Das Stiggy Racing Team wird beim Finale im portugiesischen Portimao nur noch mit einem Fahrer antreten - Leon Haslam in der Superbike-Klasse. Waren beim vorletzten Saisonlauf in Magny Cours bereits Gianluca Vizziello (Leistungen) und John Hopkins (Verletzungen) aus dem Rennbetrieb genommen worden, erleidet nun der Australier Anthony West dasselbe Schicksal. In Portimao wird er nicht auf die Stiggy-Honda steigen dürfen. Als Gründe werden finanzielle Schwierigkeiten des Teams und Motivationsprobleme des Piloten genannt.

Die so gut begonnene Saison des Teams um den Ex-GP-Piloten Johan Stigefelt endet mehr und mehr in einem Desaster. Von anfänglich vier Piloten in zwei Klassen wird beim Finale nur noch der Brite Leon Haslam am Kabel der privaten Hondas ziehen. Als Nächstes muss sich Anthony West beugen und in Portimao zusehen. Dabei hatte man vom Australier immer wieder einige Glanzpunkte gesehen. In Valencia und in Brünn wurde er Zweiter, auf Phillip Island zum Auftakt Dritter. Doch es gab auch einige Tiefschläge. Immer wieder klagte West, dass er nicht das nötige Vertrauen zur Honda aufbauen könnte und dass er wieder Yamaha fahren wolle. Im Jahre 2007 fuhr er drei Rennen auf Yamaha und holte dabei zwei Siege. Dann wechselte er zu Kawasaki in die MotoGP.

Doch dass er in Portugal nicht fahren wird, bedeutet sein Karriereende noch nicht. Im Gegenteil will er an den Testtagen nach dem Wochenende wieder auf dem Bike sitzen. "Es ist natürlich reichlich schlecht, eine Saison so zu beenden", sagte West, dem der fünfte Gesamtrang wohl untätig genommen werden wird. Fabien Foret und Andrew Pitt liegen nur zwei beziehungsweise drei Punkte zurück. "Aber andererseits war ich auch nicht mehr sonderlich motiviert. Wir hatten das ganze Jahr Probleme, mir ein gutes Gefühl für das Motorrad zu vermitteln. Einige Rennen waren besser als andere, aber insgesamt war es eine relativ frustrierende Saison für uns."

"Ich selbst weiß, dass ich es viel viel besser kann", gab sich der Australier selbstbewusst. "Aber auch das Team ist in der Supersport-Klasse an größere Erfolge gewöhnt." Doch das sei nun abgehakt und der ehemalige Grand Prix-Sieger wolle sich nun auf die nächste Saison konzentrieren. "Ich hoffe, dass ich in Portimao nach dem Rennwochenende testen werde. Ich werde das ganze Rennwochenende über in Portimao sein, auch wenn es hart wird, nur zuzusehen, wenn ich eigentlich fahren sollte."

Im Zwist aber ist diese Entscheidung nicht getroffen worden. "Ich möchte mich unbedingt noch bei meinem Team und bei Stiggy bedanken. Wir hatten ein hartes Jahr, aber gleichzeitig hatten wir auch viel zusammen zu lachen. Für nächstes Jahr will ich das Glück wieder auf meine Seite ziehen - vielleicht beginne ich einfach mal damit, meine Startnummer 13 zu wechseln."

Der Schwede und 90-fache GP-Starter Johan Stigefelt tat diese Entscheidung, West nicht fahren lassen zu können, sehr leid. "Ökonomische Schwierigkeiten machten es uns unmöglich die Saison so zubeenden, wie wir das wollten", klagte er. "Ich bin jetzt schon wieder gezwungen gewesen, drastische Maßnahmen zu ergreifen und wir mussten Anthony für das letzte Rennen aus dem Programm nehmen. Das ist es eine sehr schlechte Situation und wenn ich die Probleme anders hätte lösen können, hätte ich dies getan."

Die Zweifel werden immer größer, dass das Stiggy-Team nächstes Jahr in der Superbike-Szene überhaupt am Start sein wird. Lange Zeit sah es so aus, als würde man in der Superbike-Klasse auf Yamaha umsteigen und in der Supersport-WM den Werksauftritt dieser Marke betreuen. Doch nachdem das schwedische Team in den letzten Wochen immer wieder durch Negativ-Schlagzeilen, fehlendes Geld und Fahrerabmeldungen auffiel, lässt sich über die Zukunft der jungen aber motivierten Truppe nur spekulieren.