Rene, im ADAC GT Masters steckt ihr mitten im Titelkampf - wie schätzt du die aktuelle Situation ein?
Rene Rast: Der Audi R8 LMS ultra ist generell nicht schlecht, aber falsch eingestuft. Von der Performance her könnten wir Rennen gewinnen, aber wir sind einfach zu schwer. Die Geraden sind unser großes Problem, da verlieren wir im Vergleich zur Konkurrenz 10 bis 15 km/h beziehungsweise sieben, acht Zehntel pro Runde.

Welche Chancen rechnest du dir zum Meisterschaftsfinale aus?
Rene Rast: Wir liegen alle ziemlich dicht beisammen - aber nicht, weil wir das stärkste Auto haben. Wir hätten öfter mal relativ viel Glück und müssen schauen, dass wir immer punkten. Wenn wir etwa von P22 starten, müssen wir hoffen, dass die anderen vor uns Fehler machen und wir uns aus dem Gröbsten heraushalten. Das Problem: Wir können auf den Geraden quasi nicht überholen. Wenn wir Achter sind, dann bleiben wir das auch.

Nächster Stopp ist der Slovakia Ring. Was denkst du, wie die Strecke dem Audi liegt?
Rene Rast: Der Slovakia Ring sollte uns besser liegen als der Red Bull Ring zuletzt mit seinen hügeligen Passagen und den langen Geraden. Der Slovakia Ring beinhaltet viele schnelle und flüssige Kurven, was dem Audi eigentlich entgegenkommt. Ich denke, dass wir dort auf dem gleichen Niveau fahren wie die Konkurrenz, aber nicht unbedingt einen Vorteil haben. Beim Finale in Hockenheim haben wir dann wieder die langen Geraden und kämpfen mit stumpfen Waffen.

Foto: ADAC GT Masters
Foto: ADAC GT Masters

Das klingt alles recht negativ. Macht es dir überhaupt Spaß, im ADAC GT Masters zu fahren?
Rene Rast: Das Rennfahren auf der Strecke ist schon cool. Du hast hier viele Hersteller und ein mit Profis und Amateuren gemischtes Feld. In den Rennen herrscht immer viel Action, weil manche Autos auf der Geraden schnell sind, während andere die Zeit in den Ecken holen. Es macht schon richtig Spaß, auch den Fans beim Zuschauen, wenn man nicht gerade Kanonenfutter auf der Geraden ist...

Du teilst dir das Cockpit mit Christopher Mies. Wie wichtig ist das Verhältnis zum Teamkollegen?
Das ist sehr wichtig. Wenn man sich mit seinem Teamkollegen gut versteht, macht die Arbeit noch viel mehr Freude. Zum Glück habe ich mit Christopher Mies einen tollen Teampartner, mit dem ich nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke viel Spaß habe.

Wie war das vor deiner Zeit im ADAC GT Masters?
In den Porsche-Cups waren die Fahrer eher Einzelkämpfer. Da hatte man zwar auch Teamkollegen, aber die sah man eher als Gegner an und hat ihnen vielleicht auch nicht immer alle Daten gegeben.

Du wurdest immer wieder mit der DTM in Verbindung gebracht. Ist das bei dir noch ein Thema?
Eher nicht, ich fühle mich im GT-Sport richtig wohl. Fest steht, dass ich über die Saison hinaus bei Audi bleibe; in welche Richtung es geht, kann ich aber noch nicht sagen. Vor ein paar Jahren war die DTM mein großes Ziel, aber jetzt bin ich nicht mehr so heiß darauf wie früher. Natürlich bleibt es eine Option, aber mir gefällt es im GT-Bereich sehr gut. Nach zwei DTM-Tests für Audi und einem für BMW habe ich die DTM aber noch nicht abgehakt. Wenn es heißt, dass ich DTM fahren soll, dann mache ich das.

Beim ADAC GT Masters-Rennen in Spa-Francorchamps hattest du einen schweren Unfall. Hast du das alles abgehakt?
Rene Rast: Das habe ich komplett ausgeblendet. Als Profi muss man das neutral sehen und so tun, als ob nie etwas passiert wäre. Wenn man sich wirklich schwer verletzt, kann es sein, dass man noch einmal daran denkt. Aber so lange alles glimpflich ausgeht, ist man da relativ ungerührt.