Das ist deine achte Dakar, du hast zwei Mal gewonnen, bist du angesichts der vor dir liegenden Herausforderung noch nervös?
Marc Coma: Es sind die letzten Tage vor dem Rennen, an denen man Schmetterlinge im Bauch hat und den ganzen Tag damit verbringt, darüber nachzudenken, was man vergessen haben könnte und wie man alles richtig vorbereitet. Das ist ein Ritual, bei dem man immer etwas nervös ist.

Dieses Jahr war schwierig für dich, vor allem wegen der Verletzung auf Sardinien. Wie sieht es mit deiner Form aus?
Marc Coma: Eine Verletzung ist zu jeder Zeit schlecht, aber der Juni ist der ruhigste Monat im Kalender, also hat das die Vorbereitung auf dieses Rennen nicht beeinflusst. Wir sind in guter Form und wir haben erst kürzlich ein paar Kraft- und Ausdauer-Tests gemacht. Wir sind in ähnlicher Verfassung wie voriges Jahr.

In diesem Jahr gab es auch die Änderung an den Regeln und die Zweifel aufgrund des möglichen Rückzugs von KTM. Hatte das Einfluss auf dein Training?
Marc Coma: Wir versuchten sicherzustellen, dass es nicht beeinflusst war. Um ehrlich zu sein, es gab da ein paar schwierige Momente mit vielen Fragezeichen, aber zum Glück sind wir von sehr effizienten Leuten umgeben, die das Projekt am Laufen hielten. KTM ist außerdem ein Unternehmen mit langer Tradition bei diesem Rennen, es sind sehr leidenschaftliche Leute und das bedeutet, dieses Projekt hatte die nötigen Sicherheiten zum Weitermachen.

Was hältst du von den Kraftbeschränkungen für Maschinen mit größerem Hubraum?
Marc Coma: Ich denke, das stellt sich als übereilte Entscheidung der Organisatoren heraus. Zunächst wurden wir von den Rennen ausgeschlossen, da unsere Maschine über den 450cc liegt, die in den Regeln festgelegt werden. Jetzt haben sie etwas entschlossen, das so in der Mitte liegt und ein Limit für unser Bike festgelegt. Das ist keine Lösung, aber es bedeutet, wir können teilnehmen und haben eine konkurrenzfähige Maschine.

Wie wird der Kampf zwischen diesen Maschinen und den 450ern aussehen?
Marc Coma: Im Moment ist das eine große Unbekannte, wenn man sich die Unterschiede zwischen ihnen ansieht. Zunächst waren wir etwas besorgt, denn die Modifikation hat die Leistung der Maschine negativ beeinflusst. Nach etwas harter Arbeit haben wir aber eine gute Maschine und wir sind in dieser Hinsicht etwas ruhiger.

Marc Coma will wieder feiern, Foto: Repsol Media
Marc Coma will wieder feiern, Foto: Repsol Media

Sind die Reifenprobleme vorbei?
Marc Coma: Natürlich sind die Reifen einer der entscheidenden Punkte, wenn man die Dakar gewinnen will. Sie spielen eine fundamentale Rolle. Voriges Jahr haben wir mit Pirelli gewonnen und dieses Jahr haben wir entschieden, mit den gleichen Produkten weiterzumachen, die uns zum Sieg verholfen haben. Wir hoffen, das gleiche Glück zu haben.

Bei einem Rennen dieser Art, mit fünf Prüfungen über 400 Kilometer und sogar einer mit 600 Kilometern - wie kann sich das auf die limitierten Maschinen auswirken?
Marc Coma: Ich denke, die Länge wird sie nicht so sehr beeinflussen, denn die Leistung der Maschine ist auf einer Prüfung von 400 Kilometern die gleiche wie bei einer von 600 Kilometern. Ich bin mir auch sicher, dass wir nichts an Zuverlässigkeit eingebüßt haben, wir wissen aber, dass wir unter dem Ballast und dem Kraftverlust leiden werden. Wir haben uns aber darauf vorbereitet, damit wir so gut wie möglich damit umgehen können.

Die Reduktion der Kraft bedeutet, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit niedriger sein wird, oder?
Marc Coma: Der Top Speed wird an einigen Punkten niedriger sein, aber ich denke, dass der Motor im ersten Drittel des Gases, bei niedrigeren Umdrehungen, praktisch auf dem gleichen Level operiert wie zuvor. Ich denke, das wird wenig Einfluss haben.

Aber ein limitierter Motor wird die Maschine doch weniger effektiv machen, da sie nach wie vor gleich schwer ist. Könnte das ein Handicap sein?
Marc Coma: Ja, das ist ein Kompromiss, bei dem wir ein bisschen was versuchen müssen, denn die Maschine hat Kraft verloren und wir haben das gleiche Gewicht. Theoretisch werden wir also etwas an Effektivität verlieren. Aber wie gesagt, ich denke, die Maschine hat mehr als genug Potential, um ein Rennen wie dieses anzugehen.

Wird die Navigation wichtig sein?
Marc Coma: Generell glaube ich das nicht. Navigation wird immer noch eine Rolle spielen, aber auf etwa die gleiche Weise wie wir das gewohnt sind.

Sind die Sieg-Anwärter nun andere?
Marc Coma: Ich denke, letztendlich werden es die gleichen sein wie immer. Wenn etwas unbekannt ist, dann ist das beispielsweise das Potential der Maschinen von Aprilia und Sherco. Sie sind neu und könnten eines Tages in der Zukunft Sieger sein, aber im Moment wissen wir nicht, ob sie zuverlässig sind. Wir kennen das Potential von David Fretignes Yamaha, Cyril Despres KTM und am Schluss werden wieder die gleichen Namen um den Sieg kämpfen.

Im Team hat sich nur wenig verändert, Foto: Repsol
Im Team hat sich nur wenig verändert, Foto: Repsol

Hat sich dein Ziel geändert?
Marc Coma: Überhaupt nicht. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass der Sieg bei der Dakar immer schwierig ist, das ist eine große Herausforderung, bei der viele Faktoren mitspielen. Man muss alles richtig hinbekommen, wenn man gewinnen will und wir müssen die Dinge ruhig angehen, wenn wir unser eigenes Rennen fahren wollen.

Wirst du die Strategie ändern müssen, die du in den vergangenen Jahren verfolgt hast?
Marc Coma: Nicht wirklich. Wir werden wie immer jeden Zentimeter des Wegs kämpfen, versuchen die Dinge für die anderen so schwer wie möglich zu machen und geben immer unser Bestes. Wann wir schnell fahren und wann wir uns zurückhalten, ist eine interne Sache.

Was hältst du von der Route in diesem Jahr?
Marc Coma: Ich denke, sie ist besser als voriges Jahr. Wir verbringen mehr Zeit in der Atacama, es gibt mehr Etappen in der offenen Wüste, es gibt mehr Dünen und wir fahren mehr Off-Road. Das bedeutet, es wird anstrengender und schwieriger und ich glaube, das passt zu uns. Ich denke, sie ist sehr komplett, mit allen Arten von Terrain und vor allem mehr Zeit in der Wüste. Deswegen werden wir leiden wie alle anderen, wir werden harte Zeiten erleben, aber die Tatsache, dass es schwierig wird, liegt uns.

Kannst du uns deine Team-Mitglieder nennen, wie sieht die Team-Struktur aus?
Marc Coma: Das Team hat wieder drei Fahrer. Ich werde mit Jordi Viladoms als Unterstützung fahren, die Änderung ist die Ankunft von Henk Knuiman, ein niederländischer Fahrer, der Ruhe und Erfahrung ins Team bringen wird. Was die technische Seite betrifft, so ist es praktisch das gleiche Team, jeder Fahrer mit seinem eigenen Mechaniker, seinen Technikern und mit Jordi Arcarons als Sport Manager an der Spitze. Ich denke, diese Struktur schafft Sicherheit.