Für uns fangen nun wieder die erschwerten Bedingungen an. Wir sitzen in Calama/Chile und senden unsere Daten aus einem der vielen winzigen Internetcafes am Straßenrand. In Peru geht www-mäßig fast gar nichts, deshalb konnten wir bisher eine line des Veranstalters mitnutzen. Ab jetzt heißt es, sich mit 4-12 kb Uploadgeschwindigkeit herumplagen. Dafür sehen wir mehr vom Land als die anderen, wir wollen uns also nicht zu sehr beschweren.

Mehr sehen wir auch auf der Strecke, zum Beispiel, dass sich tatsächlich auch der ein oder andere Spitzenfahrer schwer tut. Carlos Sainz muss mit Problemen sogar komplett aufgeben. Zwei der drei SMG Buggies stehen auf der Neutralisationsstrecke (100 km Asphalt ohne Wertung) zwischen den beiden Etappenstücken mit Problemen am Rand. Guerlain Chicherit dabei am Seil. Er plagt sich mit Problemen am Auto und in der Folge an sich selbst. Gestern versagt seine Servolenkung, deswegen sind beide Handgelenke bandagiert und er leidet nach eigener Aussage böse Schmerzen. Chabot muss eine Antriebswelle notdürftig reparieren. Beide schaffen es aber zum zweiten Teil der Rennstrecke und platzieren sich als Achte und Neunte sogar unter die Top-10. Mathias Kahle wird 16. auf der Stage und overall und schleicht sich in der Gesamtwertung so langsam an genau einen solchen Platz unter die ersten Zehn heran.

Andere Länder, andere Sitten, Foto: Ellen Lohr
Andere Länder, andere Sitten, Foto: Ellen Lohr

Eine, die leidet, aber sich immer wieder durchkämpft, ist Stephanie Manns. Seit vorgestern hat sich nur Böses abgespielt. Im weichen Fech Fech Sand versagt bei ihr die Kupplung. Als der T4 Fast Service Truck naht, hängt zu allem Übel aber schon einer ihrer Teamkollegen am Seil, auch er mit defekter Kupplung. Also kann sie sich nicht ins Ziel ziehen lassen, sondern muss gemeinsam mit ihrem Mitfahrer in der Wüste reparieren. Da stehen also ein Truck und zwei Buggies nachts im Sand und machen ihre Renner wieder flott.

Gestern dann erreichen sie nach durchschraubter Nacht das Bivak, um direkt wieder aufzubrechen. Der Zeitplan für die Teilnehmer ist eng gesteckt. Erschwerend kommt hinzu, dass nach chilenischer Zeit gefahren wird; es fehlen also auch noch zwei Stunden dringend benötigter Nachholschlaf. Heute dann das nächste Desaster. Drei Liter Öl verbraucht ihr Einsatzgerät allein auf der Liaison zum Start. Ich bin sehr gespannt, ob wir Stephanie und ihren Co. heute im Ziel sehen. Sie ist eine, die niemals aufgibt, das steht fest. Aber wenn sich ein Übel an das andere reiht, ist halt irgendwann auch mal Schluss. Wäre schade, denn vom Speed her waren die beiden richtig gut drauf.

Der Fan hat seinen Spaß, Foto: Ellen Lohr
Der Fan hat seinen Spaß, Foto: Ellen Lohr

Gerade als man dachte, bei den Trucks zeichnet sich so langsam ein Zweikampf zwischen Iveco und Kamaz ab, fährt ein MAN unter die Top-3 und auch Loprais, der gestern viel Zeit im Sand verbuddelt hat, meldet sich auf seinem Tatra mit Platz vier zurück. Die ersten Elf trennen in der Gesamtwertung keine drei Stunden. Sechs Marken sind vertreten... Was will das Trucker-Herz mehr!

Die morgige Etappe hat zwar viele Kilometer (alleine im Service ist die Strecke mit 10 Stunden Fahrzeit kalkuliert), aber wenig in Wertung. 218 km Speciale hauptsächlich auf Schotterpisten sollten keine größeren Probleme darstellen. Der Weg führt uns ganz nah an die Grenze zu Bolivien heran über einen 5.000 m hohen Andenpass nach Argentinien. Das wird ein langer Tag - und am Ende wartet eine Megainternetverbindung. Man soll ja das Hoffen nie aufgeben...