Ich möchte für ein paar Minuten um Eure Aufmerksamkeit bitten und in diesem Brief ein paar Fakten und Erklärungen zum Rennen in Monza abgeben, das am 8. Mai ausgetragen wurde.

Zuerst einmal möchte ich bemerken, dass Monza eine besondere Strecke ist und dass die Superbike diese mit anderen wichtigen Rennserien, wie der Formel 1 teilen muss. Daher ist es nicht möglich neben den Schikanen Kiesbetten anzulegen, die Formel 1 mag diese Lösung nicht. Die einzige Ausnahme ist die Variante Ascari.

Wie man sich leicht vorstellen kann, landet ein Fahrer entweder im Kiesbett, oder er verliert viel Zeit, wenn er einen Fehler bei der Einfahrt in die Ascari begeht, daher sind hier keine Maßnahmen notwendig was mögliche Strafen betrifft.

Das verhält sich bei der ersten Schikane (Prima Variante) und auch der Roggia anders, denn hier gibt es keinen Kies, sondern der Bereich neben der Strecke ist asphaltiert. Seit drei Jahren sind in diesem Bereich weiße Linien aufgemalt, welche die Fahrer beachten müssen. Sie zwingen sie ihre Geschwindigkeit zu verringern, bevor sie auf die Strecke zurückkehren können und ihre Fahrt wieder aufnehmen.

Das FIM Reglement hat deutliche Vorschriften, was die Barrieren in den Auslaufzonen der Schikane betrifft. Die Rennleitung, zu der auch ich gehöre, mit Igor Eškinja und Giulio Bardi, entschied daher am Donnerstag vor dem Rennwochenende alle Fahrer (sowohl die, die Monza schon kennen, als auch jene, für die die Strecke neu ist) in einem Briefing zu unterweisen. Der exakte Weg um wider auf die Strecke zurück zu fahren, ist diese zwei Schikanen zu passieren.

Das Briefing dauerte fast eine Stunde. Den Fahrern wurde mit Hilfe von Nahaufnahmen der Schikanen, die an den Wänden des Briefingrooms hingen, genau erklärt, wie sie fahren müssen, wenn ein Fehler passiert und dass keinerlei Ausnahme gemacht würde. Wer den vorgegebenen Weg zurück auf die Strecke nicht beachtet, wird mit einer Durchfahrtsstrafe bestraft. Wir erklärten ebenso, dass sie keinerlei Vorteil aus dem Abkürzen der Schikane ziehen dürfen, sowohl was die Rundenzeit betrifft, als auch eine Positionsverbesserung im Rennen. Falls letzterer Fall eintreten sollte, war der Fahrer angewiesen seinen Arm zu heben und die Fahrer, die durch das Abkürzen überholt wurden, wieder vorbei zu lassen.

Viele Fahrer stellten Fragen dazu und wir wiesen wiederholt darauf hin, dass jeder Fahrer ausnahmslos bestraft wird, der auf die Strecke zurück fährt, ohne den angewiesenen und aufgemalten Weg zu beachten. Die Strafe würde eine Durchfahrtsstrafe sein, so wie es die FIM im Reglement für derartige Fälle vorgibt.

Biaggi war beim Briefing aufgrund von privaten Angelegenheiten abwesend, doch Aprilia Manager Francesco Guidott war für ihn da.

Wir haben während des gesamten Wochenendes die gleichen Kriterien verwendet, um keinen Fahrer in keiner Klasse zu benachteiligen. Das sind die Fakten.

Vielleicht reichen diese immer noch nicht, um Euch zu überzeugen, aber zumindest habe ich versucht ehrlich zu erklären, warum die Dinge so gehandhabt wurden, wie es passiert ist.

Ich möchte mein Schreiben mit einer persönlichen Anmerkung beschließen. Manchmal passieren Dinge im Leben, die einen dazu zwingen unangenehme oder gar schmerzliche Entscheidungen zu treffen. Max ist nicht nur ein großartiger Champion für mich, er ist ebenso intelligent und eine feinfühlige Person. Zusätzlich ist er ein sehr guter Freund, einer mit dem ich schon viele wichtige Momente des Lebens geteilt habe, schöne, wie auch schwierige, sowohl auf, als auch abseits der Rennstrecke. Ich überlasse es Euch sich vorzustellen, wie schwer mir und auch der Rennleitung eine solche Entscheidung fällt.

Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit.

Paolo Ciabatti