Pascal, du bist neun Rennen vor Saisonende Tabellenerster, Sven Dritter mit 41 Punkten Rückstand. Seid ihr mit eurer Saisonzwischenbilanz zufrieden?
Pascal Wehrlein: Ich bin mit dem Anspruch in die Saison gegangen, Erster zu werden. Von daher habe ich meinen eigenen Anspruch bislang erfüllt. Sieben Siegen stehen allerdings auch vier Nullnummern entgegen – das ist natürlich weniger schön. Gerade jetzt im beginnenden Endspurt ist jeder Zähler wichtig.
Sven Müller: Das ADAC Formel Masters ist in diesem Jahr extrem stark besetzt, nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Von daher bin ich froh, dass ich so gut in die Saison gestartet bin. Zeitweise habe ich ja sogar die Tabelle angeführt. Die letzten Rennen liefen dann nicht mehr ganz so gut. Aber noch sind neun Rennen zu fahren und ich denke, das Titelrennen ist noch komplett offen.

Ist die Anspannung bei euch jetzt im Saisonendspurt höher als in den ersten Rennen?
Pascal Wehrlein: Das kann ich nicht sagen. Mein Ziel war und ist, in jedem Rennen vorn mitzumischen. Ich werde sicherlich nicht zögerlicher in die letzten Läufe gehen als zuvor.
Sven Müller: Eigentlich nicht. Ich schaue von Rennen zu Rennen und versuche, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Das war am Anfang des Jahres so und es ist immer noch so.

Der EuroSpeedway Lausitz ist die Heimstrecke eurer Teams. Ist die Erwartung an euch dort besonders hoch? Und was habt ihr euch für das Wochenende vorgenommen?
Pascal Wehrlein: Mein Team will gewinnen, ich will gewinnen – ob Heimspiel oder nicht, wir treten immer mit den gleichen hohen Erwartungen an. Auch am EuroSpeedway Lausitz. Einen Heimvorteil in Sachen Streckenerfahrung haben wir auch nicht, da jedes Team genauso oft in der Lausitz testen war wie wir. Außer, dass ein paar Fans und Freunde des Teams zusätzlich an der Strecke sind, also eher Business as usual.
Sven Müller: Natürlich will sich mein Team ma-con vor heimischem Publikum gut präsentieren und ich werde mein Möglichstes dafür tun. Da Top-Drei-Platzierungen sowieso mein Ziel sind, egal wo wir starten, ändert sich für mich allerdings nicht so viel. Konkrete Prognosen abzugeben, wird aber immer schwieriger, da das Leistungsniveau in der Serie von Rennen zu Rennen höher wird.

Wer von euch steht unter höherem Druck? Pascal der Tabellenführer oder Sven der Verfolger?
Pascal Wehrlein: Vorn in der Tabelle kämpft jeder um die Meisterschaft und versucht, das Bestmögliche zu erreichen, egal ob Gesamterster oder -dritter. So gesehen ist die mentale Situation für jeden gleich. Rein faktisch spricht mein Punktevorsprung natürlich für mich.
Sven Müller: Sicherlich hat Pascal den größeren Druck, da die Erwartungen an ihn nach dem bisherigen Saisonverlauf höher sind. Als Tabellendritter kann ich gelassener an die Sache herangehen. Aber klar ist: Auch ich kämpfe um den Titel.

Pascal hat die fleißigeren Punktesammler als Teamkollegen, ein Vorteil?
Pascal Wehrlein: Das kann man so oder so sehen. Eine Stallorder gibt es bei uns nicht. Am Red Bull Ring war mein Teamkollege Jason Kremer einer meiner härtesten Rivalen. Nur mit viel Mühe konnte ich ihn hinter mir halten. Wenn meine Teamkollegen meinen Titelkontrahenten Punkte wegschnappen, ist das positiv, aber genauso können sie mir das Leben schwermachen.
Sven Müller: Die Gefahr, dass mir Pascals Teamkollegen Punkte wegschnappen, ist sicherlich größer als umgekehrt. Von daher sehe ich ihn diesbezüglich im Vorteil.