Mit den Regeln ist das so eine Sache. Sie sind nicht immer angenehm, dennoch sind sie notwendig, wenn nicht irgendwann doch Anarchie ausbrechen soll. Das gilt im wahren Leben genauso wie im Motorsport, wo es teilweise allerdings gerade aufgrund der Regeln die wildesten Diskussionen gibt - schließlich wird gerne versucht, eine eigene Auslegung der verschiedenen Paragraphen zu finden. Klar ist nur, auch auf den Rennstrecken dieser Welt wäre ein normaler Betrieb ohne Regulativ nicht möglich oder höchst lebensgefährlich.

Da aber gerade die Welt des Motorsports sich besonders schnell dreht, werden die Reglements ständig angepasst, so auch für die Motorrad-Straßenweltmeisterschaft. Da der Paragraphendschungel manchmal nur schwer zu durchblicken ist, haben wir uns beim Motorsport-Magazin einige der wichtigsten Regeländerungen für 2010 angesehen, damit im Fall der Fälle nicht irgendwelche dicken Wälzer oder endlos lange PDF-Dokumente hervorgekramt werden müssen.

Die Piloten müssen sich 2010 auf neue Regeln einstellen., Foto: Milagro
Die Piloten müssen sich 2010 auf neue Regeln einstellen., Foto: Milagro

Der größte Regelbeschluss der vergangenen Monate war klarerweise der Wechsel zurück auf 1000cc für das Jahr 2012, der hat für die Saison 2010 allerdings noch keinen Belang, bleibt also hier außen vor (mehr dazu lesen Sie in der März-Ausgabe des Motorsport-Magazins). Die größte Veränderung für die MotoGP im Jahr 2010 wird die Motorenbeschränkung sein.

Neue Motorenregel

Für alle 18 Rennen darf jeder Fahrer lediglich sechs Motoren einsetzen. Sollte er mit diesem Kontingent nicht auskommen und vor dem Start des Rennens einen siebten Motor brauchen, wird er den Grand Prix aus der Boxengasse 20 Sekunden nach dem Ausgehen der Ampel beginnen müssen. Sollte er während des Rennens einen siebten Motor brauchen - etwa bei einem Motorradwechsel in einem Flag-to-Flag-Rennen -, bekommt der Pilot eine Durchfahrtsstrafe.

Für die Hersteller gibt es zu den sechs Motoren für jeden Einsatzfahrer zusätzlich noch zwei Motoren, die ausschließlich für den Einsatz von Wildcard-Fahrern vorgesehen sind. Arbeit an den Motoren ist nur an frei zugänglichen Stellen erlaubt, für deren Erreichen nicht das Siegel oder die Verdrahtung des Technischen Direktors aufgebrochen werden müssen.

In der Saison 2010 gibt es nur noch sechs Motoren pro Fahrer., Foto: Milagro
In der Saison 2010 gibt es nur noch sechs Motoren pro Fahrer., Foto: Milagro

Sollten Siegel oder Verdrahtung beschädigt werden, fehlen oder erkennbar daran herumhantiert worden sein, gilt der Motor als neu aufgebaut und wird als neues Aggregat innerhalb des Kontingents angesehen. Wie oft ein Motor eingesetzt wird, ist nicht beschränkt, theoretisch könnte ein Pilot also auch alle sechs Motoren an einem Wochenende verwenden.

Das wird aber nicht passieren, die Techniker waren alle darum bemüht, einen Plan auszuarbeiten, wie die Saison am besten durchgestanden werden kann, ohne eine Strafe zu riskieren. Die Ingenieure hatten über die Wintermonate viel zu tun, die Laufzeit der Aggregate musste verdoppelt werden und das nach Möglichkeit so, dass ständig konstant hohe Leistung abgegeben wird, denn ein Motor, der ein Rennen stark läuft und dann immer mehr nachlässt, ist bei aller Zuverlässigkeit wenig nützlich.

Neue Rookie-Regel

Eine weitere wichtige Regeländerung für 2010 ist die sogenannte Rookie-Regel. Sie besagt, dass Piloten in ihrem ersten vollen Jahr in der MotoGP nicht in einem Werksteam fahren dürfen. Einzige Ausnahme ist Suzuki, da der Hersteller kein Satelliten-Team am Start hat und daher keine Möglichkeit hätte, junge Piloten über diesen Weg in die MotoGP zu bringen. Alvaro Bautista darf deswegen gleich auf die Werks-Suzuki steigen.

Die Neulinge dürfen nicht für Werksteams fahren - außer bei Suzuki., Foto: Milagro
Die Neulinge dürfen nicht für Werksteams fahren - außer bei Suzuki., Foto: Milagro

Bei den anderen Neulingen greift die Regel aber, da sie bei Yamaha, Honda oder Ducati unterwegs sind, die alle Satelliten-Teams ausrüsten. Vorteil der Regel ist, dass dadurch auch die Privat-Teams Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Spitzenfahrer an Land ziehen können, die sonst vielleicht wie Jorge Lorenzo oder Dani Pedrosa direkt ins Werksteam gegangen wären.

Rein sportlich gesehen dürfte diese Regel aber doch eher Augenauswischerei sein, denn nur weil ein Fahrer nicht im Werksteam unterwegs ist, muss das noch lange nicht heißen, dass er nicht Werksmaterial bekommt. Dies wäre allerdings ebenfalls wieder eine Hilfe für die Satelliten, immerhin hätten sie somit neben einem starken Fahrer auch noch starkes Material.

Neue Reifenregel

Auch bei den Reifen hat sich in der MotoGP etwas getan. Ab 2010 sind nur mehr 16,5 Zoll Reifen zugelassen, was die Reifenbreite anbelangt, so müssen sich die Hersteller bei Vorderreifen vor der Saison bei der technischen Kontrolle auf zwei Breiten festlegen, beim Hinterreifen ist gar nur die Wahl einer Breite zugelassen. Der Vorderreifen darf maximal 4 Zoll breit sein, der Hinterreifen maximal 6,25 Zoll. Was die Anzahl der pro Wochenende zur Verfügung stehenden Reifen betrifft, so haben die Regelhüter auch hier weitere Einschränkungen gebracht.

Statt 20 Slick-Reifen pro Wochenende sind nun nur mehr 18 erlaubt. Zwei Hinterreifen weniger werden die Fahrer zur Verfügung haben. Damit werden die Piloten 2010 mit 10 Hinter- und 8 Vorderreifen pro Wochenende auskommen müssen. Von den hinteren Gummis erhalten die Piloten je fünf der Spezifikation A und fünf der Spezifikation B für das Wochenende, also gleich viel von härterer und weicherer Mischung. Bei den Vorderreifen hat man die Wahl.

Die Reifenverteilung wird 2010 neu geregelt., Foto: Milagro
Die Reifenverteilung wird 2010 neu geregelt., Foto: Milagro

So werden vor dem ersten Training zunächst je drei der Spezifikation A und B an die Piloten ausgegeben. Nach dem ersten Training können die Fahrer dann entscheiden, ob sie zwei weitere A- oder zwei weitere B-Reifen oder je einen der jeweiligen Spezifikation haben möchten. Nichts verändert hat sich bei den Regenreifen. Für alle Sessions, das Warm-up und das Rennen werden die Piloten pro Wochenende vier Regenreifen für vorne und vier Regenreifen für hinten erhalten.

Testbeschränkungen

Beschränkungen gibt es auch wieder für Testfahrten, diese gelten für Einsatzfahrer mit MotoGP-Maschinen. So dauert die Testpause in der MotoGP mittlerweile von 1. Dezember bis 31. Januar, ausgenommen sind die Rookies, die im November oder Dezember drei Tage fahren dürfen. Im Winter sind ansonsten mittlerweile nur mehr 6 offizielle Testtage auf GP-Kursen erlaubt, die von der Dorna oder der IRTA auf Grand-Prix-Strecken des vorjährigen oder nächstjährigen Rennkalenders organisiert werden.

Zusätzlich sind noch Eintages-Tests nach den Rennen in Jerez und Brünn gestattet, sowie ein Zweitages-Test nach dem Saisonfinale in Valencia. Sollten von der Renndirektion neben den normalen Trainings an Rennwochenenden noch weitere Sessions zugelassen werden, dürfen die Einsatzfahrer auch dann mit ihren MotoGP-Maschinen auf GP-Strecken trainieren.

Für Wildcard-Fahrer in der 125cc- und Moto2-Klasse wurde zudem das Verbot aufgehoben, dass sie in den 14 Tagen vor dem Rennen nicht auf einer Grand-Prix-Strecke trainieren oder Rennen fahren dürfen.

Auszug aus der MotoGP-Jahresvorschau im Motorsport-Magazin 3/10. In der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins lesen Sie eine ausführliche MotoGP-Saisonvorschau aller Fahrer und Teams. Die April-Ausgabe 4/10 des Motorsport-Magazins ist seit 1. April im Handel erhältlich oder am besten gleich online zum Vorzugspreis abonnieren: