Bereits zum 75. Mal wird am Wochenende der Bol d'Or ausgetragen. Der 24-Stunden-Klassiker, der dieses Jahr wieder in Magny Cours stattfindet, gehört zu den renommiertesten Langstreckenrennen der Zweiradszene. Und das sieht man auch in der Beteiligung - ganze 58 Teams haben sich für den Start in Frankreich angemeldet.

Top-Favoriten sind natürlich die amtierenden Weltmeister von Suzuki Endurance Racing Team. Die SERT-Truppe wird wieder mit der Startnummer eins ausrücken, Vincent Philippe, Freddy Foray und Daisaku Sakai bilde die Stammfahrer, der Franzose Anthony Delhalle steht als Ersatzmann parat. Doch leicht wird es die Konkurrenz der Suzuki-Truppe nicht machen.

Denn weiterhin ist das amtierende Vizeweltmeister-Team von Hans-Peter Bolliger am Start. Horst Saiger, Roman Stamm, Jerome Tangre und Frederic Chabosseau werden - wie die Bolliger-Tradition es will - auf der Kawasaki Ninja ZX10R ausrücken.

Das Yamaha Austria Team von Mandy Kainz hat sich für die Saison 2011 verstärkt. Die YART-Truppe führt nun den Namen des Energydrinks "Monster" im Namen, auf der Piste setzt das Team aus Österreich auf internationale Erfahrung: Der Slowene Igor Jerman, der Australier Steve Martin, sowie die Franzosen Gwen Giabbani und Bertrand Stey werden der Yamaha R1 die Sporen geben.

Doch die beiden großen 24-Stunden-Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft bringen oft eigene Gesetzmäßigkeiten mit sich. So ist oftmals nicht ganz klar einzuschätzen, wie stark die lokalen Teams sein werden - vor allem diejenigen, die Werksunterstützung erhalten.

Ganz sicher auf der Liste muss man die Startnummer 99 haben. Das BMW Motorrad France 99-Team tritt mit Sebastien Gimbert, Damian Cudlin, Erwan Nigon und Hugo Marchand an. Oft hatte diese Truppe in der Vergangenheit in den Qualifyings schon extrem gute Leistungen gezeigt, war dann im Rennen aber oft vom Pech verfolgt.

John McGuinness freut sich auf die erste Saison in der Langstrecken-Weltmeisterschaft., Foto: Toni Börner
John McGuinness freut sich auf die erste Saison in der Langstrecken-Weltmeisterschaft., Foto: Toni Börner

Mit Spannung wird der erste Auftritt des "Honda TT Legends"-Teams erwartet. Die Road Racing-Cracks und Isle of Man TT-Legenden Steve Plater, John McGuinness, Keith Amor und Cameron Donald werden am Kabel der Honda CBR1000RR ziehen und wollen auf der Rundstrecke anständig in das Jahr 2011 starten.

"Ich habe in meiner Karriere schon viele Dinge gemacht, aber ich habe noch nie eine volle World Endurance Saison bestritten", so McGuinness im Vorfeld des Wochenende. "Das ist komplett neu für mich." Die Truppe habe sich aber mit etlichen Tests auf das Abenteuer vorbereitet und alles sei sehr gut verlaufen. "Wir hatten keine Stürze und sind alle in einem Stück geblieben." Technisch wird das TT Legends-Team keine schlechten Voraussetzungen vorfinden: Ein großer Teil des technischen Personals kommt auf der Phase One Endurance-Mannschaft, welche 1993, 2000 und 2003 den WM-Titel in der Langstrecken-Szene erringen konnten.

In der großen Formula EWC-Klasse sind zwei Deutsche mit am Start. Für M-Sportsperformance werden Florian Kresse und Meik Minnerop zusammen mit dem Franzosen Frederic Bernon am Kabel einer Suzuki GSX-R 1000 ziehen.

Deutscher Angriff auf den Titel

In der Superstock-Klasse stehen die Chancen auf einen deutschen WM-Titel in diesem Jahr nicht schlecht. Teamchef Rico Penzkofer hat seinen Langstrecken-Einsatz aufgestockt und wird 2011 gleich zwei BMW S1000RR ins Rennen schicken. Die beiden Maschinen werden mit den Startnummern 13 und 31 ausrücken.

Im Team mit der Startnummer 13 schickt der Böhlener die richtig schnellen, erfahrenen Piloten an den Start und auch er setzt auf Internationalität. Der Tscheche Michael Filla, die beiden Belgier Sebastien LeGrelle und Werner Daemen sowie der Japaner Yoshinari Matsushita sollen beim Bol d'Or am Wochenende den Grundstein für den Titelgewinn in der Superstock-Klasse legen.

"Ich wollte schon immer mehr Langstrecke fahren, das ist meine Leidenschaft", erklärte der Belgier Daemen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Letztes Jahr war ich bei ELF BMP 99 noch selbst Teamchef, jetzt habe ich ein BMW-Superbike Team in der IDM zu leiten. Aber ich freue mich darauf, die Langstrecke selbst zu fahren."

Im zweiten Team des Penz13.com-Racing Teams stehen weitere erfahrene Piloten am Start. So zum Beispiel Matti Seidel. Mit Christian Bachler aus der Schweiz und Stanicic Zeljko aus Serbien ist auch dieses Team international besetzt. Teamchef Penzkofer lässt es sich außerdem nicht nehmen, sich als Reservefahrer selbst aufzubieten.

Doch so gut die Voraussetzungen für die Penz13.com-Truppe auch sein mögen: Zuerst müssen sie an dem Qatar Endurance Racing Team vorbei, die in den letzten drei Jahren den Superstock-Titel drei Mal in Folge einheimsten. Und Alexander Cudlin (Australien) wird sich zusammen mit den Kataris Nasser Al Malki, Youssef Al Malki und Rashid Al Mannai die Butter nicht vom Brot nehmen lassen wollen.