Sowohl Toyota als auch Audi starten bei der Jubiläumsausgabe der 24 Stunden von Le Mans mit der Hybridtechnik. Während die Ingolstädter das von Williams entwickelte und im Porsche GT3 R Hybrid erprobte Schwungradsystem mit dem bewährten V6 Diesel des R18 TDI kombinieren, setzt Toyota beim 80. Le Mans auf Kondensatoren und einen 3,4l V8 Benziner.

Die große Frage für die Japaner ist allerdings, an welcher Achse man den Elektromotor anbringt. Da der Verbrennungsmotor im TS030 die beiden hinteren Räder antreibt, würde sich eigentlich eher die Vorderachse anbieten. Gerade beim Herausbeschleunigen aus den engen Kurven Mulsanne, Indianapolis und Arnage hätte man ab 120km/h kurzzeitig einen allradähnlichen Effekt.

Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke an der Sarthe würde sich der Elektroantrieb an der Hinterachse aber besonders im Hinblick auf die Gewichtsverteilung positiv auswirken. Dass der TS030 rein elektrisch aus der Box fahren könnte, also höchstens 60km/h, hat er bereits in Le Castellet bewiesen. Toyota muss sich bis zu deren Start in die Saison in Spa entscheiden, ob man sich für AW Aisin (Vorder-) oder den langjährigen Partner DENSO (Hinterachse) entscheidet.

Zwei Audi R18 Hybrid bei den 24 Stunden 2012

Auch im 911 GT3 R Hybrid schlagen zwei Herzen, Foto: Dr. Ing. h.c.F. Porsche AG
Auch im 911 GT3 R Hybrid schlagen zwei Herzen, Foto: Dr. Ing. h.c.F. Porsche AG

Bei Audi hält man sich über genauere Angaben zu deren Hybridsystem noch bedeckt. Klar ist nur, dass der bewährte Motor des R18 von einer Elektromaschine unterstützt wird, die vom Williams-KERS gespeist wird. Der Schwungmassenspeicher erzeugt mechanische Energie, die ein Generator in elektrische umwandelt, ganz ähnlich wie ein Fahrraddynamo. Das kompakte System kann neben dem Fahrer platziert werden und ist deutlich leichter als ein Block Lithium-Ionen-Akkus. Es ist davon auszugehen, dass der R18 Hybrid wie schon der Versuchsträger Porsche 911 GT3 R Hybrid den Elektromotor in der Fahrzeugfront trägt. Porsche will bei deren Rückkehr in den Prototypensport angeblich auf Akkumulatoren statt des Schwungrades setzen, allerdings kann man bis 2014 die Erfahrungen des Ingolstädter Konzernbruders abwarten.

Nach dem ersatzlosen Peugeot-Rückzug muss auf den 908 HYbrid4 verzichtet werden. Das französische Diesel-Coupé wurde bereits auf dem Genfer Autosalon 2011 als einsatzreifer Nachfolger der Studie 908 HY von 2008 vorgestellt und hätte 2012 seine Rennpremiere feiern sollen. Jetzt wandert der 908 samt ausgereifter Zwittertechnik ins Museum. Die privaten Versuche, mit Hybridtechnik in Le Mans zu bestehen, verliefen durchwachsen - allerdings standen eben nie Großkonzerne mit deren Wissen und Budget hinter den Einsätzen. Zuletzt wurde Hope Racing mit deren Oreca 01 Hybrid nach Problemen mit der Elektrik als Ausfall an 49. Stelle im Gesamtklassement der 24 Stunden von Le Mans 2011 geführt.