Dirk Werner, Andy Priaulx, Bruno Spengler, Martin Tomczyk - vier der sechs BMW-Neulinge haben am Samstag im ersten Qualifying des Jahres den Sprung in die Top-10 geschafft. Damit hatten wohl nur die wenigsten gerechnet, schließlich verfügen Mercedes und Audi über jahrelange Erfahrung im Vergleich zum Münchner Rückkehrer - trotz neuer Autos. Doch BMW schlug sich in Hockenheim bislang äußerst achtbar. Motorsport-Magazin.com hörte sich einmal im Fahrerlager um und stellte fest, dass die Konkurrenz von der Leistung des Konkurrenten beeindruckt ist.

"Dass BMW im Winter und bei den Tests so bluffen konnte - Hut ab", meinte etwa Mike Rockenfeller im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wirklich eine tolle Leistung, das ist Wahnsinn. Für die Fans ist es super, aber ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn sie ein bisschen weiter weg wären." So musste der Audi-Veteran seinen Platz in den Top-4 an Rookie Dirk Werner abtreten, der sich nach seinem dritten Startplatz vor Glückwünschen von allen Seiten kaum retten konnte.

Auch die oberste Audi-Spitze zollte den Münchnern Respekt. "Man heute gesehen, dass es zwischen den drei Herstellern sehr ausgeglichen ist", sagte Motorsportchef Wolfgang Ullrich. "BMW weiß sehr wohl, sich im Spitzen-Motorsport zu bewegen und hat sehr viel Erfahrung im Tourenwagen-Sport." Eine mögliche Erklärung für BMWs Auftreten auf Augenhöhe hatte er auch parat: "Wegen des neuen Reglements mussten wir alle neue komplett Autos bauen, dadurch hatte BMW auch noch die Möglichkeit, einen neuen Motor zu entwickeln. Wir fahren mit unseren alten Motor weiter - das kann ein Vorteil oder ein Nachteil sein."

Ullrich sei schon vor dem Saisonauftakt in Baden davon ausgegangen, dass BMW absolut konkurrenzfähig sein würde. Im Fahrerlager sah man das offenbar etwas anders. "Ich war schon überrascht", gab Pole-Mann Mattias Ekström nach Werners starker Performance zu. "Sie waren zumindest schnell genug, um vorne mitzufahren. Sie haben meinen großen Respekt, aber ich kann nur sagen, dass die Saison noch lang ist."

Dessen ist sich auch BMW bewusst, doch erst einmal überwog die Freude über das erste messbare Resultat. Nicht einmal der Chef persönlich hätte sich diese Performance seiner Schützlinge ausgemalt. "Die Überraschung ist sehr groß, aber die Freude darüber, dass sich die harte Arbeit, die viele Leute in das Projekt reingesteckt haben, gelohnt hat, überwiegt", sagte der BMW-Motorsportchef Jens Marquardt. "Wir haben nach 20 Jahren Abwesenheit ein Auto, mit dem vier Fahrer in die Top-10 fahren konnten."

Den Aspekt der Abwesenheit wollte Norbert Haug nicht so ganz gelten lassen. "Wir haben faszinierende Autos, alles ist sehr ausgeglichen und mit BMW gibt es einen tollen Newcomer - obwohl das eigentlich kein Newcomer ist", so der Mercedes-Motorsportchef. Unrecht hat er nicht, allerdings hat sich die DTM in den vergangenen 20 Jahren doch erheblich in so ziemlich jedem Bereich verändert. In München wäre man aber mit Sicherheit nicht unglücklich, wenn man an alte Zeiten anknüpfen könnte. "Ich hoffe, dass der neue M3 den gleichen Erfolg hat wie der alte", sagte Roberto Ravaglia, seines Zeichens DTM-Champion 1989 auf BMW.