Zwei Saison-Stationen von insgesamt 14 sind abgearbeitet. Vier Rennen zwischen himmelhoch Jauchzend und zu Tode betrübt. Podest in Lauf eins in Phillip Island, Sturz im ersten Rennen in Katar. Die Saison hätte nicht mit gemischteren Gefühlen für Dich beginnen können?
Max Neukirchner: Ja, da habt ihr vollkommen Recht. Für Australien hatten wir nach den beiden Tests ein sehr gutes Gefühl, konnten jedoch unser wahres Potenzial in der Superpole nicht zeigen. Es war trotzdem ein guter Start der Saison und wir sind mit einem positiven Gefühl nach Doha gereist. Die drei Stürze an einem Wochenende waren dann natürlich sehr enttäuschend.Probleme in Katar, Foto: Alstare Suzuki

Probleme in Katar, Foto: Alstare Suzuki
In Phillip Island war der sechste Rang im zweiten Lauf nicht unbedingt das, wo du selbst sein wolltest. Du wurdest im Verkehr eingeklemmt und kamst nicht schnell genug nach vorn. In Katar hingegen wurdest du in Lauf zwei wieder sechster und hast so für einen versöhnlichen Ausgang des Wochenendes gesorgt. Die Startplätze waren beides Mal nicht berauschend. Woran liegen deiner Meinung nach diese Ups and Downs?
Max Neukirchner: Das erste Rennen in Australien ist ideal gelaufen, beim zweiten bin ich leider in den ersten beiden Kurven im Verkehr stecken geblieben. In Doha hatten wir kleinere Probleme in den Trainings, die wir jedoch überbewertet haben. Dazu kamen noch die beiden Stürze zum ungünstigsten Zeitpunkt. Für die Superpole waren wir uns sicher mit einem weichen Rennreifen die zweite Runde zu erreichen. Leider funktionierte dieser überhaupt nicht und zum Wechsel auf einen Qualifyer fehlten uns am Ende 10 Sekunden. Wenn man dann vom 19. Startplatz aus losfährt und unbedingt gewinnen will, passieren durch Übermotivation Fehler. Das 2. Rennen in Doha war vollkommen in Ordnung. Der Fight gegen Nakano war großartig, leider ging es nicht um den ersten, sondern um den sechsten Platz.

Man hört sagen, dass die neue Suzuki sehr Wetterabhängig ist. In den Gerüchten heißt es, dass schon die kleinste Änderung von Luftdruck oder Temperatur das Setup zu Nichte machen. Ist da etwas dran?
Max Neukirchner: Richtig ist, dass wir bei der Suzuki ein kleines Abstimmungsfenster haben in dem das Motorrad ideal funktioniert. Es ist aber auch ein komplett neues Modell und uns fehlen noch Erfahrungswerte. Das Team arbeitet kontinuierlich daran das Bike zu verbessern.

Die Suzuki hat nur ein kleines Abstimmungsfenster, Foto: Alstare Suzuki
Die Suzuki hat nur ein kleines Abstimmungsfenster, Foto: Alstare Suzuki

Die Konkurrenz ist 2009 stärker denn je. Die Favoriten haben sich in den ersten Läufen schon abgezeichnet. Siehst du die Konkurrenten jetzt mit anderen Augen als noch vor dem Saisonstart?
Max Neukirchner: Diese starke Konkurrenz habe ich von Anfang an erwartet. Dass die Neueinsteiger gleich so stark vorn mitfahren, überrascht mich ein wenig, aber man sieht dass alle Teams über den Winter an der Entwicklung der Motorräder hart gearbeitet haben.

Was denkt ein Max Neukirchner, der schon sechs Jahre in diesem Zirkus ist (2004 Supersport WM, 2005-2009 Superbike WM), wenn ein Fahrer wie Ben Spies kommt, sieht und siegt? Wurmt einen das, wenn man plötzlich so einen "Grünschnabel" der Szene vor sich hat?
Max Neukirchner: Selbstverständlich hätte ich auch gern in den ersten Rennen gewonnen. Mit Ben Spies war aber klar zu rechnen. Ich habe ihn mehrfach in den USA beobachtet und auch bei seinen Gastauftritten in der MotoGP konnte er immer überzeugen. Außerdem sind die Motorräder in der AMA auf dem gleichen technischen Stand wie unsere Werksmotorräder, somit hat Ben schon viel Erfahrung bevor er zur Superbike gekommen ist.

In Australien lief es ganz ordentlich für Neukirchner., Foto: Suzuki
In Australien lief es ganz ordentlich für Neukirchner., Foto: Suzuki

Zwei Rennstrecken, die er nicht kannte. Vier Läufe, drei Siege, beides Male Pole. Es scheint, als wäre ein Bayliss-Ersatz anderweitig gefunden worden, als man dachte. Welches Rezept gibt es deiner Meinung nach gegen die Paarung Ben Spies/Yamaha R1?
Max Neukirchner: In der Yamaha wurde sehr viel MotoGP Technologie eingebaut und Ben und die Yamaha sind sicherlich ein gutes Paket. Aber es sind gerade einmal 2 Rennen von 14 vorbei und mein Team Alstare Suzuki arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung des Motorrads.

Sprechen wir wieder über Dich. Du bist dritter in der WM-Tabelle, hast 45 Punkte Rückstand auf Leader Noriyuki Haga. 600 Punkte sind in den nächsten Monaten noch das maximal Mögliche. Wie sieht deine weitere Taktik aus?
Max Neukirchner: Die Taktik sieht ganz klar so aus, Stürze wie in Doha zu vermeiden, die Strategie in der Superpole zu ändern und konstant vorne mitzufahren.

Als nächstes kommt Valencia. Diese Strecke magst du ja scheinbar sehr. Mit welchen Gefühlen gehst du jetzt auf diese Piste? Siege holen ist klar, aber wie hältst du die spanische Nummer sieben auf Distanz?
Max Neukirchner: Ich gehe mit sehr positiven Gefühlen nach Valencia. Aus Japan erwarten wir neue Teile die uns noch weiter voranbringen sollten. Um Carlos Checa mache ich mir keine großen Sorgen. Er hat mir in Doha noch mal versichert dass er sich in Valencia zurückhalten wird.

Wann und wo erleben wir den ersten Neukirchner-Doppelsieg?
Max Neukirchner: Gute Frage. Wenn ich das wüsste könnten wir bei Bwin eine Menge Geld verdienen.

Im Winter bereiten sich fast alle Piloten mit Fitness-Training und anderen Sportarten auf die Saison vor. Doch wie sieht es während des Jahres aus? Was steht da aus sportlicher Sicht für Dich auf dem Programm? Wird da eine schmalere Spur gefahren, um bei alle den Reisen, Rennen und Jet-Legs auch mal Zeit zum Ausspannen zu haben? Oder Powerst du jetzt bis Ende Oktober voll durch?
Max Neukirchner: Ich habe mit meinem Fitnesstrainer Samuel Lindner einen auf mich perfekt abgestimmten Fitnessplan entwickelt, bei dem sowohl die Fitness als auch die nötigen Entspannungsphasen nicht zu kurz kommen. Gerade unterwegs ist es wichtig, sportlich immer am Ball zu bleiben um bei den Rennen topfit zu sein.

Kurzfragen:
Derzeitige(s) Lieblings-
Song: "einfach sein" Fantastischen Vier
Interpret: Metallica
Film: Sponge Bob
Sport: (außer Superbike) Go-Kart fahren, Snowboarden
Urlaubsort: Langkawi
Essen: Fisch und Meeresfrüchte
Getränk: Wassermelonenshake