Die TT 2010 wurde mit der Präsentation im Villa Marina-Theater offiziell gestartet. Noch sind es zwar ein paar Monate hin, bis die Action auf dem Mountain Circuit losgeht, doch herrscht auf der Insel Man schon eine spürbare Vorfreude. Eigentlich mehr als das. Man kann es nicht so recht in Worte fassen. Enthusiasmus, Überzeugung, Herzblut. All das spürte man gestern Abend bei jener Gala-Veranstaltung, bei der viele der TT-Superstars anwesend waren.

Applaus ernteten alle Fahrer - vom 15-fachen TT-Sieger John McGuinness bis hin zu den Neulingen. Doch bei manchen Leuten ging dieser Applaus direkt unter die Haut. Vor allem als Nick Crowe die Bühne betrat. Er erhielt stehende Ovationen, minutenlangen Applaus und Jubel.

Michael Dunlop weiß seit letztem Jahr, dass er gewinnen kann., Foto: Toni Börner
Michael Dunlop weiß seit letztem Jahr, dass er gewinnen kann., Foto: Toni Börner

Knapp ein Jahr ist seit seinem schlimmen Unfall im zweiten Seitenwagen-Rennen hier auf der Insel vergangen. Damals war ihm ein Hase ins Gespann gerannt. Crowe verlor bei diesem Crash den unteren Teil seines rechten Arms. Bislang sind auch die Beinverletzungen nicht auskuriert. Das rechte Bein wird noch immer durch ein äußeres Metallgestell fixiert und zusammengehalten.

So betrat Crowe die Bühne und kündigte an: Ich mache weiter auf der TT, zunächst als Teamchef. Den rund eintausend Gästen im Villa Marina lief ein eiskalter Schauer den Rücken herunter. Erneut gab es Standing-Ovations für Nicky Crowe.

Rico Penzkofer der heimliche Star

Der Deutsche Rico Penzkofer ist der gefeierte heimliche Held an diesem Abend. Im letzten Jahr fuhr er zum ersten Mal in der Supersport TT, dieses Jahr geht er außerdem in den Superbike- und Superstock-Rennen an den Start. Nichts ungewöhnliches in diesem Sinne. Aber was Penzkofer so besonders macht ist einfach der Fakt, dass er in 2010 auf einer BMW sitzen wird. Die Insulaner sind ob der Rückkehr der deutschen Marke schon ganz aus dem Häuschen. Überall wird Penzkofer angesprochen, muss Autogramme schreiben und die Leute erinnern sich an die 70er Jahre, als zuletzt Solo- BMWs auf dem Mountain Circuit im Einsatz waren. Die Supersport-Klasse wird Penzkofer übrigens auf einer Yamaha in Angriff nehmen.

Ende Mai wird dann John McGuinness dieses Bike von den Ladys wieder übernehmen müssen und wollen., Foto: Toni Börner
Ende Mai wird dann John McGuinness dieses Bike von den Ladys wieder übernehmen müssen und wollen., Foto: Toni Börner

Trotzdem der Böhlener auf den Pressekonferenzen und der Launch-Radio-Show immer wieder betont hat, dass sein Einsatzfahrzeug keine Werks-BMW ist, sehen die Briten es als solche an. Doch Penzkofer, der mit der Endurance WM, den Straßenrennen und der IDM Supersport dieses Jahr einen vollen Kalender hat, kümmert sich selbst um die Vorbereitung der S1000RR. Vor allem das Fahrwerk muss auf die besonderen Anforderungen des Straßenkurses angepasst werden. Und viele der Briten wollen von ihm Tipps weil sie wissen, dass Penzkofer in der ganz frühen Entwicklungsphase des bayerischen Superbikes noch Testfahrer bei den weiß-blauen war.

Das Beste zum Schluss

Klar hat die TT viele Helden. Und viele davon waren bei der offiziellen Präsentation auch vor Ort. Da war ein Ian Hutchinson dabei, der letztes Jahr zwei TTs an einem Tag gewinnen konnte - was in der 102-jährigen Geschichte dieses Rennens erst sechs Fahrern gelungen ist. Da war ebenso ein Michael Dunlop dabei, der sich letztes Jahr als Dritter der Dunlop-Dynastie, nach Joey und Robert, in die Siegerbücher eintrug. Der 14-fache TT-Sieger Dave Molyneux folgte. Cameron Donald, der letztes Jahr im Superstock-Training erst einen inoffiziellen 131 mph-Schnitt-Rekord und dann sich selbst hingelegt hatte und die Rennen auslassen musste, verkündete, dass er in 2010 wieder auf der Relentless by TAS Suzuki sitzen wird. Der Australier will es noch ein mal wissen.

Connor Cummins lebt in Ramsey auf der Isle of Man und will 2010 endlich einen Sieg feiern., Foto: Toni Börner
Connor Cummins lebt in Ramsey auf der Isle of Man und will 2010 endlich einen Sieg feiern., Foto: Toni Börner

Doch die beiden Fahrer, auf welche die meisten Fans am gespanntesten warteten, waren natürlich die HM Plant Honda-Werksfahrer John McGuinness und Steve Plater. Der 15-fache Champion und der Herausforderer, der ihm schon zwei Siege streitig machen konnte. Beide bleiben Teamkollegen, beide bleiben die härtesten Konkurrenten.

McGuinness erntete einen Extra-Applaus. Am Donnerstag hatte es in seinem Hause Nachwuchs gegeben. Der Moderator wurde plötzlich überflüssig. Plater und McGuinness plauderten für die Öffentlichkeit über die kleinen "Würmchen", wobei ersterer dem letzteren Tipps gab. Und ankündigte, dass die Nächte noch kürzer werden würden.

Plater und McGuinness stellten im Villa Marina noch etwas unter Beweis: Sie können nicht nur heftig am Kabel ziehen, sondern sie haben vor allem auch Entertainer-Qualitäten. Und sie tragen viele Sachen mit Humor. Auch der 15-fache Sieger McGuinness, als sein Ausfall aufgrund einer gerissenen Kette im letztjährigen Rennen - und vor allem seine Reaktion darauf - über die Leinwand flackert.