Bei der Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans lief es für Audi nicht nur dank Toyotas Fehlen nach Plan. Die Ingolstädter konnten beim zweiten Lauf der Langstrecken-WM in Spa die ersten vier Positionen belegen und dabei der Konkurrenz nie eine Chance lassen.

Bereits im verregneten Warm-Up am Morgen zeigte sich das gleiche Bild wie am Freitag: alle vier Audis waren an der Spitze wiederzufinden. Die beiden Hybride distanzierten dabei die R18 ultra um ganze sechs beziehungsweise sieben Sekunden. Auf den fünften Rang kam der LMP2 von Murphy Prototypes, vor Pescarolo und Strakka. Während der Felbermayr-Porsche von Richard Lietz und Marc Lieb die Bestzeit der GTs holen konnte, verunfallte der Waltrip-Ferrari im Aufwärmtraining so sehr, dass an einen Start nicht zu denken war.

Auch beim Rennstart stellte sich an der Spitze des Feldes ein relativ eintöniges Bild ein. Tom Kristensen konnte die Pole seines Teamkollegen Allan McNish nutzen und im Audi R18 e-tron quattro die Führung behaupten. André Lotterer schnappte sich mit dem zweiten Hybrid Marco Bonanomi im R18 ultra beim Anbremsen von Les Combes, nachdem er schon in La Source kurz vorbeigegangen war. Hinter dem Italiener folgte Marc Gené vor Andrea Belicchi im Lola von Rebellion und Strakka-Pilot Jonny Kane.

Lotterer im Hybrid-R18 in einer eigenen Liga

Lotterer war mit einer Zeit von 2:20.416 Minuten der schnellste Pilot auf der Strecke und schnappte sich Kristensen nach nur wenigen Runden. Die beiden R18 mit der Unterstützung eines Elektromotors waren in der Anfangsphase des sechsstündigen Rennens etwa drei Sekunden schneller unterwegs als die reinen Diesel und benötigten sechs Sekunden weniger für die sieben Kilometer lange Ardennenachterbahn als die ersten Benziner.

Bourdais ließ das Pescarolo-Auto fliegen, Foto: FIA WEC
Bourdais ließ das Pescarolo-Auto fliegen, Foto: FIA WEC

In der ersten Stunde völlig entfesselt unterwegs war Sébastien Bourdais im Dome S102.5 von Pescarolo. Der Mann aus Le Mans verbesserte sich von Startplatz neun auf P6 und fuhr mit Zeiten um 2:22 Minuten schnellere Runden als Gené im viertplatzierten Audi und Kane direkt vor ihm. Auch nach den ersten Boxenstopps, bei denen zum Großteil auf Slicks gewechselt worden war, blieb Bourdais auf ähnlichem Niveau wie Gené auf dem zwischenzeitlich zweiten Platz.

Richtig turbulent verlief die Anfangsphase für die Piloten der LMP2-Klasse. John Martin verteidigte zwar seine Klassenpole, die Zweiten des Qualifyings (Lotus) starteten aber schon aus der Boxengasse. Bas Leinders im Morgan-Judd von Oak und der Oreca von Pecom folgten Martin. Dahinter ereigneten sich aber mehrere Dreher und kleinere Kollisionen und nach den ersten Stopps hatte Pecom plötzlich die Führung inne.

Kurzer Glanzmoment von Aston Martin

Beim Start schnappte sich Darren Turner im Aston Martin Vantage die Führung in der GTE-Pro vom Luxury Ferrari, doch der AMR-Werksfahrer hatte nach einer halben Stunde Getriebeprobleme und musste erst Marc Liebs Felbermayr-Porsche und dann die Ferraris von Frédéric Makowiecki und Giancarlo Fisichella passieren lassen. Nicolas Armindo verteidigte in der Amateurwertung die Pole gegen Gunnar Jeannette, der nach den ersten Boxenstopps auch die Am-Boliden von AF Corse und Felbermayr passieren lassen musste.

Loic Duval hatte lange die Führung inne, Foto: Eduard Einberger
Loic Duval hatte lange die Führung inne, Foto: Eduard Einberger

Am anderen Ende des Feldes kämpfte sich Audis Neuzugang Loic Duval immer näher an Benoit Tréluyer im e-tron heran und nach 62 Runden vorbei. Hinter dem neuen Führungsduo hatten Allan McNish und Oliver Jarvis in den anderen Coupés der Ingolstädter schon eine Runde Rückstand, weiterhin vor Bourdais und Nick Heidfeld im Wechsel.

Die erste Safety-Car-Phase des Rennens wurde durch einen Unfall des Pecom-LMP2 mit dem Ferrari von Tracy Krohn in La Source ausgelöst. Nach dem Restart blieb Duvals Partner Romain Dumas vor den beiden Hybrid-Audis und dem zweiten R18 ultra. Dahinter folgten Rebellion, Strakka und Pescarolo. Jota hatte die Führung in der LMP2 übernommen, in beiden GTE-Klassen war ein Porsche an der Spitze. Nur wenige Minuten später musste das Feld wieder neutralisiert werden, weil Philippe Haezebrouck seinen Norma-Judd in der Eau Rouge verloren hatte und beim Einschlag zerstörte. Der Franzose konnte sichtlich benommen aber zum Glück selbständig wieder aus dem Wrack aussteigen.

Porsche dominiert GTE-Klassen

Nach sechs Stunden konnte Romain Dumas den Audi R18 ultra, den er sich mit Loic Duval und Timo Bernhards Vertretung Marc Gené geteilt hatte, vor dem Hybrid von Marcel Fässler und Oliver Jarvis über die Ziellinie steuern. Rang vier ging an den zweiten R18 e-tron quattro, der am Ende des Rennens mehrmals die Box ansteuern musste.

Als bester Bolide mit Benzinmotor kann sich das Lola-Coupé von Rebellion feiern lassen. Das Auto von Heidfeld, Jani und Prost ist mit vier Runden Rückstand auf den Sieger aber vor dem Schwesterwagen und Strakka abgewunken worden. Der Dome von Henri Pescarolos Team wurde durch einen langen Boxenstopp (vermutlich Probleme mit dem Getriebe) bis auf den 15. Rang zurückgeworfen.

Jota erbte den Sieg in der LMP2-Klasse durch einen späten Tankstopp von ADR-Delta, die immerhin noch auf dem zweiten Rang ins Ziel gekommen sind und sich gegen Murphy Prototypes und Oak durchsetzen konnten.

Den Sieg in der GTE-Pro-Klasse holte sich das österreichische Felbermayr-Team nachdem Aston Martin den Vantage aus dem Rennen genommen hatte knapp vor den Ferraris von AF Corse und Luxury. Gianmaria Bruni hatte sich den zweiten Rang nur 30 Minuten vor dem Rennende mit einem Ausbremsmanöver am Ende der Kemmel gesichert und kam weniger als eine Sekunde hinter Richard Lietz ins Ziel.

Gleich zwei Porsche 911 sind bei den Amateuren vor der Konkurrenz ins Ziel gefahren. Hinter den Autos von IMSA Performance Matmut und Felbermayr wurden ein Ferrari von AF Corse und die erste Larbre-Corvette gewertet.