Kenan Sofuoglu weiß, wie es sich anfühlt Geschichte zu schreiben. Im Jahr 2007 konnte der heute 28-Jährige als erster Türke einen Weltmeistertitel im Motorradsport bejubeln. Damals siegte Sofuoglu auf der Honda in der Supersport. Die Klasse, in der er 2010 seinen Erfolg wiederholen konnte, scheint seine sportliche Heimat zu sein. Denn auch 2012 steht Sofuoglu bereits vor dem letzten Rennen als Supersport-Weltmeister fest.

In der GP reichte es für Kenan Sofuoglu nur zu kleineren Achtungserfolgen, Foto: Milagro
In der GP reichte es für Kenan Sofuoglu nur zu kleineren Achtungserfolgen, Foto: Milagro

Ein zweiter Platz im portugiesischen Portimao reichte dem in Deutschland lebenden Türken, um sich den Titel vorzeitig vor seinem großen Konkurrenten Jules Cluzel zu sichern. Der Triumph scheint Balsam auf die in der vergangenen Saison geschundene Seele von Sofuoglu zu sein. 2010 hatte der langjährige Honda-Pilot das Ten Kate Team verlassen, um bereits bei den letzten beiden Rennen der Saison 2010 anstelle des verunglückten Shoya Tomizawa in der Moto2-Weltmeisterschaft für das Team Technomag-CIP an den Start zu gehen.

Gleich zum Auftakt gelang Sofuoglu eine Fahrt auf Rang fünf. Auch die folgende Saison ließ sich für den Türken, der an der Seite des Schweizers Dominique Aegerter agierte, gut an. Beim Rennen in Assen konnte der damalige Technomag-CIP-Pilot mit Platz zwei sogar sein erstes Podium in der Moto2 bejubeln. Doch die Saison nahm nur bedingt einen weiteren positiven Verlauf. Der 600cc-Experte musste viel Lehrgeld zahlen und beendete die Saison mit Rang 17.

Dass Sofuoglu 2012 überhaupt den Antrieb zu einer Rückkehr in die Supersport-Weltmeisterschaft gefunden hat, verdient höchsten Respekt. Denn das Leben des Türken gleicht einer Achterbahn und ist geprägt von zahlreichen Schicksalsschlägen. Schon der Start in den Motorrad-Zirkus war alles andere als leicht. In der Türkei wurde der Sport der drei Sofuoglo-Brüder Bahattin, Sinan und Kenan lange Zeit als zu gefährlich erachtet und kaum respektiert.

Erst als 2002 mit Bahattin der älteste Bruder bei einem Unfall als Fußgänger ums Leben kam, änderte sich die Einstellung gegenüber der Familie. Während Kenan 2008 einen mit Gesamtrang 18 wenig erfolgreichen Abstecher in die Superbike-Weltmeisterschaft machte, starb auch sein Bruder Sinan, der in der türkischen Meisterschaft unterwegs war, bei einem Trainingsunfall in seinem Heimatland. Sofuoglu kehrte im Folgejahr in die Supersport-Meisterschaft zurück und holte sich bekanntlich einen weiteren Titel.

Kenan Sofuoglu - der Kämpfer

Das Jahr 2011 sollte nicht nur sportlich, sondern auch privat ein weiteres Mal nicht in seinem Zeichen stehen. Sofuoglus Vater Basri erlag nach einer langen Leidenszeit seiner schweren Krankheit. Doch der 28-Jährige leidenschaftliche Motorradfahrer erwies sich als Kämpfer. Weder all die Rückschläge, noch eine schwere Knieverletzung in der Saisonvorbereitung konnten Sofuoglu auf seinem Weg zurück an die Supersport-Spitze aufhalten.

Kenan Sofuoglu hat in seiner Heimat einen hohen Stand, Foto: WorldSBK
Kenan Sofuoglu hat in seiner Heimat einen hohen Stand, Foto: WorldSBK

Auch wenn der gläubige Moslem in Deutschland lebt, hat er zu seiner Heimatstadt Adapazari, die vor einigen Jahren von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, noch eine enge Beziehung. Gemeinsam mit dem türkischen Verband promotet Sofuoglu ein Projekt mit einigen Youngsters. Das große Ziel: Den Motorsport in seiner Heimat noch deutlich bekannter machen.

Beim türkischen Ministerpräsident Erdogan und vor allem beim Verbandschef Bekir Yunus Ucar hat sich der aktuelle Kawasaki-Pilot bereits einen großen Namen gemacht."Wir brauchten einen Helden und mit Kenan haben wir ihn gefunden. Er ist ein besonderer Mensch, jemand, der unser Land auf der ganzen Welt ehrt und er wird von vielen Fans geliebt."

Nach seinen dritten Titelgewinn hat er sicher nicht nur in der Türkei zahlreiche neue Anhänger und Unterstützer gewonnen.