Die Superbike-Läufe in Valleunga, Italien, hätten von Hollywood nicht besser geschrieben werden können. Beide Rennen warteten mit Spannung, Action und Drama vom Feinsten auf. Herausragender Sieger war jeweils Noriyuki Haga, der sich damit schon einmal eindrucksvoll bei den italienischen Fans vorstellte. Denn im kommenden Jahr geht der derzeitige Yamaha-Pilot für Ducati an den Start.

Der erste Lauf in Vallelunga war vor allem vom Zweikampf zwischen Noriyuki Haga und dem Max Biaggi geprägt. Zwar passte zeitweise nur ein Blatt Papier zwischen die beiden Kontrahenten, dennoch konnte Biaggi nicht an Haga vorbeigehen. Der Japaner gewann am Ende 0,129 Sekunden vor Ducati-Fahrer Max Biaggi. Der WM-Führende, Troy Bayliss, kam als Sechster ins Ziel, hinter seinem einzigen WM-Rivalen Troy Corser, der Dritter wurde. Auf der Vier folgte Max Neukirchner. Der 25-jährige Suzuki-Fahrer verlor zu Beginn des ersten Rennens zu viel Zeit auf die Führenden und schaffte damit nicht mehr den Sprung aufs Podest. Seine Top-Rundenzeiten am Schluss ließen aber hoffen, dass es im zweiten Lauf für den Sachsen noch ein Stück weiter nach vorn gehen könnte. Carlos Checa wurde Fünfter. Lokalmatador Michel Fabrizio kam hinter Teamkollege Troy Bayliss auf Rang sieben. Hinter ihm komplettierten Roberto Rolfo, Yukio Kagayama und Shinichi Nakatomi die Top-Zehn von Rennen eins.

Haga auch in Rennen 2 schnell

Zum zweiten Rennen am Nachmittag wurden die Karten neu gemischt. Bei deutlich kühleren Bedingungen startete noch-Ducati-Fahrer Troy Bayliss von der Pole ins Rennen. Der Australier war fest entschlossen den WM-Titel vor heimischen Publikum in trockene Tücher zu packen. Er und Noriyuki Haga kamen gut weg und gingen als Führungsduo in die erste Runde, dicht verfolgt von Troy Corser. Eine Schrecksekunde gab es ein Stück weiter hinten. Der Zweite des ersten Rennens, Max Biaggi, versuchte einen Quersteher seiner Ducati nach dem Start abzufangen, verlor dabei aber soviel Geschwindigkeit, dass Kenan Sofuoglu ihm nicht mehr ausweichen konnte und direkt auf die Ducati prallte. Diagnose – die Fahrer kamen mit einem Schrecken davon, die Einzelteile der beiden Motorräder dürften einige Sammlerherzen bald erfreuen.

An der Spitze lagen Bayliss und Haga, Letztgenannter fuhr rundenlang dicht hinter dem Mann, den er im kommenden Jahr bei Ducati ersetzten wird, und wartete auf eine Möglichkeit zum Überholen. Als diese nach einem kleinen Fehler von Bayliss kam, ging der Japaner vorbei und konnte für einige Runden sogar einen Vorsprung heraus fahren. Bayliss gab sich jedoch nicht geschlagen und fuhr die Lücke zunächst wieder zu und konnte seinerseits am Yamaha-Piloten vorbei gehen. Troy Corser lag auf Rang drei. Der zweite Australier im Kampf um den Titelgewinn konnte Anfangs dicht am Kampf-Duo bleiben, verlor mit fortschreitendem Rennen jedoch zunehmend den Kontakt. Hinter ihm lag zuerst Max Neukirchner, der seinen vierten Rang allerdings an Michel Fabrizio abgeben musste und danach ein eher einsames Rennen auf Rang fünf fuhr.

Neun Runden vor Schluss entschied sich Noriyuki Haga die heiße Fase des Rennens einzuläuten. Ein weiterer kleiner Fehler von Bayliss und Haga war vorbei. Bayliss gelang ein Konter, jedoch konnte Haga in der nächsten Kurve wiederum am Australier vorbei gehen. Beide Motorräder dürften nach diesen Manöver Lackspuren des Konkurrenten aufweisen, dennoch verliefen die Zweikämpfe fair. Fünf Runden vor Schluss unterlief Haga ein Fehler, der von Bayliss eiskalt genutzt wurde. Lange konnte sich dieser aber nicht über die Führung freuen, denn Haga ging im zweiten Streckenabschnitt wieder an Bayliss vorbei. Der Japaner konnte den Vorteil der höheren Kurvengeschwindigkeit seiner Yamaha perfekt ausnutzen. Derweil ist der Abstand von Troy Corser auf Michel Fabrizio stark geschmolzen. Haga führt hauchdünn vor Bayliss, als es in die letzte Runde geht. Corser währt sich mit allem was er noch hat gegen Fabrizio, kann diesen aber nicht halten. In diesem Moment ist Troy Bayliss theoretisch Weltmeister. Aber was wäre die Theorie ohne die Praxis? Denn vier Kurven vor Schluss, knapp hinter Haga liegend passiert Bayliss das unfassbare. Funken fliegen und der Australier rutscht von der Strecke. Haga gewinnt, vor Fabrizio und Corser, der damit weiterhin Chancen auf den Titelgewinn hat. Max Neukirchner kommt als Vierter über die Ziellinie, während Bayliss versucht dass Rennen doch noch nach Hause zu fahren. Am Ende kommt er als 16. ins Ziel.

Damit ist die WM in der Superbike weiter offen. Troy Bayliss führt mit 79 Punkten vor Landsmann Troy Corser. Noriyuki Haga macht einen Sprung von Position fünf auf drei und hat durch seine beiden Siege in Italien 280 Punkte, genau wie Max Neukirchner.