Hallo Leute,

hinter mir liegen zwei anstrengende aber auch sehr erfolgreiche Wochen. Jetzt habe ich endlich mal ein bisschen Urlaub und so kann ich mich in aller Ruhe meiner Kolumne widmen. Nachdem es für mich beim Supercup auf dem Nürburgring nicht so gut lief, hatte ich in Zandvoort beim Carrera Cup ein fast perfektes Wochenende, das am Ende mit einem Platz auf dem Podium gekrönt wurde. Dass unser Team in Zandvoort so stark sein würde, hatten wir zunächst selbst nicht erwartet. Doch schon im Freien Training deutete sich an, dass wir etwas reißen können. Schon vor dem Wochenende meinte mein Teamkollege Oliver Pla zu mir, dass ihm die Strecke ziemlich gut liegen würde und das bewahrheitete sich auch von Anfang an.

Das Wochenende in Zandvoort hätte für René nicht viel besser laufen können., Foto: Porsche
Das Wochenende in Zandvoort hätte für René nicht viel besser laufen können., Foto: Porsche

Dass Olivier so schnell war, hat mir im Endeffekt auch sehr geholfen, denn vor dem Qualifying habe ich mir noch einmal genau seine Daten angeschaut und konnte mir eine ganze Menge abschauen. Im Qualifying selber waren wir dann zum ersten Mal mit neuen Reifen unterwegs. Damit wurden unsere Autos im Verhältnis zu den anderen noch einmal wesentlich schneller. So stand mein Teamkollege auf einmal auf der Pole und ich 0,4 Sekunden dahinter auf Platz drei. Da Jörg Hardt noch zurückversetzt wurde, startete ich letztendlich sogar aus der ersten Startreihe. Allerdings muss ich zugeben, dass der Rückstand von 0,4 Sekunden zu meinem Teamkollegen ungewöhnlich groß war. Normalerweise sind wir gleich schnell.

Im Rennen hatte ich dann erst einmal einen richtig schlechten Start, weil bei uns beiden als Vorsichtsmaßnahme eine neue Kupplung ins Auto eingebaut wurde. Dadurch habe ich den Druckpunkt überhaupt nicht gefühlt und musste ein zweites Mal kuppeln, nur um meinen Motor nicht abzuwürgen. In dem Moment habe ich meinen Platz schon gegen Uwe Alzen verloren. Ich konnte dann gerade noch hinter Alzen einscheren und zumindest als Dritter in die erste Kurve fahren. Danach war das Rennen erst einmal sehr wild. Alzen hat meinen Teamkollegen rausgehauen, kurze Zeit später kam Westbrook von hinten und hat sich an uns vorbeigequetscht, ist dann aber auch ausgefallen. Erst danach wurde es ruhiger.

Dann wollte ich hinter Alzen eigentlich zunächst kein Risiko eingehen und ihn erst in den letzten Runden angreifen, denn von Anfang an hätte ich eigentlich schneller als er fahren können. Bis drei Runden vor Schluss klappte das auch ganz gut, doch es kam anders. Denn gegen Ende des Rennens wurde es noch einmal hektisch. Von hinten kamen Chris Mamerow und Jörg Hardt angeflogen. Ich habe mich zwar noch ein, zwei Runden gewehrt, aber die beiden waren viel schneller als ich, so dass ich im Endeffekt keine Chance hatte, sie hinter mir zu halten. Beide hatten ihre Auto s wohl so eingestellt, dass sie zum Schluss noch richtig Power hatten, während meine Reifen schon ziemlich am Ende waren. Nachdem beide mich kurz vor Beginn der letzten Runde überholt haben, zogen sie auch an Uwe Alzen vorbei. Das wiederum war auch meine Chance und so griff ich, wie ich es eigentlich geplant hatte, in der letzten Kurve noch an und konnte an ihm vorbeischlüpfen. So stand ich am Ende als Dritter zum ersten Mal auf dem Podium im Porsche Carrera Cup - ein gutes Gefühl.

An diesem Wochenende hat einfach alles gepasst. Mein Teamkollege war gut, davon habe ich profitiert. Das Auto war top und das Team hat super gearbeitet. Noch eine Woche zuvor auf dem Nürburgring lief es ja nicht so gut. Klar hoffe ich, dass wir im nächsten Rennen genauso schnell sind, aber da das wieder auf dem Nürburgring stattfindet, erwarte ich erstmal nicht unbedingt, dass wir wieder auf Podium kommen. Optimistischer bin ich da eher für das Saisonfinale in Hockenheim. Da lief das Auto ja schon im ersten Rennen sehr gut.

Auch in der Gesamtwertung liege ich durch meinen dritten Platz von Zandvoort wieder voll im Soll. Ich bin von 18 auf zwölf geklettert. Das ursprüngliche Ziel war unter die ersten 15 zu kommen - wenn es gut läuft, unter die ersten zehn. Das ist jetzt wieder möglich. Das gibt mir natürlich einen kleinen Extra-Motivationsschub für die letzten Rennen und ein gutes Gefühl für die Sommerpause.

Kaum einer konnte René in Zandvoort folgen., Foto: Porsche
Kaum einer konnte René in Zandvoort folgen., Foto: Porsche

Doch bevor ich endgültig relaxen konnte, stand für mich noch ein weiterer Termin an. Zusammen mit allen anderen Teilnehmern der Deutsche Post Speedacademy war ich zu einem zweitägigen Fitnesstest nach Köln eingeladen. Insbesondere der erste Tag war richtig anstrengend. Wir haben von morgens bis abends ohne Pause voll durchgearbeitet. Dabei wurde sowohl unsere Kondition und Kraft als auch unsere mentale Stärke überprüft.

Der zweite Tag war gemessen daran ziemlich locker. Wir waren im Zentrum für Luft- und Raumfahrt, wo wir ein kleines Astronautentraining durchgeführt haben. Dazu gehörte natürlich auch eine Fahrt in der Zentrifuge. Dort wurden wir Belastungen von 3 G ausgesetzt. Das entspricht der 3-fachen Erdanziehungskraft. Im Rennwagen wirken auch große Kräfte auf uns ein und doch fühlt sich eine Zentrifugenfahrt ganz anders an. Das war ziemlich cool und hat uns allen sehr viel Spaß gemacht. So etwas macht man ja nicht jeden Tag.

Selbstverständlich wurde auch ausgewertet, wie fit wir alle sind. Allerdings sind die Ergebnisse noch nicht da. Darauf basierend bekommen wir eigene Trainingspläne, um uns noch besser auf die Rennen vorzubereiten. Doch jetzt genieße ich erst einmal meine wohl verdiente Freizeit. Denn nach meinem Abi ist es das erste Mal, dass ich richtig relaxen kann. Durchs Rennenfahren ist es bisher extrem selten vorgekommen, dass ich mal drei, vier Wochen am Stück frei habe. So ruhe ich ein wenig aus und versuche ansonsten viel Sport zu machen. Der nächste Monat wird dann wieder richtig anstrengend mit vier Rennwochenenden am Stück. So genieße ich gerade die Ruhe vor dem Sturm.