Wie bewerten Sie die DTM-Saison 2012?
Die Saison war große Klasse. Es war zwar nicht immer ausgeglichen, aber alle drei Hersteller - Mercedes, Audi und BMW - haben Rennen gewonnen. Ich fand es toll und spannend, so kann es weitergehen. Vor allem BMW muss man ein großes Kompliment machen. Die haben es in Windeseile zu einem Titelgewinn gebracht. Ich hatte schon darauf gewettet, dass sie das erste Rennen gewinnen, allerdings hat das nicht ganz geklappt. Aber ich kenne natürlich die Strukturen - und ich kenne das Team Schnitzer. BMW ist immer noch sehr nahe an der Formel 1 dran, das haben sie bewiesen, als sie Prozesse und Entwicklungen während der Saison in atemberaubendem Tempo umgesetzt haben. Nach dem Motto 'Konkurrenz belebt das Geschäft', müssen die anderen Hersteller jetzt ein bisschen nachziehen, um das zu schaffen, was BMW geleistet hat.

War Bruno Spengler der verdiente Champion?
Er war schon so oft Vize-Meister und hat eine tolle Saison hingelegt. Bruno hat bewiesen, dass er ein toller Fahrer ist. Der Titel ist der mehr als verdiente Lohn für seine harte Arbeit.

Warum ist Mercedes zum Ende der Saison abgestürzt?
Von einem Absturz von würde ich nicht sprechen. Gary Paffet war die ganze Saison auf Augenhöhe. Es gab ein paar Ausfälle und es gab Strecken, wo das Auto nicht so gut zurecht gekommen ist. In Valencia ging der Mercedes zum Beispiel gar nicht. Dass Spengler am Ende gewonnen hat, war allerdings auch ein bisschen Glück. Hätte die Rennleitung das Pace-Car rausgeschickt, als der Spoiler auf der Straße lag, hätte Paffett aufschließen können und vielleicht sogar noch gewonnen. Unterm Strich hat BMW einfach die beste Arbeit gemacht. Obwohl sie praktisch null Erfahrung hatten, haben sie sich sehr schnell an alles gewöhnt; oder um in der Sprache des Motorsports zu bleiben: Sie haben eine sehr gute Pace im sechsten Gang vorgegeben.

Bruno Spengler sicherte sich 2012 zum ersten mal den Titel in der DTM, Foto: RACE-PRESS
Bruno Spengler sicherte sich 2012 zum ersten mal den Titel in der DTM, Foto: RACE-PRESS

Es gibt Gerüchte, dass Alex Zanardi im kommenden Jahr für BMW fahren könnte. Wie bewerten Sie einen möglichen Einstieg von ihm?
Ich habe vor Alex Zanardi größten Respekt, vor dem, was er geleistet hat und wie er nach seinem furchtbaren Unfall zurückgekommen ist. Er ist ein Vorbild für Millionen von Menschen, die mit ähnlichen Problemen leben müssen. Dass er bei den Paralympics zwei Goldmedaillen und eine silberne gewonnen hat, ist einfach fantastisch. Ob er in der DTM mitfahren sollte, ist schwierig zu entscheiden. Das ist eine gewaltige Herausforderung. Theoretisch geht das sicher alles, aber ich würde mich schwer tun, eine Entscheidung zu treffen beziehungsweise eine Lizenz auszustellen. Es gibt bestimmt viele Plus- , allerdings auch ein paar Minuspunkte. In den USA habe ich einmal einen ähnlichen Fall erlebt. Als ich 1989 in der IMSA GTO gefahren bin, gab es dort eine Amerikanerin, die ihre Beine nicht bewegen konnte. Und dann hat sie sich überschlagen und ist nicht alleine aus dem Auto herausgekommen. Gott sei Dank gab es kein Feuer und sie konnte gerettet werden, aber das war natürlich eine ganz heiße Kiste. Aus diesem Grund ist das ein sehr schwieriges Thema für mich. Dass ich Zanardi bewundere ist klar, und ich finde toll, was für Sachen er macht. Ob er wirklich in der DTM fahren will, sollte er sich aber gut überlegen.

Ab 2013 ist das Rennen in Moskau im Kalender. Eine gute Entscheidung?
Ich bin der Meinung, dass die DTM eine nationale Serie ist, auch wenn sie international große Beachtung findet. Für die deutschen Fans ist es nahezu unmöglich nach Moskau zu reisen. Deshalb glaube ich nicht, dass das Rennen von den Anhängern großartig honoriert würde - zumal es tolle Strecken im näheren Umfeld gibt. Auf der anderen Seite strebt die DTM eine Internationalisierung an. Es gibt ja Verbindungen mit Japan und an Beziehungen in die USA wird gearbeitet. Grundsätzlich finde ich das gut, aber man muss immer überlegen, wie das die Fans sehen und wie hoch die Kosten sind. Man muss aufpassen, dass so etwas nicht ausartet.