Ganz bitterer Rückschlag für den DTM-Meisterschaftsführenden Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) vor dem Samstagsrennen in Hockenheim: Der BMW-Werksfahrer wurde nach dem Qualifying mit einer 10-Platz-Gridstrafe belegt und muss das vorletzte Rennen des Jahres vom 16. statt vom sechsten Startplatz aufnehmen.

Grund für die harte Strafe: An van der Lindes BMW M4 GT3 waren im Zeitraum zwischen einer Stunde und fünf Minuten vor dem Qualifying Reifen montiert, was laut Artikel 35.1 der DTM Technical Regulations nicht erlaubt ist.

"Ganz ehrlich, ich finde die Strafe für einen Fahrer, der keinen Fehler gemacht hat, viel zu hart", meinte van der Linde bei ProSieben. "Es gäbe auch die Möglichkeit, das Team für solch ein Vergehen zu bestrafen. Für mich gibt's jetzt nur noch eine Devise: volle Attacke. Ich habe jetzt weniger zu verlieren und fahre jetzt mein Rennen. Über alles andere habe ich keine Kontrolle."

Das gleiche Schicksal ereilte mit Thomas Preining (Bernhard-Porsche) und Dennis Olsen (SSR-Porsche) zwei weitere Fahrer. Ärgerlich vor allem für den Österreicher Preining, der sich ebenfalls noch Hoffnungen auf die Meisterschaft machen darf, das Rennen aber vom 18. statt vom achten Startplatz in Angriff nehmen muss.

Bei den Teams Schubert und SSR Performance wurde der Verstoß um 09:05 Uhr und 29 Sekunden festgestellt - also weniger als eine halbe Minute außerhalb der erlaubten Uhrzeit. Warum es für solche Vergehen derart harte Strafen setzt? Angeschraubte Räder könnten einen Performance-Vorteil bedeuten, wenn die kalten Reifen, die nicht vorgeheizt werden dürfen, etwa an einem Auto mit bereits warmem Motor montiert wurden.

Eine derartige Strafe hatte bereits in Spa-Francorchamps der Abt-Audi-Pilot Ricardo Feller kassiert. "Ich sehe die Verhältnismäßigkeit trotzdem nicht", sagte Schubert-Teamchef Torsten Schubert zu Motorsport-Magazin.com. "Unser Auto lief zu der Zeit auch nicht. Es hat einfach eine Schraube am Rad geklemmt."

"Aus meiner Sicht ist das eine sehr harte Strafe", fand der zweifache DTM-Champion und ProSieben-Experte Timo Scheider. "Aber das Reglement lässt nichts anderes zu, zumal es solch einen Vorfall schon gegeben hat."

Ähnlich sah es das Team Bernhard um Teamchef Timo Bernhard, das zur Entscheidung mitteilte: "Wir mussten Boxenstopps trainieren. Die Zeit ist sehr knapp. Bis 09:05 Uhr war das fast unmöglich. Wir waren nur knapp zwei Minuten drüber. Die Meisterschaft sollte nicht am grünen Tisch entschieden werden. Wir sind nicht glücklich mit den Auswirkungen der Strafe und würden uns für eine Geldstrafe aussprechen."

Porsche-Werksfahrer Preining, der vor dem Samstagsrennen den vierten Platz in der DTM-Tabelle belegt, sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Regeln sind Regeln. Eine Geldstrafe hätte meiner Meinung aber auch gereicht. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass es so eine Strafe schon für einen früheren Fall gegeben hat."

Ein 'Gewinner' der verhängten Strafen ist der dreifache DTM-Meister Rene Rast (Abt-Audi), der automatisch vom neunten auf den siebten Startplatz nach vorne rückt. "Wir müssen auf ein Wunder hoffen", hatte der Meisterschaftsdritte nach dem aus seiner Sicht unbefriedigenden Qualifying noch gesagt.

Die Top-10 der Startaufstellung nach allen verhängten Strafen: 1. Lucas Auer, 2. Luca Stolz, 3. Mirko Bortolotti, 4. Marco Wittmann, 5. Maro Engel, 6. Kelvin van der Linde, 7. Rene Rast, 8. Nico Müller, 9. Clemens Schmid, 10. Maxi Buhk