Es steht zu 99,99% fest: Stéphane Peterhansel kann die 29. Rallye Dakar für sich entscheiden. Der Franzose hat über sieben Minuten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Luc Alphand. Dem dürfte es nicht gelingen bei der morgigen letzten Etappe, die eher einem Schaulaufen gleicht, diesen Rückstand gutzumachen. Klar, niemand ist vor einem Defekt oder Unfall gefeit, aber Peterhansel dürfte morgen seinen Mitsubishi Pajero in Watte packen und nichts riskieren. Das wird wohl auch für Luc Alphand gelten. Er sieht seine Pflicht gegenüber Mitsubishi darin, diesen zweiten Platz sicher ins Ziel zu bringen. Doch es ist auch klar, dass Mitsubishi es sehr schwer gehabt hätte, wären bei Volkswagen Motorsport nicht gleich beide Favoriten auf einmal einem technischen Defekt zum Opfer gefallen.

Stéphane Peterhansel fehlen noch 16 Prüfungskilometer zum Gesamtsieg, Foto: Mitsubishi
Stéphane Peterhansel fehlen noch 16 Prüfungskilometer zum Gesamtsieg, Foto: Mitsubishi

Zumal Carlos Sainz sein Versprechen wahr gemacht hat und sich den fünften Tagessieg bei der diesjährigen Dakar sicherte. Damit hat der Spanier einen Sieg mehr als letztes Jahr auf seinem Konto. Am ersten Checkpoint sah es noch nicht so gut aus. Sainz lag mit 2:37min Rückstand nur auf dem sechsten Rang. Doch schon bis zum nächsten Messpunkt bei 156km legte er Kohlen nach und übernahm die Führung. Diese hielt er bis in Ziel. Ein weiterer Volkswagen Pilot gesellte sich dort zu ihm: Giniel de Villiers fehlten am Ende nur sieben Sekunden auf den Sieg. Am CP1 lag der Südafrikaner sogar noch in Führung. Beim 156km-Punkt reichte es allerdings nicht mehr für die ersten Fünf. Auf den nächsten 31 Kilometern rafften sich De Villiers und sein Beifahrer Dirk Von Zitzewitz wieder auf und erklommen den dritten Rang mit 1:27min Rückstand auf Sainz. Auch auf der letzten Passage legte das Duo noch mal zu und schob sich hinter den Teamkollegen Sainz. Aber die Volkswagen Festspiele gehen noch weiter. Platz drei ging an Carlos Sousa aus dem Kundenteam "Lagos". Der Portugiese lag am CP1 noch auf Rang drei und verbesserte sich bis zum 156km-Punkt auf Rang zwei. Diesen Rang hielt er auch noch 31 Kilometer später. Doch durch den Sprung von Giniel de Villiers auf zwei rutschte Sousa auf Platz drei zurück.

Immer noch mit der Jagd auf den dritten Platz in der Gesamtwertung beschäftig ist Nasser Al Attiyah. Der Katarer erreichte heute den vierten Rang. Al Attiyah, in Diensten des X-Raid Teams, fuhr die gesamte Prüfung auf dem vierten oder dritten Rang. Auch er rutschte durch den Satz von De Villiers auf zwei wieder auf Platz vier zurück. Robby Gordon machte auch wieder einmal einen Abstecher in die Spitzengruppe. Am ersten Checkpoint lag der Amerikaner sogar noch auf dem zweiten Rang rutschte dann aber wieder aus den Top fünf heraus. Die letzte Passage schien seinem Hummer wieder zu liegen und er fuhr die fünftschnellste Zeit. Zumindest heute dürfte Gordon kein Problem mit der Benzinmenge gehabt haben.

Nasser Al Attiyah kämpft noch um Platz drei, Foto: X-Raid
Nasser Al Attiyah kämpft noch um Platz drei, Foto: X-Raid

Auf Rang sechs folgt der vierte und letzte Volkswagen-Pilot Marc Miller. Der Amerikaner lag die ganze Prüfung über hinter dem Katarer Al Attiyah und konnte auch am Ende nicht an dem BMW-Piloten vorbeiziehen. Erst auf dem siebten Rang taucht mit Luc Alphand der erste Mitsubishi auf. Alphand hielt sich heute stark zurück. Zu groß war die Angst, heute einen Fehler zu machen und Zeit oder sogar den zweiten Platz zu verlieren. Der Unfall von Marc Coma steckt noch vielen in den Gliedern. Doch die 4:22min Rückstand auf Sainz tun dem Franzosen auch nicht wirklich weh.

Endlich dürfen wir auch mal wieder Jutta Kleinschmidt unter den ersten Zehn begrüßen. Die BMW-Pilotin fuhr am Ende die achtschnellste Zeit. Am ersten Checkpoint lag sie noch auf neun. Zwar verlor sie bis ins Ziel noch etwas Zeit, profitierte aber von Miguel Barbosa, der einige Plätze verlor. 20 Sekunden langsamer als die Deutsche war Jean-Louis Schlesser. Dem Franzosen fehlten am Ende 5:58min auf die Spitze. Da er aber am CP1 noch auf Rang 14 lag, dürfte er sich über Platz neun freuen. Weniger freuen wird er sich allerdings darüber, dass er wieder Zeit auf Al Attiyah verloren hat. Damit wird die Diskussion um die 39min-Strafe erneut verstärkt. Wie bereits gestern, erreichte Miguel Barbosa die Top Zehn. Der Proto-Pilot lag am CP1 noch auf Rang neun. Der Portugiese verlor auf der zweiten Hälfte der Etappe fast fünf Minuten, doch zu seinem Glück schien das auch anderen passiert zu sein, so dass er die Etappe auf dem zehnten Platz beendete.

Jutta Kleinschmidt fuhr wieder in die Top Ten, Foto: X-Raid
Jutta Kleinschmidt fuhr wieder in die Top Ten, Foto: X-Raid

Stéphane Peterhansel hatte sich sogar noch mehr Zeit als sein Kollege Alphand gelassen und erreichte mit der elftschnellsten Zeit das Ziel. Der Franzose hatte sich während der ganzen Prüfung vollkommen zurückgehalten. Ihm reicht der sichere elfte Platz, um ganz vorne zu bleiben.

Sollte nichts Unerwartetes passieren wird sich an Platz eins für Stéphane Peterhansel und Platz zwei für Luc Alphand auch nichts ändern. Trotzdem könnte uns morgen nur ein vorläufiges Endergebnis ins Haus stehen. Nämlich dann, wenn Nasser Al Attiyah weiter Boden auf Jean-Louis Schlesser gutmachen sollte. Denn der Einspruch gegen die 39min-Strafe läuft. Die einzige Möglichkeit für ein endgültiges Ergebnis dürfte sein, dass Al Attiyah ordentlich Zeit verliert. Marc Miller, bestplatzierter Volkswagen-Pilot, konnte keine Zeit auf den Katarer gutmachen. Er wird damit seinen fünften Platz in der Gesamtwertung halten. Es dürfte zu bezweifeln sein, dass er es morgen schafft, mehr als acht Minuten zu gewinnen. Hiroshi Masuoka auf dem sechsten Rang hat über eine halbe Stunde Rückstand und wird dem Amerikaner damit auch nicht weiter gefährlich.

Ergebnis 14. Etappe

Platz Fahrer (Fahrzeug) Zeit/Rückstand
1. Carlos Sainz (Volkswagen) 02:21:02
2. Giniel de Villiers (Volkswagen) + 0:07 Minuten
3. Carls Sousa (Volkswagen) + 0:45 Minuten
4. Nasser Al Attiyha (BMW) + 1:52 Minuten
5. Robby Gordon (Hummer) + 1:54 Minuten
6. Marc Miller (Volkswagen) + 2:02 Minuten
7. Luc Alphand (Mitsubishi) + 4:22 Minuten
8. Jutta Kleinschmidt (BMW) + 5:38 Minuten
9. Jean-Louis Schlesser (Buggy) + 5:58 Minuten
10. Miguel Barbosa (Proto) + 8:00 Minuten