Mit ihrer sympathischen, offenen und doch stets bescheidenen Art erobert Rahel Frey sofort die Herzen ihrer männlichen Gesprächspartner: Neu, frisch, charmant - und fast selbst noch ein wenig überrascht vom Vertrag mit Audi - saugt die Schweizerin mit jeder Faser ihr neues Umfeld auf.

Schneller als der Bruder

Ihr Weg in den Rennsport ergab sich durch familiäre Vorbelastung. Ihr Vater fuhr Kart und nahm seine Kinder gerne mit an die Strecke. Als der Nachwuchs groß genug war, wollte er es selbst gern wissen. Rahel trat gegen ihren Bruder an und war auf Anhieb etwas schneller. "Da wollte ich mehr", sagt sie. Von 1998 bis 2003 setzte sie ihren Weg im Kart fort und wechselte anschließend in Nachwuchs-Formelserien. Doch parallel wollte auch die schulische Ausbildung absolviert werden.

2006 hat sie am Sportgymnasium in Bern ihre Matura in Wirtschaft abgelegt - ein Abschluss, der mit dem deutschen Abitur vergleichbar ist. "Ich wurde ein wenig dazu gezwungen: Mama war für die Ausbildung, Papa für den Sport", erinnert sich die Schweizerin. "Ich hatte zwar 70 Absenzen, aber ich habe den Abschluss trotzdem geschafft. Es ist wichtig, einen Plan B im Leben zu haben."

Ein Plan, den sie bereits nutzen musste. Einer Saison als Volkswagen-Werksfahrerin im Formel-3-Cup 2008 folgte ein eindrucksvoller Saisonstart 2009 mit einem privaten Team: Ein Sieg und vier Podiumsplätze ließen keine Zweifel an ihrem Können. Doch dann folgte ein herber Rückschlag, als ein Sponsor sich zurückzog. Plötzlich stand das Talent ohne Cockpit da und half als Verkaufsberaterin im elterlichen Autohaus in Aedermannsdorf im Kanton Solothurn.

Ein Start mit einem Schweizer GT-Team bei den 24 Stunden von Le Mans und ein Gaststart im Volkswagen Scirocco R-Cup brachten Rahel Frey im Vorjahr wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Zum zweiten Mal durfte sie an einer Sichtung von Audi für ein DTM-Cockpit teilnehmen - und überzeugte. "2007 war eine sehr gute Sichtung für mich als eines von fünf Mädels. Audi hat sich dann für Katherine (Legge) entschieden", so Frey. "Ich hatte seither die Zeit, meine Persönlichkeit zu entwickeln. Ich bin ganz froh, dass es erst in diesem Jahr geklappt hat. Ich fühle mich jetzt reif für diese Aufgabe. Vielleicht wäre es 2007 zu früh gewesen."