eines Online-Systems überwachen. DTM-Teams und Fahrer müssen demnach ihre Fahraktivitäten spätestens 20 Tage vor dem Beginn anmelden. Teams und Fahrer dürfen die angemeldeten Tests erst nach einer Genehmigung durch das neugeschaffene DTM-Sporting-Board durchführen.

Um für Transparenz zu sorgen - und nebenbei den Teams die Gelegenheit zu geben, sich gegenseitig zu überwachen - sollen Informationen über genehmigte Fahraktivitäten allen anderen DTM-Fahrern und DTM-Teams zur Verfügung gestellt werden.

Verstößt ein Team oder Fahrer gegen die Test-Limitierung, werden die Sportkommissare eingeschaltet. Welche Strafen dann drohen, wird im Reglement nicht erwähnt. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com werden hohe Bestrafungen diskutiert, um ein klares Zeichen zu setzen.

"Unseren Teilnehmern ist eine Beschränkung von Testfahrten unter wirtschaftlichen Aspekten ein wichtiges Anliegen und für die DTM ist es für eine nachhaltige Entwicklung der Serie unerlässlich. Angesichts steigender Preise für den Einsatz der Fahrzeuge ist eine Einschränkung von Tests ein effektives Mittel, um Kosten für die Teilnehmer kurzfristig zu reduzieren. Eine Testbeschränkung sorgt auch für mehr Chancengleichheit in der DTM", sagt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss.

Ein limitierter DTM-Testtag ist wie folgt definiert:

  • Der DTM-Fahrer, für den der limitierte DTM-Test genehmigt wurde, hat das GT3-Fahrzeug mindestens einmal mit einer Geschwindigkeit von mehr als 60 km/h gefahren.
  • Alle Fahraktivitäten müssen am gleichen Kalendertag stattfinden (unter Berücksichtigung der Zeitzone des Veranstaltungsortes).
  • Alle Fahraktivitäten müssen am selben Veranstaltungsort stattfinden.
  • Die Gesamtzeit der Fahraktivitäten beträgt weniger als 9 Stunden.

Fahraktivitäten können nur genehmigt werden, wenn eine der folgenden Bedingungen zutrifft:

  • a. Sie entsprechen den unten genannten Bedingungen für Limitierte DTM-Tests
  • b. Teilnahme an anderen Meisterschaften (Veranstaltungen oder offizielle Testtage)
  • c. Das DTM-Team führt die Fahraktivität nicht mit einem DTM-Fahrer und nicht mit einem Platin-Fahrer durch
  • d. Die Fahraktivität wird nicht auf DTM-Reifen durchgeführt
  • e. Es handelt sich um ein Boxenstopp-Training
  • f. Es handelt sich um einen Shakedown
  • g. Es handelt sich um zusätzliche Limitierte DTM-Tests für einen neuen Fahrzeughersteller, der in die DTM einsteigen will. Die genauen Bedingungen werden durch das DTM-Sporting-Board im Einzelfall festgelegt
  • h. Es handelt sich um zusätzliche Limitierte DTM-Tests für DTM-Ersatzfahrer. Sie haben unter keinen Umständen Einfluss auf das DTM-TeamKontingent an veranstaltungsbezogenen Tagen. Die genauen Bedingungen werden durch das DTM-Sporting-Board im Einzelfall festgelegt
  • i. Es handelt sich um Reifentest auf Anfrage des Reifenherstellers. Die genauen Bedingungen werden durch das DTM-Sporting-Board im Einzelfall festgelegt