Casey Stoner ist seit dem gestrigen Sonntag amtlich zum zweiten Mal Weltmeister der MotoGP-Klasse. Der Australier hat damit der 800ccm-Ära ein letztes Mal seinen Stempel aufgedrückt: 2007 gewann er auf Ducati die erste Weltmeisterschaft mit dem reduzierten Hubraum, jetzt die letzte mit jenem Konzept.

Stoner stieg 2006 in die MotoGP auf, als noch mit 990ccm gefahren wurde. Damals holte er sich den Spitznamen "Rolling Stoner", da er sich doch ziemlich oft neben der Strecke wiederfand. Trotzdem feierte er schon im Debüt-Jahr auch ein Podest mit Rang zwei in der Türkei. Für 2007 kam er mehr oder minder als Notlösung zu Ducati - und blühte richtig auf.

Aufgrund seiner zahlreichen Stürze erhielt der Australier den Spitznamen 'Rolling Stoner ', Foto: Milagro
Aufgrund seiner zahlreichen Stürze erhielt der Australier den Spitznamen 'Rolling Stoner ', Foto: Milagro

Der 26-Jährige hat die letzten fünf Jahre dominiert. Sein Roh-Speed auf den 800ern war immer unglaublich. Allein in diesen fünf Jahren seit 2007 hat Stoner 32 Rennen gewonnen und er hat 32 Pole Positions eingefahren. Aber eben irgendwie "nur" zwei Titel. Dabei ist der sympathische Australier der erste in der Geschichte der seit 1949 ausgetragenen Motorradweltmeisterschaft, der sich seinen Titel drei Jahre nachdem er ihn verloren hat wieder zurückerkämpft.

Der Aufstieg zum Ausnahmefahrer

Wie Stoner zum Rennsport kam, ist wohl den meisten bekannt. Seine Eltern verkauften im heimischen Australien alles, was sie an Grund und Boden hatten, um die Rennkarriere des Sohnemanns anzuheizen und vor allem zu finanzieren. Und nachdem sich klein Casey in Großbritannien das Grundhandwerk angelernt hatte, ging es in den Jahren 2001/2002 in die Weltmeisterschaft. Zunächst nur mit zwei Gaststarts in der 125ccm-Klasse in Donington und auf Phillip Island. Ein Jahr später kam die erste komplette Saison in der 250er-Klasse.

2003 folgten dann die ersten Podeste in der Achtelliter-Kategorie, ab 2004 war Stoner ein regelmäßiger Podestkandidat. Seine bis da hin beste Saison fuhr er 2005 in der Viertelliterklasse, als er nach fünf Siegen, einem zweiten und vier dritten Plätzen Vizeweltmeister wurde - hinter einem gewissen Dani Pedrosa und vor Andrea Dovizioso, Hiroshi Aoyama und Jorge Lorenzo.

Doch die wirklich erfolgreichen Jahre begannen ab 2007. Stoner wurde Weltmeister und war der einzige Fahrer, der in allen Rennen jener Saison punkten konnte. Souverän holte er den Titel. Und schon ein Jahr später deutete alles darauf hin, dass der Australier dieses Kunststück wiederholen würde können. Doch 2008 war es mit der Konstanz vorbei. Stoner war zwar immer noch ein regelmäßiger Sieg- und Podestkandidat, doch schrieb er auch drei Nuller.

2007 sicherte sich Stoner auf Ducati seinen ersten Weltmeistertitel, Foto: Ducati
2007 sicherte sich Stoner auf Ducati seinen ersten Weltmeistertitel, Foto: Ducati

Zwei davon kamen, als er souverän in Führung lag: In Brünn und in San Marino. Beide Male ging dadurch der Sieg an Herausforderer Valentino Rossi. Der hatte wieder zu alter Stärke gefunden und sicherte sich seinerseits den Titel. Unvergessen ist der Zweikampf aus Laguna Seca, als sich Rossi neben der Piste in der Corkscrew an Stoner vorbei presste. Für viele eines der legendärsten Rennen der Neuzeit und für die meisten der Wendepunkt der Saison 2008, als Rossi alle Entschlossenheit auf der Piste umsetzte.

Stoner hat zu Kämpfen

Es kam das schwierige Jahr 2009. Natürlich war Stoner erneut ein Titelaspirant und natürlich gewann er Rennen. Zum dritten Mal in Folge triumphierte er beim Saisonauftakt in Katar. Doch Stoner war im Laufe der Saison nicht mehr der Alte. Auf Strecken, wo er der Konkurrenz zuvor nahezu problemlos um die Ohren fahren konnte, hatte er Mühe eine Platzierung in den Top Drei zu halten. Er hatte Erschöpfungszustände und eine mysteriöse Krankheit, die für viele Gerüchte und Spekulationen sorgte, zunächst aber nicht richtig aufgeklärt werden konnte. Stoner reagierte und teilte mit, dass er sich von seinen australischen Ärzten eingehendst kontrollieren lassen will und daher auf den Start bei drei Rennen verzichtete.

Bei den intensiven Untersuchungen kam damals eine Laktose-Intolleranz heraus, die für die Erschöpfungserscheinungen sorgte. Stoner stellte seinen Ernährungsplan und sein Training um, plante die Reisen besser und achtete fortan peinlichst genau auf das Essen und die Lebensmittel. Am 4. Oktober 2009 griff er beim Großen Preis von Portugal wieder in das Geschehen ein und wurde auf Anhieb Zweiter hinter Lorenzo. Zwei von drei möglichen Siegen gingen in jener Saison noch an den Australier, drei hätten es sein können, wenn er sich in der Warmup-Lap in Valencia nicht auf die Nase gepackt hätte.

2009 musste Stoner eine schwere Zeit durchstehen, Foto: Milagro
2009 musste Stoner eine schwere Zeit durchstehen, Foto: Milagro

2010 brauchte Ducati dann zu lange, um die Desmosedici GP10 für Stoner auf Touren zu bringen. Erst beim sechsten Lauf der Saison in Assen gab es das erste Podest, der erste Sieg sollte gar erst im September in Aragon folgen. Und auch wenn Stoner in jener Saison neun weitere Podeste sammelte, darunter drei Siege, war das Jahr doch durch andere Fakten bestimmt: Bereits früh in der Saison hatte er bekannt gegeben für 2011 zur HRC ins Repsol Honda Werksteam zu wechseln, Valentino Rossi verkündete im August den Weggang von Yamaha zu Ducati, und auf der Strecke war Jorge Lorenzo mit 18 Einzelresultaten in den Top Vier, davon 16 auf dem Podest, einfach nicht zu schlagen. Stoner beendete das Jahr als Vierter hinter Pedrosa und Rossi - der sich trotz des Beinbruchs von Mugello noch vor ihm klassieren konnte.

Stoner auf dem Höhepunkt seiner Karriere

Mit dem Wechsel Stoners zu Honda waren sich die Experten schon vor der Saison einig: Der Titel ist für ihn näher als je zuvor. Und so sollte 2011 auch eine Saison werden, der der 26-Jährige seinen Stempel aufdrückte. Bis zum Rennen von Australien, als die WM-Krone perfekt war, holte er neun Siege, einen zweiten und fünf dritte Plätze, elf Pole Positions. Er beendete von bislang 16 Rennen deren 15 auf dem Podest, hat nur einen Nuller zu Buche stehen - aus Jerez, als ihn Valentino Rossi abschoss.

Stoner ist auf dem Hoch seiner Karriere angelangt - beruflich wie privat. Denn neben den Erfolgen auf der Piste, erwartet den Australier noch ein Erfolg neben der Strecke: In Brünn verkündete er stolz: "Adriana ist schwanger". Stoner wird Papa und dabei trotzdem hoffen, dass die sprichwörtliche verlorene Sekunde nicht mit auf den Wickeltisch wandert, denn 2012 wird mit den neuen 1000er Maschinen alles noch einmal etwas schneller werden.