Tom Kristensen sagt dem Motorsport als aktiver Rennfahrer Lebewohl. Was bei dem Dänen einem sofort einfällt: Le Mans. Neunmal beendete der heute 47-Jährige das prestigeträchtige Rennen als Sieger, sieben Mal davon für Audi. Für den Ingolstädter Automobilhersteller war Kristensen aber nicht nur über Jahre in der Langstreckenszene erfolgreich unterwegs, sondern klemmte sich auch mehrere Jahre hinter das Steuer eines DTM-Boliden.

2004 bringt ihn Audi als Teil des erfolgreichen Le-Mans-Trios mit Emanuelle Pirro und Frank Biela zu Audis offiziellem Einstieg mit in die DTM. Anders als seine beiden Le-Mans-Teamkollegen gewöhnt sich der Däne schnell an die neue Serie und beendet die Saison als Gesamtvierter. In Oscherleben gelingt ihm zudem sein erster DTM-Sieg. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich vom Sport- in den Tourenwagen wechsele. Und mir wird es sehr leicht gemacht: Wenn man das Lenkrad in die Hand nimmt und den Fuß aufs Gaspedal setzt, dann weiß man in beiden Autos sofort, dass man in einem Audi sitzt", kommentiert Kristensen seine geringen Umstellungsprobleme.

Viermal durfte Kristensen einen großen Schluck aus der Siegerflasche nehmen, Foto: DTM
Viermal durfte Kristensen einen großen Schluck aus der Siegerflasche nehmen, Foto: DTM

In den kommenden beiden Jahren legt er jeweils eine Punktlandung als Gesamtdritter und 56 Punkten hin. Kristensen überzeugt vor allem durch seine Konstanz: saisonübergreifend punktet er in 18 von 21 Rennen. 2006 siegt er ihn Zandvoort und Oschersleben.

Heftiger Unfall in Hockenheim

Zum Saisonstart 2007 erlebt Kristensen den schlimmsten Moment in seiner DTM-Karriere. Beim Saisonauftakt in Hockeneheim gerät er nach dem Start leicht von der Strecke und auf die Randsteine. Kristensen verliert dabei die Kontrolle über seinen Audi und dreht sich quer über die Strecke - Alexandre Premat und Susie Stoddart können im dichten Gedränge nach der Startphase nicht mehr ausweichen. Rauch, Trümmerteile und ein schwerbeschädigtes Auto des Dänen führen zum Rennabbruch und zu Bangen Minuten an der Strecke.

"Ich weiß nur noch, wie ich den zweiten Sektor begann, ich nach dem Dreher wieder schnellstmöglich ins Rennen wollte und ich ein weißes Auto auf mich zukommen sah. Danach fehlten mir mehr als 20 Minuten in meiner Erinnerung", beschreibt Kristensen rückblickend den Unfall.

Der Genesungsprozess setzt Kristensen mehrere Wochen außer Gefecht - ein mittelschweres Hirntrauma, und regelmäßige Schwindelanfälle plagen den Dänen. Gerüchten um sein Karriereende machen die Runde, beim fünften Lauf der DTM in Norisring kehrt Kristensen jedoch zurück ins Auto und liefert prompt eine hervorragende Leistung als Fünfter. Für Kristensen ist es der einzige schwere Unfall seiner Karriere.

Fokus auf den Langstreckensport

2008 und 2009 unternimmt Kristensen zwei weitere Anläufe, um in der DTM endlich an seine Le-Mans-Erfolge anknüpfen zu können. Die Saison 2008 beendet er als achter und kündigt vor dem Saisonstart 2009 an, der DTM nach der Saison den Rücken zu kehren - seine Zukunft sieht er wieder ganz im Langstreckensport.

Comeback 2011: Kristensen am Lausitzring, Foto: Sutton
Comeback 2011: Kristensen am Lausitzring, Foto: Sutton

Das Jahr 2009 beginnt für Kristensen allerdings mit einem Paukenschlag: In Hockenheim gewinnt er das erste Saisonrennen, nachdem Markenkollege Ekström in der letzten Runde einen Reifenschaden den Sieg kostet. Für den Dänen ist es der vierte und letzte Triumph in seiner DTM-Karriere. Am Ende der Saison wird er erneut Gesamtachter.

Zwei Jahre später kehrt Kristensen für einen Renneinsatz noch einmal zurück in die DTM: Mike Rockefeller muss verletzungsbedingt auf einen Start am Lausitzring verzichten und Kristensen setzt sich ein weiteres Mal hinter das Steuer eines Audi A4 - sein 61. und letzter Einsatz, indem er sich mit Platz sieben Meisterschaftspunkten endgültig aus der DTM verabschiedete.