"Macau - da brauchst' scho' Eier - des is' brutal." Die Augen des jungen Mannes glänzen, als ihn Motorsport-Magazin.com beim Saisonfinale der Formel 3 EM im Teamtruck von Mücke Motorsport besucht. Der junge Mann, das ist Lucas Auer. 2014 fuhr er mit der Formel 3 EM im Rahmenprogramm der DTM, 2015 gehört er selbst zur Hauptattraktion in Hockenheim und Co.: Auer startet dieses Jahr für Mercedes-Benz in der Tourenwagenserie.

Mercedes hat den Österreicher schon länger auf dem Schirm. Stichwort: Mercedes-Junior. Zwei Jahre lang fuhr er in der Formel 3 Europameisterschaft für Prema und Mücke mit Mercedes-Power im Heck. Die Ergebnisse waren überzeugend - zweimal Vierter in der Meisterschaft - aber für den großen Coup reichte es nicht ganz. Doch Mercedes schenkte Auer, übrigens Neffe des früheren Formel-1-Helden Gerhard Berger, das Vertrauen und ließ ihn Ende vergangenen Jahres einen DTM-Boliden testen. Offenbar konnte Auer die Verantwortlichen um Landsmann Toto Wolff überzeugen.

Lucas Auer startet 2015 für Mercedes in der DTM, Foto: Mercedes-Benz
Lucas Auer startet 2015 für Mercedes in der DTM, Foto: Mercedes-Benz

Riesen-Erfolg in Macau

Ein weiterer Türöffner war Auers Auftritt beim letztjährigen Macau GP. Mit dem F3-Auto durch die engen Gassen der chinesischen Zocker-Metropole: Seit 2012 ein absolutes Highlight für Auer, doch zweimal schaffte er es wegen Ausfällen nicht ins Ziel. Anders 2014: Hinter Mücke-Teamkollege Felix Rosenqvist überquerte Auer die Ziellinie als Zweiter - ein riesiger Erfolg für den Nachwuchspiloten und letztendlich ein gutes Argument dafür, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Auer ist nun in einer Top-Kategorie des Motorsports angelangt und kann in der DTM zeigen, was er wirklich drauf hat. Autos mit Dach sind ihm nicht unbekannt, schon mehrere Male durfte er sich in der Langstrecken-Weltmeisterschaft an einem LMP1-Boliden versuchen. Dazwischen: Testfahrten in der Formel Renault 3.5. Tausendsassa Auer: In der Vergangenheit schnupperte er in zahlreiche, unterschiedliche Rennserien rein und sammelte Erfahrungen. Die DTM ist nun der vorläufige Höhepunkt einer recht ungewöhnlichen Karriere.

Auer: Endlich auf dem Macau-Podium gelandet, Foto: Alexander Trienitz
Auer: Endlich auf dem Macau-Podium gelandet, Foto: Alexander Trienitz

Eine ungewöhnliche Karriere

Nach Erfolgen im Kart stieg er Anfang 2011 ins Monoposto auf und wechselte in die JK Racing Asia Series. Nach sieben Siegen aus 18 Rennen krönte er sich als Rookie zum neuen Asia-Meister. "Das war eine tolle Erfahrung, weil ich in Asien mehr oder weniger auf mich allein gestellt war - das hat mir geholfen, schnell erwachsen zu werden", sagte Auer damals im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Hintergrund des Asien-Abenteuers: Auer wollte eigentlich in der Formel BMW starten, doch die Serie fuhr nicht mehr in Europa. Die Boliden wurden nach Asien verkauft und so reiste er im Alter von 16 Jahren hinterher. Weltenbummler Auer: Nach der JK Racing Asia Saison unternahm er einen Ausflug in die Formula Pilota China Series und startete Anfang 2012 noch in der neuseeländischen Toyota Racing Series.

Dank seines Titelerfolges in der JK Racing Asia-Serie erhielt Auer einen GP2-Test bei Caterham - eine gute Präsentationsplattform für die Stars von morgen, doch Auer schob die Gelegenheit auf. "Das wäre im Anschluss an die Formel BMW sinnlos gewesen", räumt er realistisch ein. "Ich glaube eher nicht, dass dieser Test zu dem Zeitpunkt etwas gebracht hätte."

2012: Lucas wird Vize-Meister im Formel 3 Cup, Foto: Formel 3 Cup
2012: Lucas wird Vize-Meister im Formel 3 Cup, Foto: Formel 3 Cup

Bergers Einfluss

Während sich nicht wenige Motorsportler nach den ersten Erfolgen für etwas Besonderes halten, ging Auer die Angelegenheit äußerst durchdacht an und vertraute auf die Schritt-für-Schritt-Taktik. Wohl auch nicht ohne einen gewissen Einfluss Bergers, der sich als ehemaliger Vorsitzender der Formelkommission der FIA bestens mit der Materie auskannte und Auer bei seinem Weg mit Rat und Tat zur Seite steht. An den Rennwochenenden standen und stehen die beiden in telefonischem Kontakt und besprechen Auers Leistungen.

Gelegentlich fing sich der österreichische Jungspund dabei auch einmal einen Tadel ein, wenn er etwa eine unnötige Durchfahrtsstrafe kassiert, wie bei seiner Vize-Meisterschaft 2012 in der deutschen Formel 3. "Da kann der Gerhard schon mal sauer werden", sagte Auer einmal mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Wissen im Hinterkopf, dass Bergers Ratschläge für seine Zukunft Gold wert sind. Der erste, große Schritt für den jungen Mann aus Österreich ist nun getan.