AC Milan, PSV Eindhoven und FC Porto - zweifelsohne klangvolle Namen, allerdings auf dem grünen Rasen, nicht auf dem Asphalt; noch nicht. Denn das will die neue Superleague Formula ändern. 750 PS starke Boliden sollen in den Farben berühmter Fußballclubs um die Wette fahren. Auf diese Weise sollen zwei der beliebtesten Sportarten miteinander verbunden werden.

Das klingt irgendwie bekannt... Im Jahr 2000 wurde diese Idee erstmals propagiert, die ersten Clubs unter Vertrag genommen und die Werbetrommel für "Premier1 Grand Prix" gerührt. Bis heute ist daraus nichts geworden. Im Jahr 2004 nahm sich der spanische Geschäftsmann und Marketing-Spezialist Alex Andreu der Sache an. Zusammen mit dem Briten Robin Webb arbeitete er ein neues Konzept aus: die Superleague Formula, die im August 2008 ihr Debüt feiern soll.

Motorsport und Fußball in Symbiose., Foto: Superleague Formula
Motorsport und Fußball in Symbiose., Foto: Superleague Formula

"Es ist immer spannend, wenn die Teams auf dem Rasen aufeinander treffen", sagt Andreu, "aber das passiert nur gelegentlich. In der Superleague Formula können die Fans ihre Teams regelmäßig gegen ihre traditionellen Rivalen antreten sehen."

Aber was unterscheidet die Superleague Formula von der gescheiterten Premier1 GP Serie? "Das Konzept ist das gleiche geblieben - Motorsport und Fußball werden miteinander vermischt", sagt Robin Webb, der als Direktor auch in das Projekt involviert war. "Ich habe immer daran geglaubt. Der Unterschied ist, dass es beim letzten Mal nicht umsetzbar war." Das Konzept habe sich also nicht geändert, aber die Umsetzungsmöglichkeiten. Zudem habe man die Zeit genutzt, um umfangreiche Feldstudien und Umfragen durchzuführen. Das schnelle Geld lässt sich mit der Idee trotzdem nicht machen. Erst im dritten Jahr erwartet man einen Gewinn, bis dahin sollen Sponsorengelder und Kredite die Serie am leben erhalten. Die erste Saison ist aber bereits voll finanziert.

Der Urahn

Den ersten Anlauf nahm Webb zusammen mit dem Premier1-Seriengründer Colin Sullivan im Jahr 2000. Im Oktober 2001 erhielt die Premier 1 GP den offiziellen FIA-Segen und sollte Mitte 2002 erstmals starten. Mit Benfica Lissabon, Leeds United, Feyenoord Rotterdam und dem RSC Anderlecht standen zu diesem Zeitpunkt vier Teams unter Vertrag.

Die Autos sollten von Reynard entworfen und von 750 PS starken Judd-Motoren angetrieben werden. "Das Endresultat wird eine Leistung ähnlich zu den Formel 1 Boliden haben", sagte Webb seinerzeit. "Aber wir werden auf Slicks unterwegs sein, des Weiteren werden wir den Vorteil des Ground Effects voll ausnützen. Launch Control, ABS und Traktionskontrolle werden unsere Autos nicht besitzen. Allerdings werden unsere Boliden ein elektronisches Getriebe benutzen, und natürlich die strengen FIA Sicherheitsbestimmungen erfüllen." Zum ersten Einsatz der Autos sollte es jedoch nie kommen. Die Serie verschwand in der Versenkung - bis heute.

Die Teams

So soll es nächstes Jahr auf der Strecke aussehen., Foto: Superleague Formula
So soll es nächstes Jahr auf der Strecke aussehen., Foto: Superleague Formula

Wie vor sechs Jahren stehen auch heute vier Teams bereits fest. Der AC Milan, der PSV Eindhoven, der FC Porto und Olympiacos Piräus haben ihre Zusagen gegeben. Mit weiteren Teams stehen die Organisatoren in Verhandlungen. Im Gegensatz zu Premier1 GP nennt man diesmal jedoch Namen. Derzeit finden Gespräche mit folgenden Clubs statt: Borussia Dortmund, FC Schalke 04, FC Barcelona, FC Valencia, Real Madrid, Inter Mailand, Olympique Lyon, Olympique Marseille, Basel, Galatasaray Istanbul, Anderlecht, Göteburg, Lokomotive Moskau, Boca Juniors, Flamengo, Club America, Shanghai Shenua und Samsung Bluewings. Außerdem spreche man mit weiteren Teams aus England und den USA, um beim Serienstart im August 2008 insgesamt 20 Autos in der Startaufstellung zu haben.

Die Autos werden, wie in der A1GP Serie (dem World Cup des Motorsports, der statt auf Fußballclubs auf Länder setzt), von spezialisierten Rennteams eingesetzt, die in unterschiedlichen Serien aktiv sind. "Wir versuchen die Kosten niedrig zu halten, indem die Rennwochenenden nur zwei Tage haben und die Rennen zunächst in Europa stattfinden", sagen die Organisatoren. "Außerdem gibt es Testlimits, so dass die meiste Action am Samstagmorgen vor den Zuschauern stattfindet. Wir glauben die Kosten im Griff zu haben." Die Teams müssten auf jeden Fall keine Riesensummen auftreiben.

Aber wer soll in den Autos sitzen? Die Fußballprofis werden kaum ihre Stollenschuhe gegen Rennhandschuhe austauschen, noch nicht einmal die Torhüter werden darauf scharf sein. "Wir wollen, dass die Clubs neue Fahrer anziehen", so Andreu. "Unsere Fokusgruppenuntersuchung hat ergeben, dass die Fußballfans die Stars der Zukunft sehen wollen." Die Superleague Formula wird also eine weitere Rennserie für Nachwuchsfahrer. "Wir sehen darin eine Karrierechance für die jungen Fahrer", ergänzt Webb.

Das Auto

Neben den Fahrern gibt es noch ein zweites entscheidendes Gebiet - das Auto. "Die Serie wird identische Autos von echtem Champions League Format haben." Das zumindest sagen die Organisatoren in ihrem Presspack. Den Segen der FIA haben Auto und Serie schon im Dezember 2005 erhalten.

Die Autos werden von Elan/Panoz entwickelt und gebaut., Foto: Superleague Formula
Die Autos werden von Elan/Panoz entwickelt und gebaut., Foto: Superleague Formula

Gebaut werden die Boliden von der amerikanischen Rennwagenschmiede Elan Motorsports Technologies. Elan arbeitet mit Teams aus der Star Mazda Serie, der American Le Mans Series, der IRL und der Champ Car World Series zusammen. Wie bei den ChampCars wird auch der neue Superleague Formula-Renner das Panoz-Logo tragen. "Als Rennwagendesigner bekommt man nur ganz selten die Chance, ein solches Auto von Grund auf neu zu designen", sagt Chefaerodynamiker Nick Alcock, der schon F1-Erfahrung als Chefdesigner bei Williams gesammelt hat.

Das Auto wird etwas breiter als ein F1-Bolide, sieht mit seiner schlanken Front- und Heckpartie aber etwas schnittiger und filigraner aus. Front- und Heckflügel bestehen aus zwei Elementen, die Seitenkästen sind eng und geschwungen, aber nicht so extrem tailliert wie in der Formel 1. Die Airbox und der Lufteinlass fallen eher klein aus. Das hintere Bodywork besteht aus je einem kleinen Winglet pro Seite und einem kleinen Kamin.

Der 4,2 Liter 12-Zylinder Motor wird von Menard Competition Technologies entwickelt. Das Leichtgewicht wiegt gerade einmal 140 Kilo und ist weniger als 700 mm lang. Der Motor liefert 750 PS bei einer Maximaldrehzahl von 12.000 Umdrehungen in der Minute.

Das Roll-Out des noch namenlosen Autos ist für Anfang 2008 vorgesehen. "Wir machen das bei einem Privattest irgendwo in Amerika", sagt Robin Webb. "Wenn wir mit allem zufrieden sind, werden wir den Wagen für ein Testprogramm nach Europa bringen, wahrscheinlich nach Spanien." Einen Testfahrer hat man derzeit noch nicht verpflichtet.

Technische Daten Auto

Chassis Panoz/Elan
Radstand 2.955 mm
Länge 4.600 mm
Höhe 950 mm
Spur 2.000 mm
Frontflügelbreite 1.400 mm
Heckflügelbreite 1.000 mm
Bodywork-Breite 1.400 mm
Gewicht 675 kg

Technische Daten Motor

Motor Menard
Fassungsvermögen 4,2 Liter
Anzahl der Zylinder 12
Hubraum 2.398cc
PS ca. 750 PS
Drehzahl max. 12.000 Umdrehungen
Konfiguration 60° V
Gewicht 140 kg
Bohrung 90 mm
Hub 55 mm
Kurbelwellenmitte 85 mm

Die Rennen

Ab August 2008 soll es losgehen, noch gibt es aber keinen Rennkalender. "Als neue Serie im internationalen Rennkalender müssen wir abwarten, wann die anderen großen Serien im nächsten Jahr fahren und dann die Termine mit unseren Strecken und TV-Sendern besprechen", begründet Webb das Fehlen eines Rennkalenders. "Wir sind nicht in Eile und wollen einen felsenfesten Kalender veröffentlichen." Das sei gerade im ersten Jahr wichtig für die Glaubwürdigkeit der Serie. Ein Problem, das die A1GP Serie in ihren ersten zwei Saisons nicht umschiffen konnte.

Die Fans dürfen gespannt sein., Foto: Superleague Formula
Die Fans dürfen gespannt sein., Foto: Superleague Formula

Die erste Superleague Formula-Saison wird sechs Rennen umfassen, die zunächst nur in Europa ausgetragen werden. Danach soll die Serie Jahr für Jahr wachsen. Für das zweite Jahr peilt man neun Rennen, davon vielleicht eines außerhalb Europas an. Danach sollen es 12 Rennen werden, mehr als 16 oder 17 Rennwochenenden will man aber nicht pro Jahr fahren. Pro Wochenende stehen zwei Läufe auf dem Programm, von denen einer mit einer komplett umgedrehten Startaufstellung stattfinden wird. Zu gewinnen gibt es eine Million Euro Preisgeld pro Wochenende.

Die Superleague Formula will aber nicht nur auf der Strecke punkten, auch abseits der Strecke will sie die Fans unterhalten und der Formel 1 ein Schnippchen schlagen. "Wir wollen Familien anziehen, junge Leute und auch Frauen", sagt Andreu. Deshalb benötige man viele Aktivitäten rund um die Strecke. Einige davon werden mit den Fußballclubs zu tun haben, andere die üblichen Fanevents wie Autogrammstunden beinhalten und wiederum andere einen zusätzlichen Anreiz geben, das Rennen zu besuchen; etwa Konzerte und Veranstaltungen im Rahmen des Rennwochenendes. Als ganz besonderes Schmankerl werden drei Dreisitzer-Boliden Passagierfahrten durchführen. Das Fahrerlager wird für alle Fans offen sein, von wo die Fans von hinten in die offenen Boxen schauen dürfen. Andreu verspricht: "Es wird anders als jedes andere Motorsport-Wochenende."