Gewinner: Max Verstappen

Max Verstappens Leistungen erhalten oft nicht genügend Wertschätzung. Wer im besten Auto ins Rennen startet und häufig von vorne die Pace kontrollieren kann und dabei im Rennen nicht vollkommen ans Limit gehen muss, der hat es schwer, die breite Allgemeinheit von seinen Fahrkünsten zu überzeugen. Doch Imola zeigte einmal mehr, dass der Faktor Verstappen den Unterschied machen kann.

Im gleichen Auto war Perez schon in Q2 raus, im Qualifying war allgemein McLaren vermutlich sogar etwas schneller. Aber Windschatten und eine Fabelrunde machten den Unterschied. Im Rennen rettete er sich gegen den Norris-Schlussspurt ins Ziel und hielt dem Druck stand. Ach, und ganz nebenbei gewann Verstappen an diesem Wochenende auch noch virtuell die 24-Stunden am Nürburgring. Fünf Stunden saß der begeisterte Simracer dabei am Samstagabend und am Sonntagmorgen insgesamt selbst am Steuer.

Verlierer: Fernando Alonso

Solche magischen Wochenenden haben wir in der Formel 1 in der Vergangenheit auch häufig von Fernando Alonso gesehen. Aber leider bleibt er sie uns 2024 immer häufiger schuldig. Miami war schon ein für seine hohen Ansprüche außergewöhnlich schwaches Wochenende. Imola erst recht. Ein unnötiger Abflug im Training besiegelte eigentlich schon einen Großteil seines Wochenendes. Anschließend folgte mit einem weiteren Ausritt das Q1-Aus und die Pace war - wohl auch aufgrund der Reparatur-Arbeiten - nicht sonderlich alonsoesk. Die Notfall-Strategie im Rennen war der letzte Strohhalm, an den sich Aston Martin klammerte. Es kam kein günstiges Safety Car, also ging sie nicht auf. Verkehrte Welt beim Silverstone-Team: Lance Stroll machte es Alonso vor, wie man mit diesem Auto Punkte sammelt.

Gewinner: McLaren

Es wird Lando Norris und McLaren schmerzen, dass ihnen der Sieg in Imola so knapp durch die Finger geglitten ist. Im Qualifying und im Rennen schien der MCL38 - wenn auch nur knapp - das beste Auto zu sein, beide Male stellte man sich aber knapp hinter Verstappen an. Der Miami-Sieg vor zwei Wochen wird die Schmerzen wohl ein bisschen lindern. Dass das Auto aber nun auch auf einem etwas konventionelleren Belag gezeigt hat, dass es sich auf Red-Bull-Niveau befindet, wird erst recht über die knappe Niederlage hinweghelfen können. Deshalb zählen sie auch zu den Gewinnern. Denn nun ist endgültig klar: Mit dem McLaren wird in dieser Formel-1-Saison häufig zu rechnen sein, wenn nicht sogar immer. Monaco ist die nächste Strecke mit vollkommen anderer Charakteristik. Die nächste Chance, Verstappen zu schlagen.

Verlierer: Sergio Perez

Sergio Perez trat an diesem Wochenende eine Zeitreise an. Es ging fast genau ein Jahr zurück für den Mexikaner, als er ebenfalls beim Europa-Auftakt - damals in Monaco - eine grobe Delle in einen bis dahin guten Saisonstart zimmerte. Anschließend ging es rapide bergab und für Monate konnte sich Perez nicht aus seiner Misere befreien. So weit sind wir noch nicht, aber die Parallelen sind schon auffällig, dass es ausgerechnet wieder beim Europa-Auftakt für den Mexikaner komplett danebenging. Das Qualifying-Ergebnis spricht eigentlich für sich: Q2-Aus während Teamkollege Verstappen auf Pole fuhr. Im Rennen gab es auf dieser Strecke mit der alternativen Strategie kaum mehr etwas zu gewinnen - ohne Safety-Car-Glück jedenfalls. Aber auch abgesehen davon war seine Rennpace nicht überragend. Ausflug ins Kiesbett inklusive.

Red Bull-Fahrer Sergio Perez im Kiesbett
Sergio Perez im Kiesbett von Imola, Foto: LAT Images

Gewinner: Lance Stroll

Zweiter teaminterner Qualifying-Sieg in Serie. Für Lance Stroll ist das schon außergewöhnlich, vor allem gegen Fernando Alonso. Ob der Sieg nur aufgrund eines schwachen Wochenendes von Alonso zustande kam, ist eine Sache. Aber dennoch muss man ihm zugutehalten, dass er das Potenzial des Aston Martins maximieren konnte. Die Top-4-Teams waren wohl so oder so nicht in Schlagdistanz, da ist P9 eigentlich das bestmögliche Ergebnis.

Verlierer: Oliver Bearman

Ihr fragt euch vielleicht: Was hat ein Formel-2-Fahrer hier verloren. Aber Oliver Bearman ist nach wie vor der Favorit auf ein F1-Cockpit bei Haas für nächstes Jahr, deshalb darf sein Wochenende nicht unerwähnt bleiben. Oder besser gesagt: Seine gesamte bisherige F2-Saison. Diese lässt sich nämlich unter der Kategorie 'Pleiten, Pech und Pannen' zusammenfassen. In Imola schien er eigentlich endlich mit einem möglichen Podest seine Aufholjagd starten zu können. Doch dann würgte er im Hauptrennen seinen Dallara ab und dahin war die Chance auf Punkte. Dazu kam noch ein Unfall im Training. Zwischenbilanz: Sechs Punkte nach acht Rennen. Ohne seinen guten Ferrari-Auftritt in Saudi-Arabien und seinen F1-Trainingseinsätzen bei Haas wäre er derzeit wohl kaum ein Thema für die Königsklasse 2025.

Gewinner: Yuki Tsunoda

Schon im Training sah Yuki Tsunoda stark aus. Auf seiner Heimstrecke (er wohnt wenige Kilometer entfernt in Faenza) lief der Racing-Bull-Pilot schließlich in Q2 zur Höchstform auf. Platz 3 mit nur einem Reifensatz, so ganz kann er sich diese Traumrunde wohl selbst nicht erklären. Dass er in Q3 Teamkollege Daniel Ricciardo trotz eines Fahrfehlers locker im Griff hatte, spricht Bände. Das Ergebnis und die Ausbeute von nur einem Punkt spiegelt eigentlich nur mangelhaft wider, was für ein starkes Wochenende des Japaners der Emilia-Romagna-GP 2024 war.