Es hatte sich schon beim Saisonstart in Hockenheim abgezeichnet: Der Tonfall in der DTM ist eine ganze Spur härter geworden. In Spielberg drängte sich Mattias Ekström in den Mittelpunkt und bestimmte das Geschehen abseits der Strecke. Der Audi-Pilot wetterte nach dem ersten Rennen richtig los und zog über einige Fahrerkollegen her. Im Fokus seiner Verbal-Attacken: Maximilian Götz sowie Antonio Felix da Costa. Die beiden Piloten erhielten von DTM-Veteran Ekström eine deftige öffentliche Schelte.

"Es sind immer die gleichen Clowns, die Risiko in Kurve 1 gehen", sagte Ekström in der ARD noch vor dem zweiten Rennen auf dem Red Bull Ring. "Im Fahrerlager sind es Götz und da Costa, die ich als Clowns bezeichne. Weil sie nicht das Level haben, das man von einem DTM-Fahrer erwarten kann. Wenn man um Platz 15 oder 16 fährt, gibt´s eh keine Punkte. Da könnte man anständig fahren. Aber bei denen geht´s ja um die Wurst, da geht´s um deren Arbeit und Leben. Die zerstören ihre eigenen Autos und die Rennen der anderen."

Clowns, Pappnasen, Nasenbohrer

Der Schwede war mächtig auf Krawall gebürstet wegen Aktionen, die in so ziemlich jedem DTM-Rennen vorkommen. Im ersten Rennen wurde er nach dem Start während eines Gefechts mit Maxime Martin und da Costa gedreht. Von Mercedes-Pilot Götz fühlte er sich später blockiert. Strafen der Rennleitung erfolgten jedoch nicht. Ekström landete am Ende auf dem 16. Platz und ließ seiner Wut freien Lauf. Konsequent lederte der zweimalige DTM-Champion über das Wochenende hinweg gegen einige Fahrerkollegen. Clowns, Pappnasen, Nasenbohrer - Ekström packte sein gesamtes Reservoir aus.

"Der Eki ist schon so lange im Geschäft, und ich finde es schade, dass man das auf so einem Niveau machen muss", sagte Götz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Er ist seit 15 Jahren dabei, und ich seit 2. Da gehört es dazu, dass man zu den Jungen hingeht und denen sagt, sie sollen aufpassen. So was über das Fernsehen zu machen, finde ich nicht gut und nicht fair." Woran sich Götz besonders störte: Ekström habe nicht das persönliche Gespräch mit ihm gesucht: "Da geht man zu einem hin und spricht mit ihm persönlich. Er kam aber nicht mal zu mir."

Scheider: Das gefällt euch doch

Dafür kam der Chef höchstpersönlich. Am Sonntag nach dem zweiten Rennen unterhielten sich Mercedes-Motorsportchef Ulrich Fritz und Ekström in einer hinteren Ecke in der Mixed Zone angeregt miteinander. Laut wurde es nicht, doch beide dürften ihre Ansichten deutlich mitgeteilt haben. Ekström ging am Wochenende nicht nur auf Götz los, sondern lieferte sich zudem ein weiteres Wortgefecht mit seinem langjährigen Kollegen Gary Paffett. Die beiden waren sich schon in Hockenheim ins Gehege gekommen, in Spielberg folgte weiterer, reger Austausch.

"Das gefällt euch doch, dass es ein wenig Clinch zwischen Fahrern, Teams und Herstellern gibt", sagte Timo Scheider auf die Frage, ob der raue Ton in der DTM angemessen sei. Der Audi-Pilot musste sich in Spielberg selber genügend Sprüche über den Skandal aus 2015 anhören. Unter anderem Mercedes-Chef Fritz konnte sich die eine oder andere Anspielung nicht verkneifen. Scheider zum Ärger zwischen Ekström und Götz: "Wenn das Limit nicht überschritten wird, dann ist es das, was die DTM ausmachen soll. Wenn wir uns alle nur lieb haben, wird nichts Interessantes über die DTM geschrieben."

Götz sparte sich einen direkten Konter gegen Ekströms Verbal-Attacke, zum Pappnasen-Vorwurf sagte er lediglich: "Ich wusste gar nicht, dass wir schon Karneval haben..." Dazu die Anmerkung, dass er schon einige Male Rennen vor Ekström beendet habe. Von wegen: mangelndes Talent. Ähnlich reagierte BMW-Fahrer da Costa: "Diese Jungs versuchen, Entschuldigungen für sich selbst zu finden. Wenn er mich für seine Fehler verantwortlich machen will, okay."