Der nächste langjährige Werksfahrer verlässt Audi Sport: Nico Müller und der Autobauer aus Ingolstadt trennen sich zum Saisonende nach neun gemeinsamen Jahren! Beide Parteien haben sich auf eine vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt. Zuvor hatten sich bereits der dreifache DTM-Champion Rene Rast und der Erfolgsrennstall WRT in Richtung BMW verabschiedet.

Müller steht nach Informationen von Motorsport-Magazin.com vor dem baldigen Wechsel zu Peugeot in die WEC. Die Franzosen sind dieses Jahr mit einem Hypercar in die Langstrecken-Weltmeisterschaft zurückgekehrt. Müller könnte schon beim diesjährigen Saisonfinale in Bahrain (10.-12. November) sein Debüt bei Peugeot geben.

Damit startet Müller künftig doch noch mit einem Hersteller in der WEC und bei den berühmten 24 Stunden von Le Mans. In der Saison 2022 bereitete er sich mit dem privaten LMP2-Team Vector Sport bereits auf die Prototypen-Herausforderung vor.

Audi-Motorsportchef Michl: "Lassen ihn schweren Herzens ziehen"

Der Schweizer war wie Rast ursprünglich für Audis LMDh-Programm vorgesehen. Im Zuge der endgültigen Einstellung des Projekts mit dem Einstieg in die Formel 1 ab 2026 gab es auch für Müller keine Beschäftigung mehr auf Werkssport-Niveau.

"Genau wie Rene Rast war Nico Müller ursprünglich als Fahrer für unser LMDh-Projekt vorgesehen", sagt der neue Audi-Motorsportchef Rolf Michl. "Nico hat sich mit Einsätzen in der LMP2-Klasse intensiv auf den Prototypen-Rennsport vorbereitet. Neben der Formel E sieht Nico seine Zukunft in Le Mans und im Prototypen-Rennsport. Das können wir ihm derzeit nicht bieten, deshalb haben wir uns schweren Herzens gemeinsam entschieden, ihn ziehen zu lassen und ihm die Möglichkeit zu geben, seinen Traum zu verwirklichen."

Nico Müller beim DTM-Sieg in Portimao 2022, Foto: DTM
Nico Müller beim DTM-Sieg in Portimao 2022, Foto: DTM

Müller 2023 mit Abt Sportsline in der Formel E

"Das war eine ganz schwierige Entscheidung", sagt Müller, der Audi Sport stets loyal gegenüber war. "Audi hat mir die Chance gegeben, in den professionellen Motorsport einzusteigen. Ich habe dem Unternehmen sehr viel zu verdanken und bin ein großer Fan der Marke und ihrer Autos. Auch die Zusammenarbeit mit Audi in der Schweiz war immer großartig und für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe noch Ziele im Motorsport, die sich leider mit Audi nicht verwirklichen lassen. Durch den Einstieg in die Formel 1 gibt es bei Audi nun andere Prioritäten. Deshalb bin ich Rolf Michl sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gibt, mich weiterzuentwickeln."

2023 dürfte Müller ein geschäftiges Jahr bevorstehen. Bereits offiziell bestätigt ist seine Rückkehr in die Formel E mit dem früheren Audi-Werksteam Abt Sportsline. Der Rennstall aus Kempten setzt bei seinem Comeback auf Kundenautos des indischen Automobilgiganten Mahindra und hat mit Müller sowie Robin Frijns sein früheres DTM-Fahrer-Gespann verpflichtet. Müller blickt auf 17 Formel-E-Starts zwischen 2019 und 2021 mit Dragon/Penske zurück und war seit 2018 offizieller Audi-Ersatzfahrer in der Elektro-Rennserie.

Müller und die Äbte kennen sich bestens aus gemeinsamen DTM-Zeiten: Nach zwei Saisons mit dem Audi Sport Team Rosberg (2014-2015), wechselte er ab 2016 zum Rennstall aus Kempten und blieb bis Ende 2020. Mit dem Wechsel der DTM zu einem GT3-Reglement kehrte Müller zum Rosberg mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße zurück.

Nico Müller startete seit 2014 für Audi in der DTM, Foto: Audi
Nico Müller startete seit 2014 für Audi in der DTM, Foto: Audi

Müller: Zwei Vize-Titel mit Audi in der DTM

In diesem Jahr bestreitet Müller mit Rosberg unter der Leitung von Teamchef Kimmo Liimatainen seine neunte Saison in der DTM. Mit bislang einem Sieg und zwei Podestplätzen belegt er den achten Rang in der Meisterschaft.

Der 30-Jährige wechselte 2014 nach sechs Jahren im Formelsport (Formel Renault, GP3) zu Audi und ging durchgängig für die Marke mit den vier Ringen an den Start. In bislang 148 DTM-Rennen erzielte Müller elf Siege, 34 Podestplätze, sieben Pole Positions und 1.015 Punkte. In den Saisons 2019 und 2020 errang er die Vize-Meisterschaft hinter Champion Rene Rast.

Nico Müllers DTM-Bilanz mit Audi seit 2014

Rennen148 seit 2014 (alle für Audi)
Siege11
Podestplätze34
Pole Positions7
Schnellste Rennrunden15
Punkte1.015
ErfolgeVize-Meister 2019, 2020

Müller: Sieg beim 24h-Rennen Nürburgring, Spa-Start mit Rossi

Müller war Audi fast ein Jahrzehnt lang treu und feierte mit dem Autobauer auch in anderen Kategorien Erfolge. 2015 gewann er das 24h-Rennen Nürburgring zusammen mit Christopher Mies, Edward Sandström sowie Laurens Vanthoor und ließ 2017 einen weiteren Podiumsplatz beim Eifel-Klassiker folgen.

Bei weiteren acht Starts im 24-Stunden-Rennen Spa-Francorchamps fuhr Müller in den Jahren 2015 und 2016 mit einem Audi R8 LMS GT3 auf das Podest. Dieses Jahr teilte er sich einen von WRT eingesetzten Audi beim belgischen 24h-Klassiker mit Motorrad-Superstar Valentino Rossi und Frederic Vervisch. Mit Rossi ging Müller auch bei den Endurance-Rennen der GT World Challenge 2022 an den Start und geriet damit automatisch ins internationale Rampenlicht.

Müller und Rast sind 2022 die einzigen Audi-Werksfahrer im Motorsportaufgebot der Ingolstädter. 16 weitere Piloten wie Kelvin van der Linde, Ricardo Feller, Christopher Mies, Frank Stippler, Pierre Kaffer, Markus Winkelhock oder Dries Vanthoor sind der Kundensportabteilung Audi Sport customer racing zugeordnet.

Nico Müller in der DTM: Saison für Saison

SaisonTeamMeisterschaftErfolge
2022Team RosbergP8 nach 12/16 Rennen1 Sieg, 2 Podien
2021Team RosbergP101 Podium
2020Audi Sport Team Abt SportslineVize-Meister6 Siege, 13 Podien
2019Audi Sport Team Abt SportslineVize-Meister3 Siege, 11 Podien
2018Audi Sport Team Abt SportslineP103 Podien
2017Audi Sport Team Abt SportslineP122 Podien
2016Audi Sport Team AbtP91 Sieg, 2 Podien
2015Audi Sport Team RosbergP21
2014Audi Sport Team RosbergP19