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Das wird die spannendste DTM-Saison aller Zeiten. Okay, ich weiß, dass ich das schon vor dem ersten Rennen gesagt habe. Aber so eng müsste es nach meinem Geschmack nun auch wieder nicht zugehen. Mit einem Punkt Vorsprung bin ich nach Zandvoort gekommen, mit einem Punkt Rückstand fahre ich jetzt zum EuroSpeedway. Und das drei Rennen vor Saisonende – das Thema Verteidigung der Meisterschaft wird noch eine ganz heiße Sache.

Und jetzt kommen natürlich wieder alle "Experten" und weisen die verbleibenden Rennstrecken den einzelnen Autos zu: Der EuroSpeedway sei eine Mercedes-Strecke, Hockenheim sowieso, und Istanbul würde man ja noch nicht kennen. Also: klare Sache für Gary. Aber da würde ich auch gerne noch ein Wörtchen mitreden: Bei fünf Starts stand Audi am EuroSpeedway fünfmal auf dem Podium, auch schon mal ganz oben. Klingt nicht nach einer reinrassigen Mercedes-Strecke, oder? Und in Hockenheim bin ich beim Saisonauftakt im April von der Pole Position gestartet – dort scheint also auch kein "Reserviert für Mercedes"-Schild zu stehen.

Ich glaube, wir müssen uns langsam davon verabschieden, die Rennstrecken schon vorher auf die einzelnen Marken aufzuteilen. Wir haben gerade in dieser Saison zu oft gesehen, dass in der DTM ganz plötzlich alles ganz anders kommen kann – und zwar in alle Richtungen. Aber so soll es ja auch sein, denn das macht die DTM so spannend und interessant für die Fans und alle Beteiligten.

Wie auch die harte Gangart, die in der DTM angesagt ist und über die sich ja manche immer wieder aufregen. Denen kann ich mal einen Abstecher in den Kartsport empfehlen, so wie ich ihn am vorletzten Wochenende gemacht habe: Beim Wettkampf um den "Red Bull Ultimate Driver", der mitten in Stockholm ausgetragen wurde, hatte ich es mit einer ganzen Reihe von jungen Heißspornen zu tun. Ich bin zwar von vorne gestartet, habe aber schon in der dritten oder vierten Kurve Schläge von hinten bekommen, als würde es um DTM- und Formel 1-Titel gleichzeitig gehen.

Ich habe dann einen Gang zurück geschaltet – schließlich hatte ich am nächsten Wochenende in Zandvoort ja noch etwas zu tun – und bin als Dritter ins Ziel gekommen. Ein paar Tage später habe ich übrigens auch gewusst, warum es dort so hart zur Sache ging: Während ich dachte, wir fahren nur um die Ehre, hatte der Veranstalter ein fürstliches Preisgeld für den Sieg ausgelobt. Und das war für den 16 Jahre alten Youngster natürlich sehr verlockend...

Ich bin nach dem Rennen in Zandvoort schnell verschwunden. Während Gary und ein paar andere Jungs noch im Fahrerlager gefeiert haben, lag ich schon in Krylbo mit meinen Hunden auf dem Sofa. Jetzt heißt es Energie tanken für das Rennen in der Lausitz. Denn eines ist bei diesem Punktestand so gut wie sicher: Einer von uns beiden – Gary oder ich – wird schon beim nächsten Rennen in Istanbul den ersten "Matchball" zum Titelgewinn haben...