Es gab konkrete Befürchtungen im Vorfeld - und sie sind eingetreten. Klima-Aktivisten haben die Abläufe beim Sonntags-Rennen der DTM auf dem Norisring in Nürnberg gestört. Mehrere Personen hatten sich illegal Zugang zur Rennstrecke verschafft und haben für eine Verzögerung des Rennstarts gesorgt.

Sechs Minuten vor dem geplanten Rennstart gab die Rennleitung bekannt, dass das Startprozedere nicht wie erwartet aufgenommen werden kann und dass der Start sich verzögere. Das Rennen wurde schließlich mit einer Verspätung von 12 Minuten um 13:42 Uhr gestartet.

Große Polizei-Präsenz bei der DTM am Norisring, Foto: Motorsport-Magazin.com
Große Polizei-Präsenz bei der DTM am Norisring, Foto: Motorsport-Magazin.com

Polizei untersucht "Farbgemisch" der Klima-Aktivisten

Die Aktivisten - gerne als 'Klima-Kleber' bezeichnet - konnten im Bremsbereich vor Kurve 1 von Polizei-Einsatzkräften zügig von der Strecke und dem Sicherheitsbereich entfernt werden. Dennoch musste eine Kehrmaschine ausrücken, um Teile der Strecke zu säubern. Eine zunächst unbekannte Flüssigkeit wurde auf dem Asphalt verschüttet.

Es soll sich laut Polizei-Angaben auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com um ein "Farbgemisch" handeln, das nun untersucht werden muss, auch, um die Schwere des Vergehens zu ermitteln.

In einem von der 'Letzte Generation' veröffentlichten Video auf Twitter heißt es wortwörtlich: "Wir haben heute mit Menschen von Extinction Rebellion vor einhundert Tausend Fans das DTM-Rennen in Nürnberg mit orange gefärbten Öl auf der Fahrbahn unterbrochen."

Öl auf Strecke gekippt - Lebensgefahr

Das laut eigenen Angaben auf die Rennstrecke gekippte "Öl" hätte leicht für eine lebensbedrohliche Situation für alle Rennfahrer sorgen können: Im Bereich der Grundigkehre bremsen die Autos von Geschwindigkeiten über 200 km/h stark herunter!

Bis zu 13 Personen sollen insgesamt an der Aktion beteiligt gewesen seien. Sie wurden in Gewahrsam genommen und die Personalien aufgenommen. Einer der Aktivisten hatte sich an einem FIA-Sicherheitszaun fixiert, konnte aber schnell wieder entfernt werden. Keiner der Aktivisten soll versucht haben, sich auf dem Asphalt festzukleben. Die Polizei inspizierte vor dem Rennstart die komplette Strecke mit einer Länge von 2,162 Kilometern, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Stör-Aktion: "Das ist sehr gefährlich"

"Das ist sehr gefährlich", sagte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss bei ProSieben. "Wenn das niemand mitbekommen hätte und das Rennen gestartet worden wäre, möchte ich mir nicht ausmalen, was passiert wäre. Man darf durchaus eine andere Meinung haben zu Dingen. Ob man die aber so äußern muss, ist fraglich. Ich halte das für gefährlich. Bisher hatten wir hier ein tolles Motorsport-Festival, was wird jetzt ein wenig getrübt. Wir freuen uns dennoch auf das Rennen."

Für das Rennwochenende auf dem Norisring waren Protest-Aktionen im Vorfeld angekündigt gewesen, sollten sich aber auf Bereiche abseits der Rennstrecke beschränken. Am Samstagabend herrschten im Fahrerlager allerdings immer größere Bedenken, dass sich die Aktionen auf die Strecke ausbreiten können. Die Anzahl der Sicherheitskräfte ist erhöht worden, auch die Polizei ist mit deutlich mehr Personal im Einsatz.

Nächste Aktion von 'Klima-Klebern'

Am Samstagnachmittag sagte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss zu Motorsport-Magazin.com "Sorgen mache ich mir eigentlich nicht. Man muss sich aber bewusst sein, dass etwas passieren kann. Bei der Formel E in Berlin ist etwas passiert, auch wenn sich viele fragen, warum ausgerechnet dort. Natürlich muss man Vorkehrungen treffen, und wir sind vorbereitet. Ebenso ist es wichtig, auf die Leute zuzugehen und gegenseitiges Verständnis zu zeigen. Ich glaube, dann findet man auch einen Konsens. Und das gilt nicht nur für den Motorsport."

Es ist schon das zweite Mal in diesem Jahr, dass Klima-Aktivisten eine Motorsport-Veranstaltung in Deutschland gestört haben. Beim Formel-E-Rennen in Berlin musste der Start ebenfalls etwas verzögert werden, weil Aktivisten versucht hatten, sich auf der Strecke festzukleben.

Die DTM gastiert zum einzigen Stadtrennen des Jahres in Nürnberg, Foto: Motorsport-Magazin.com
Die DTM gastiert zum einzigen Stadtrennen des Jahres in Nürnberg, Foto: Motorsport-Magazin.com