Volkswagen Motorsportchef Kris Nissen war selbst als Fahrer jahrelang im Motorsport unterwegs. Mit Formel- und Tourenwagenrennen startete der Däne allerdings nur auf der Rundstrecke. 2003 wurde Kris Nissen Motorsportchef bei Volkswagen und damit trat auch die Rallye Dakar in sein Leben. Volkswagen Motorsport konnte sich von Anfang an an der Spitze etbalieren. Doch 2007 war das schwärzeste Jahr in der noch jungen Dakar-Geschichte von VW. Doch der Speed war vorhanden und der soll auch 2008 zum Erfolg führen.

Die Neuen: Depping und Gottschalk, Foto: VW Motorsport
Die Neuen: Depping und Gottschalk, Foto: VW Motorsport

Wie ist der derzeitige Stand des Teams?
Wir sind dieses Jahr, im Vergleich zur Vergangenheit, sehr früh fertig. Wir haben die Technik sehr früh festgelegt und sind mit diesen Spezifikationen seit August mehrere Testrennen und auch Dauerläufe gefahren. Bis auf Dieter Depping und Timo Gottschalk fahren wir mit den gleichen Fahrerpaarungen. Es ist für uns sehr gut, dass die anderen dabeigeblieben sind und wir uns ein weiteres Jahr lang gemeinsam vorbereiten konnten. Aber es ist für uns auch sehr erfreulich, eine deutsch-deutsche Fahrerpaarung gefunden zu haben. Wir glauben zu hundert Prozent an die beiden und die beiden auch an uns. Ich denke, dass Dieter durch die vielen Testfahrten bei uns eine gute Leistung bringen kann. Dieter und Timo absolvierten schon eine Dakar zusammen im Truck. Diese Fahrerpaarung ist meiner Meinung nach ein großer Gewinn für das Team.

Wie bewerten Sie die Dakar 2008?
Wir wissen mittlerweile alle, dass die 30. Dakar extrem hart wird. Wir werden viele Tage in Mauretanien verbringen. Auch die Gesamtkilometerzahl ist sehr hoch. Dadurch wird die Dakar noch anstrengender für alle Teilnehmer. Das gilt nicht nur für unsere Fahrer und Beifahrer, sondern auch für die gesamte Mannschaft. Zusätzlich erwarten wir eine Gesamtfahrzeit, die im Bereich 65 bis 70 Stunden liegt. In den vergangenen Jahren lagen wir eher bei 50 bis 55 Stunden. Das ist natürlich eine gewaltige Steigerung, da es auch immer noch über die gleiche Anzahl von Etappen bzw. Tagen geht.

Am Race Touareg wurde viel gearbeitet., Foto: VW Motorsport
Am Race Touareg wurde viel gearbeitet., Foto: VW Motorsport

Wie sehr hatten Sie mit der Reglementänderung für die Topteams zu kämpfen?
Jedes Mal, wenn sich das Reglement ändert, gibt es eine neue technische Herausforderung. Im Bereich Getriebe konnten wir alles ziemlich schnell lösen und in den Griff bekommen. Das neue Fünfgang-Getriebe hat uns ein wenig Topspeed gekostet, aber das war ja auch zu erwarten. Wir hatten ansonsten keine großen Probleme. Was die Verkleinerung des Air Restriktors betrifft, so ist es klar, wenn weniger Luft zur Verfügung steht, dass auch die Leistung sinkt. Aber man muss es anders sehen: Wenn man einen Race-Touareg Stand 2007 mit diesen technischen Änderungen nimmt, dann ist man von A bis B langsamer unterwegs. Wenn man allerdings einen Race-Touareg mit dem jetzigen Stand und allen Änderungen nimmt, dann haben wir wieder etwas gutgemacht. Zum Beispiel, in dem wir noch bessere Dämpferabstimmungen haben, genauso haben wir an der Bremsanlage gearbeitet. Ein Auto lebt und es gibt eine ständige Weiterentwicklung. Die betrifft manchmal die Performance und manchmal die Servicefreundlichkeit. Aber insgesamt gesehen, haben wir von dem, dass wir durch die Änderungen verloren haben, etwa die Hälfte wieder zurück gewonnen.

Wie kam es dazu, Dieter Depping und Timo Gottschalk in den Race-Touareg zu setzen?
Dieter Depping fährt seit zwei Jahren intensiv mit dem Race-Touareg – sehr viele Roll outs und Tests. Eigentlich war schon früher ein Renneinsatz geplant, aber wir haben es nie richtig umsetzen können. Timo und Dieter kennen sich schon länger und haben 2007 sehr gut im Racetruck zusammengearbeitet. Es ist bei der Dakar ein sehr wichtiger Faktor, dass die gesamte Mannschaft an einem Strang zieht. Da ist es auch sehr wichtig, dass man sich untereinander kennt. Nach den guten Leistungen von Dieter bei den Testfahrten, mussten wir dann entscheiden, kann, darf er auch die Dakar fahren oder nicht! Das wird jetzt seine erste Dakar im Race-Touareg sein und seine zweite in einem Rennauto überhaupt. Sein erster Start im Tarek war leider nicht so lang. Deswegen muss man ihn als Neuling sehen, auch wenn er nicht mehr der Jüngste ist. Ich traue Dieter und Timo zu, auch mit dieser Einstellung zur Rallye zu gehen: es ist wichtig erst mal die Dakar zu überstehen und jeden Tag viel zu lernen. Auch wie man mit dem Fahrzeug und dem Team richtig umgeht. Sie dürfen den Erfolgsdruck nicht zu hoch schrauben, sonst ist die Gefahr, dass es daneben geht viel größer. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass er dem Team helfen muss, wenn es soweit ist. Das gilt natürlich auch für alle anderen. Ich glaube, man hat gesehen, besonders im Jahr 2007, dass wir wirklich ein Team waren. Da war jeder für den anderen da. Auf den Etappen konnte man mehrmals beobachten, wie zwei Race-Touareg zusammen fahren oder sich gegenseitig helfen. Das haben nicht wir erfunden, das ist etwas, was dieser Sport mit sich bringt und was auch unsere Mitkonkurrenten sehr oft machen. Das gehört einfach dazu. Ich denke, ein Dakar-Team muss noch mehr ein Team sein, als auf der Rundstrecke.

2007 im Pech! 2008 im Glück?, Foto: VW-Motorsport
2007 im Pech! 2008 im Glück?, Foto: VW-Motorsport

Welche Erwartungen haben Sie an die anderen Fahrerpaarungen?
Ich erwarte auf jeden Fall, dass sie einen genauso guten Job machen wie 2007. Der war perfekt – mehr konnte man von den Fahrern nicht verlangen. Wenn wir diese Einstellung und diese Strategie auch 2008 wieder umsetzen können, dann werden wir bei der Dakar jeden Tag und auch im Gesamtklassement eine entscheidende Rolle spielen. Trotzdem gehen wir nicht hin und sagen, dass eine spezielle Fahrerpaarung Favorit ist und gewinnen muss. Wir müssen nach wie vor akzeptieren, dass Mitsubishi der Favorit ist. Natürlich haben wir sehr gute Chancen auf eine gute Platzierung, damit meine ich auch gute Chancen auf den Sieg. Die hat aber auch das BMW-Team. Die haben sehr gut gearbeitet. Man darf aber auch Schlesser und Robby Gordon nicht vergessen.