Endlich habe ich meinen ersten Sieg im Porsche Supercup eingefahren. Nach den Erfolgen im Carrera Cup und der Meisterschaft 2008 hat es nun auch mit einem internationalen Triumph geklappt. Meinen Sieg in Silverstone fand ich richtig gut, schließlich habe ich ihn mir auf der Strecke erkämpft und es war alles andere als ein langweiliges Rennen. Mir bedeutet der Sieg viel - gerade weil ich ihn in England geholt habe. So viele Zuschauer wie dort habe ich noch nie bei einem Formel-1-Rennen gesehen, das war einfach unglaublich. Alle haben mitgefiebert und ich fand es klasse, gerade dort zu gewinnen - in Istanbul waren die Tribünen ja fast leer, da hätte es nicht so viel Spaß gemacht.

Ich mag schnelle Strecken sehr. Silverstone fällt genau in diese Kategorie: angefangen bei der schnellen ersten Kurve oder der folgenden Kombination mit Beckets und Maggots. Auch wenn es für mich das erste Mal in Silverstone war habe ich schon im Training gemerkt, dass auf dieser Strecke etwas geht. Nach Platz eins im Test und der Pole im Qualifying habe ich gemerkt, dass der Sieg möglich ist.

Doch schon nach den ersten Metern des Rennens sah die Lage komplett anders aus. Mein Start war nicht optimal und ich bin schnell auf die dritte Position zurückgefallen. Meine Reaktionszeit war gar nicht schlecht, doch dann wurde mir eine Änderung am Kupplungspedal zum Verhängnis. Das Team hat die Kupplung vor dem Wochenende neu eingestellt, aber schon im Qualifying kam ich nicht gut damit zurecht. Vor dem Rennen haben wir den Pedalweg verlängert und ich musste beim Start zum ersten Mal mit diesen Einstellungen losfahren. Da ich vorher keinen Probestart absolvieren konnte, hat das natürlich nicht so gut geklappt - ich hatte viel zu viel Wheelspin.

Immerhin gab mir mein Start die Möglichkeit auf zwei spektakuläre Überholmanöver. Den Anfang hat Richard Williams gemacht, der zu Beginn auf Platz zwei fuhr. Ich wollte unbedingt schnell an ihm vorbei, denn ich hatte Angst, dass sich Jeroen Bleekemolen an der Spitze absetzen könnte. Schon in der ersten Runde wollte ich ihn überholen, aber er konnte die Tür zumachen. In der zweiten Runde habe ich es an der gleichen Stelle versucht, diesmal war die Lücke etwas größer. Als ich reingehalten habe, hat er wieder zugemacht, aber ich war schon daneben. Ich habe noch versucht zu bremsen und meine Reifen haben blockiert, wir haben uns leicht berührt. Ich denke nicht, dass das eine unfaire Aktion war. Im Mittelfeld passieren solche Rennunfälle ständig und niemand kümmert sich darum. Ich habe eine Strafe von 2.000 Euro aufgebrummt bekommen, aber das war mir immer noch lieber als eine Zeitstrafe.

René Rast kreuzte das Ziel als Sieger, Foto: Porsche
René Rast kreuzte das Ziel als Sieger, Foto: Porsche

Danach konnte ich relativ schnell zu Bleekemolen aufschließen und habe etwas Gas rausgenommen, weil ich bis zum Ende schnell sein und pushen wollte. Am Ende war ich deutlich schneller und ich habe ihn in jeder Kurve unter Druck gesetzt. In der vorletzten Runde hat sich dann eine Chance ergeben und ich wollte auf keinen Fall noch einmal Zweiter werden. Also habe ich meinen Allerwertesten zusammengekniffen und reingehalten - er hat fair mitgespielt und ich konnte überholen.

Es ist schwer zu sagen, ob das der erste Sieg von vielen war. Aber jetzt kommt mein Heimspiel auf dem Nürburgring, da habe ich zuletzt im Carrera Cup eine gute Figur gemacht. Außerdem geht es noch nach Spa-Francorchamps und Monza, wo ich im letzten Jahr bereits auf der Pole-Position stand. Es stehen also Strecken an, die mir liegen und auf denen ich gerne fahre. Ich hoffe jedenfalls, dass ich noch den einen oder anderen Sieg einfahren kann. Nach diesem Wochenende bin ich natürlich hoch motiviert und weiß, dass man Bleekemolen durchaus knacken kann.

In der Meisterschaft ist es jedoch unwahrscheinlich, dass noch etwas passiert - zu groß ist sein Vorsprung. Aber ich gebe nicht auf, solange ich noch eine rechnerische Chance auf den Titel habe. Er braucht nur einmal ausfallen und wenn ich dann gewinne, sind es nur noch 20 Punkte Rückstand. Es kann noch so viel passieren - im Supercup habe ich noch niemanden gesehen, der eine Saison ohne Ausfall beendet hat. Ich brauche zwar etwas Glück, aber da geht noch was!