Valencia, Spa-Francorchamps und Monza. Innerhalb von vier Wochen fahre ich auf drei gänzlich unterschiedlichen Strecken, von denen eine neu und topmodern war und zwei zu den berühmtesten und traditionsreichsten Strecken im Motorsport gehören. Das ist auch für einen Rennfahrer noch etwas ganz Besonderes.

Spa-Francorchamps ist eine Art kurze Nordschleife, wobei kurz für einen sieben Kilometer langen Kurs vielleicht nicht der richtige Begriff ist, Monza ist hingegen ein Hochgeschwindigkeitskurs - unterschiedlicher könnte es kaum sein. Auf der einen Seite echte Mutkurven wie Eau Rouge und Blanchimont, auf der anderen so viel Top-Speed wie nirgends sonst.

Mut ohne Ende

Für mich war es das erste Mal, dass ich in Spa-Francorchamps gefahren bin, und ich muss sagen: es hat riesigen Spaß gemacht! Natürlich fragt jeder nach der berüchtigten Eau Rouge, die ist in einem Porsche aber wahrscheinlich nicht so einfach zu fahren wie in einem Formel 1-Auto. Aber Spaß bei Seite: für Eau Rouge braucht man Mut ohne Ende. Es macht wahnsinnig viel Spaß durchzufahren, auch wenn das Auto teilweise macht, was es will. Die Kurve wird ihrem Ruf gerecht.

Noch mehr Spaß hatte ich in der Blanchimont. In der Eau Rouge kannst du nicht viel falsch machen, notfalls fährst du oben geradeaus. In Blanchimont geht das nicht so einfach, wenn du dich dort drehst, schlägst du schnell links in der Mauer ein - und das kann wehtun.

Für mich ist klar: Spa-Francorchamps gehört ab sofort zu meinen Lieblingsstrecken. Bei diesen unterscheide ich in zwei Kategorien. In die erste gehören Strecken, auf denen ich Erfolg hatte, wie Hockenheim und Oschersleben. In die zweite gehören die Strecken, auf denen ich gerne fahre, dazu gehört Spa-Francorchamps, aber auch der neue Stadtkurs in Valencia. In beide Kategorien passt Barcelona: ich mag die Streckencharakteristik und hatte dort schon Erfolg.

Schnell lernen, schnell fahren

Jan hat sich in seinem neuen Team eingelebt., Foto: tolimit
Jan hat sich in seinem neuen Team eingelebt., Foto: tolimit

Das Lernen neuer Strecken ist für mich kein Problem. Normalerweise komme ich relativ schnell zurecht, da es mir Spaß macht, das Limit auszutesten. Leider hatte ich auf den neuen Strecken in Valencia und Spa-Francorchamps nicht den gewünschten Erfolg, aber das lag nicht daran, dass ich nicht zurechtgekommen wäre. Dafür waren andere Faktoren verantwortlich. In Valencia habe ich das Qualifying verbockt und in Spa-Francorchamps hat es einfach nicht richtig gepasst.

Die Vorbereitung auf eine neue Strecke fiel in Valencia umfangreicher aus, weil diese Strecke wirklich komplett neu war. Um das Layout kennen zu lernen, bin ich viele Runden am Computer gefahren. Das kann zwar die eigentliche Rennerfahrung nicht ersetzen, bringt aber vorab einen Überblick über die Kurvenabfolge. Das ist besonders wichtig, da uns nur 45 Minuten Freies Training zur Verfügung standen. Je schneller man dann die Kurvenabfolge verinnerlicht hat, desto mehr Zeit bleibt, um am Setup zu feilen.

Die Details der Strecke lernt man beim Streckenrundgang am Donnerstag, was in Valencia zunächst aber keine große Hilfe war: denn im grauen Betonkanal sah alles ziemlich ähnlich aus. So kannte ich zwar die Strecke, war mir auf den ersten fünf Runden aber nicht immer hundertprozentig sicher, wo ich genau war. Als ich am Freitagabend noch einmal über die Strecke gelaufen bin, habe ich dann einige Stellen erkannt und zuordnen können, die im Auto ganz anders aussahen.

Voller Angriff

Zum Saisonfinale im Porsche Supercup geht es, wie gesagt, nach Monza. Vor zwei Jahren kam ich mit der Strecke gut zurecht, weswegen ich ein gutes Gefühl habe. Das letzte Rennen steht für mich unter dem Motto voller Angriff!

Es besitzen noch einige Fahrer die Chance auf die Vizemeisterschaft und ich werde alles geben, um es zu schaffen. Mein Mindestziel sind die Top-3 in der Gesamtwertung. Das wäre ein versöhnlicher Abschluss für eine schwierige zweite Saisonhälfte.

So fantastisch das erste halbe Jahr verlaufen ist, so viel Pech hatte ich in der zweiten Halbzeit. Aber wie gesagt: ich bin zuversichtlich, dass wir die Kinderkrankheiten bei den letzten Rennen aussortiert haben und für Monza gut dastehen. Das Potenzial ist sowohl bei meinem Team tolimit als auch bei mir vorhanden, jetzt müssen wir nur alles in einen Topf werfen und dann wird es auch klappen.