Während die Formel 1 ihren Saisonstart absolviert hat, müssen sich die MotoGP-Anhänger noch bis zum 8. April gedulden, wenn die Motorrad-Weltmeisterschaft in Katar in die Saison 2012 startet. HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto erklärt, warum die Anforderungen an eine schnelle MotoGP-Maschine anderer Natur sind als diejenigen, die an ein schnelles Formelfahrzeug gestellt werden.

"In der Formel 1 wird die Performance eines Autos zu 80 Prozent durch die Aerodynamik entschieden", erklärt er gegenüber Motomatters. "Jeder konzentriert sich dort darauf, eine möglichst gute aerodynamische Performance zu haben, nicht nur in Sachen Abtrieb, sondern auch in anderen aerodynamischen Aspekten. Aber der Motorradsport ist anders. Die Aerodynamik macht hier vielleicht weniger als fünf Prozent aus."

Bei einem Motorrad sei das Chassis am wichtigsten, so der Japaner weiter. Und um einen guten Rahmen zu bauen, benötige es viel Erfahrung. "Ein Konstrukteur kann einen durchschnittlich guten Rahmen bauen, aber ich denke, es wird ihnen schwer fallen, ein konkurrenzfähiges Gestell bereitzustellen", sagt er im Hinblick auf die Claiming Rule Teams. "Selbst die Hersteller haben ihre Schwierigkeiten, die letzten zehn Prozent herauszukitzeln."

In den kleineren Klassen stelle sich die Situation etwas anders dar: "Hier ist vor allem Leistung ausschlaggebend. Natürlich spielt auch der Rahmen eine wichtige Rolle, aber die Balance zwischen Chassis und Motor verschiebt sich dort mehr in Richtung Motor." Für Nakamoto hat dies mit simpler Prozentrechnung zu tun: Bei 230 PS sei der Unterschied, ob nun 5 PS hinzukommen, weniger stark als bei 50 Pferdestärken. "Bei den 125ern haben zwei PS einen großen Unterschied in der Rundenzeit ausgemacht."

Einheitselektronik senkt Kosten nicht

In der Formel 1 hat die Standard-ECU zu keiner Kostenreduktion geführt, Foto: Sutton
In der Formel 1 hat die Standard-ECU zu keiner Kostenreduktion geführt, Foto: Sutton

Seine Position beim Thema Einheitselektronik habe sich hingegen nicht geändert, macht der ehemalige Technische Direktor des Honda-Formel-1-Rennstalls klar und verweist dabei auf seine Zeit in der Formel 1: "Dort verstehe ich die Notwenigkeit einer Standard-ECU, weil die Regeln eine Traktionskontrolle strikt verbieten und manche Teams ihre Motorelektronik zu diesen Zwecken benutzt haben." Als die FIA versucht hat, dies zu unterbinden, sei eine Überwachung nicht möglich gewesen.

Dies sei erst mit der Einheitselektronik möglich geworden und deshalb habe er volles Verständnis für deren Verwendung in der automobilen Königsklasse. Dennoch habe diese Regeländerung nicht zu einer Kostensenkung geführt, sondern das Gegenteil bewirkt: "Zu der Zeit haben wir einen Großteil unseres Budgets für die ECU ausgegeben. Und wir haben mehr ausgegeben als zu der Zeit, zu der wir die Honda-eigene Elektronik verwendet haben." Die Einführung einer Standardelektronik könne also keine Lösung für die Geldsorgen in der MotoGP sein.

Allerdings versteht auch der Vizepräsident von Honda Racing, dass die Kosten gesenkt werden müssen. Er setzt sich dabei für ein Drehzahllimit ein: "Damit wären wir glücklich, denn das ist etwas, was wir überwachen können. Jede Maschine hat ein Datenaufzeichnungsgerät, und wir können jederzeit nachschauen, wie wir es jetzt in der Moto2 tun."