Der Sieger

Cyril Despres gewann die Dakar 2010, Foto: Red Bull
Cyril Despres gewann die Dakar 2010, Foto: Red Bull

Cyril Despres profitierte etwas vom Pech seines KTM-Markenkollegen Marc Coma, aber zeigte selbst auch eine exzellente Leistung. Am Ende gewann der Franzose souverän mit einer Stunde Vorsprung auf den Norweger Pal Anders Ullevalseter und den Chilenen Francisco Lopez Contardo.

Pechvogel der Dakar

Marc Coma. Es war nicht die Rallye des Vorjahressiegers. Er hatte technische Probleme, musste einen illegalen Reifenwechsel durchführen und bekam 6 Stunden Zeitstrafe aufgebrummt, als er den Rückstand auf Teamkollege Cyril Despres gerade verringern wollte. Und gleich zu Beginn der Rallye hatte er schon 22 Strafminuten kassiert, da er die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritt. Letzten Endes wurde es trotz vier Etappensiegen nur Platz 15. Zu wenig für einen Siegertypen.

Glück im Unglück

Luca Manca. Der Italiener stürzte schwer, zog sich schwere Kopfverletzungen zu und musste mit Schädelbrüchen in eine Spezialklinik nach Santiago de Chile ausgeflogen werden. Erst rund eine Woche nach dem Unfall kam die Entwarnung, dass er außer Lebensgefahr sei und dass er gute Chancen habe, keine bleibenden Schäden davonzutragen. Glück im Unglück.

Gelungener Einstand

Aprilia trat als Werk erstmalig bei der Dakar an und feierte einen gelungenen Einstand. Mit dem Chilenen Francisco Lopez Contardo hatte man sich auch einen hochrangigen Lokalmatadoren an Bord gezogen, der insgesamt drei Etappensiege für die italienische Marke erringen konnte und auch in der Gesamtwertung Dritter wurde.

Feierte mit Aprilia einen gelungen Einstand: Francisco Lopez Contardo, Foto: Red Bull
Feierte mit Aprilia einen gelungen Einstand: Francisco Lopez Contardo, Foto: Red Bull

Panne der Dakar

Die passierte ausgerechnet dem Lokalhelden Francisco Lopez Contardo - oder zumindest leitete er sie ein. Denn das er sich verfuhr, war noch nicht so peinlich, wie das Nichtüberlegen seiner Konkurrenten. Die meisten folgten Contardo, als er an einem Punkt der 6. Etappe falsch abbog. David Fretigne, Alain Duclos, Paulo Goncalves, Ruben Faria, Pal Ullevalseter, Marc Coma und andere kontrollierten ihre Roadbooks nicht und folgten dem Chilenen blind. Cyril Despres bewies bei diesem Durcheinander aber Durchblick und schlug den richtigen Weg ein. Trotzdem gewann Coma die 6. Etappe.

Ehre, wem Ehre gebührt

 Vielleicht rettete Fretigne seinem Landsmann Casteu sogar das Leben, Foto: ASO
Vielleicht rettete Fretigne seinem Landsmann Casteu sogar das Leben, Foto: ASO

Da sind einige Piloten zu nennen. Zuerst sicher Luca Manca. Am Tag vor seinem schlimmen Unfall hielt er auf der 5. Etappe in seinem eigenen Rennen an, um Marc Coma seinen Ersatzreifen zu vermachen, da der mit Pneuschaden liegen geblieben war. Des Weiteren sind David Casteu und David Fretigne zu nennen. Ersterer, weil er sich nach den letztjährigen Rallyes von KTM getrennt und ein eigenes Sherco-Team auf die Beine gestellt hatte und weil er auf dieser kleineren 450ccm-Maschine die erste Etappe hatte gewinnen können. Fretigne ist hier zu nennen, weil er anhielt und Casteu half, als dieser gestürzt und sich eine tiefe Schnittwunde am Bein zugezogen hatte. Vielleicht hat Fretigne damit seinem Landsmann Casteu sogar das Leben gerettet, da der den Not-Knopf an seinem Bike nicht mehr drücken konnte.

Zahlen zur Dakar 2010

Die Motorräder mussten auf 14 Etappen insgesamt 8.937 Kilometer zurücklegen. Davon gingen 4.717 in die Wertung ein, 1.854 davon wurden auf Verbindungsstrecken zurückgelegt. 161 Fahrer und Fahrerinnen aus 33 Ländern gingen auf 12 unterschiedlichen Motorradmarken an den Start. 88 von ihnen kamen in die Endwertung. Den ersten, Cyril Despres, und den letzten gewerteten Fahrer, Christian Califano, trennten insgesamt rund 132 Stunden.

Die Deutschen

Christina Meier kam als 85. ins Ziel, Foto: ASO
Christina Meier kam als 85. ins Ziel, Foto: ASO

Als 62. wurde Jan Vesely gewertet. Der Yamaha-Pilot fuhr mit zwei 60. Plätzen auf der 12. und 13. Etappe seine besten Einzelergebnisse ein. Christina Meier, die ebenfalls auf einer 450er-Yamaha an den Start ging, beendete die Rallye als 85. Das erklärte Ziel der Hamburgerin war es, anzukommen und die Dakar zu beenden. Dieses Ziel erreichte sie souverän, sie konnte auf der vorletzten Etappe mit Rang 55 ihr bestes Tagesergebnis sicherstellen. Für Landsmann Ingo Zahn war die Hatz durch Argentinien und Chile bereits auf der zweiten Etappe beendet.

Spruch der Dakar

Cyril Despres: "Alle Siege sind schön, aber dieser hier ist besonders schön. Ich hatte keine Angst davor, zu verlieren. Ich wollte einfach gewinnen. Und dieser Wille zu siegen war stärker als die Angst zu verlieren."

Überraschung 2010

 Pal Anders Ullevalseter freute sich über den zweiten Platz, Foto: KTM
Pal Anders Ullevalseter freute sich über den zweiten Platz, Foto: KTM

Der Norweger Pal Anders Ullevalseter ging, wie Despres und Coma auch, mit einer Leistungsbeschränkten 990er KTM an den Start. Vor dem Start der Rallye hatte der 41-jährige noch befürchtet, nicht mithalten zu können. "Mein Bike fühlt sich wirklich zu langsam an", hatte er gesagt. "Es ist schwerer und hat die Leistungsbeschränkung." Starter, die mit 450ccm-Maschinen losknatterten, hatten daher in seinen Augen einen Vorteil. Am Ende überraschte der Norweger mit dem zweiten Gesamtrang. "Woooooooooooow! Großartig", stammelte ein überwältigter Ullevalseter nach den letzten Kilometern.

Bester Fahrer

Marc Coma. Er gewann nicht nur vier Etappen, sondern konnte trotz der Rückschläge in der Endwertung den 15. Platz belegen. Insgesamt bekam er 6:22 Strafstunden aufgebrummt, verlor am Ende auf Sieger Despres 6:32,46 Stunden. Ohne die Strafen wären dies zehn Minuten Rückstand und Platz zwei.

Die Sieger:

1. Etappe: David Casteu
2. Etappe: David Fretigne
3. Etappe: Cyril Despres
4. Etappe: Marc Coma
5. Etappe: Francisco Lopez Contardo
6. Etappe: Marc Coma
7. Etappe: Cyril Despres
8. Etappe: Francisco Lopez Contardo
9. Etappe: Cyril Despres
10. Etappe: Marc Coma
11. Etappe: Marc Coma
12. Etappe: Francisco Lopez Contardo
13. Etappe: Pal Anders Ullevalseter
14. Etappe: Ruben Faria

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