Eine bittere Pille im WM-Kampf muss Audi schlucken: Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer haben in Le Mans offiziell drei Motoren verbraucht, weil die elektronische Plomben infolge eines Bedienungsfehlers nicht funktioniert haben. Bei nur fünf erlaubten Motoren für eine Saison steht den WM-Führenden jetzt nur noch ein frisches Aggregat zur Verfügung, obwohl faktisch nur ein einziges für die gesamte Le-Mans-Woche aufgewendet worden ist. Nebenbei muss Audi noch 50.000 Euro zuzüglich Gerichtskosten an die FIA überweisen. Das Fahrzeug von Lucas di Grassi, Loic Duval und Oliver Jarvis ist nicht betroffen.

Chris Reinke, Leiter des LMP1-Programms von Audi, bestätigte die Probleme: "Es ist unsere Schuld, das geben wir zu. Es gab einen Fehler beim Umgang mit den Plomben beim Fahrzeug Nummer 7, was bedeutet, dass sie nicht funktioniert haben und der ACO sie nicht auslesen konnte." Es sei menschliches Versagen gewesen, weil die Position der zwei Plomben verändert worden ist. Selbst mit dem Audi-eigenen Equipment konnten die Daten nicht mehr ausgelesen werden.

Bei einer FIA-Anhörung in Paris legte Audi seinen Standpunkt dar und bekannte sich schuldig. Sportstrafen für Le Mans gibt es daher nicht, wohl aber eine 50.000-Euro-Geldstrafe und den faktischen Verlust von zwei Motoren. "Wir haben denselben Motor für die Sechs-Stunden-Rennen in Silverstone und Spa verwendet", führte Reinke aus. "In Le Mans haben wir denselben physischen Motor für Training, Qualifyings und Rennen verwendet, müssen aber wegen der defekten Plombe diesen als zweites, drittes und viertes Aggregat betrachten."

Le-Mans-Motor zählt nun dreifach

Chris Reinke bestätigte menschliches Versagen, Foto: Audi
Chris Reinke bestätigte menschliches Versagen, Foto: Audi

Dabei ist dies noch eine Kompromisslösung: Rein theoretisch hätte Audi für einen Gebrauch von allein sechs Motoren in Le Mans verantwortlich gemacht werden können (freies Training, drei Qualifyings, Warm Up, Rennen). Doch auch so bleibt Fässler, Lotterer und Treluyer nur noch ein neuer Dieselmotor für die verbleibenden Sechs-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, in Austin, Fuji, Shanghai und Bahrain. "Natürlich werden wir evaluieren, die Motoren aus Silverstone, Spa und Le Mans weiter zu verwenden. Das ist eine Option, wird aber eine Herausforderung", gab Reinke zu.

Im Falle der Verwendung weiterer Verbrennungsmotoren über die erlaubten fünf hinaus droht eine dreiminütige Stop&Go-Strafe, die im Kampf um den Titel empfindlich einschlagen können. In der Fahrerwertung führen Fässler, Lotterer und Treluyer mit 80 Punkten vor Nick Tandy mit deren 60. Dieser wird aber den Rest der Saison nur noch LMP2 fahren. Die Drittplatzierten, Nico Hülkenberg und Earl Bamber mit 58 Zählern, werden gar nicht mehr antreten. Die ersten wirklichen Konkurrenten sind die Porsche-Piloten Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb mit jeweils 57 Punkten.