Es ist das leidliche Problem der Suzuki-Werksmannschaft in der MotoGP. Wäre die Saison nach den Testfahrten im Frühjahr vorbei, hätte man den WM-Titel schon mehrfach gewonnen. Doch sobald es in den Rennbetrieb geht, stagniert man bei Suzuki und sucht nach Lösungen, die man im Vorfeld der Saison schon einmal hatte - oder die die anderen Teams mittlerweile schneller finden oder gefunden haben. Auch 2009 war das nicht grundlegend anders. Loris Capirossi und Chris Vermeulen waren bei den Tests die schnellsten, in den Rennen kam keiner der beiden über einen fünften Rang hinaus.

Der Dino auf der Suche nach Podium Nr. 100

Brünn 2008 war das bislang letzte Podest für Capirossi - sein 99., Foto: Sutton
Brünn 2008 war das bislang letzte Podest für Capirossi - sein 99., Foto: Sutton

Spitznamen gibt es viele für den Italiener Loris Capirossi, fast alle, mit Ausnahme vielleicht von Capirex, beziehen sich auf sein Alter von 36 Jahren. Das Finale der Saison 2009 war der 299. Grand Prix des Oldies, des GP-Veterans, des Rentners, des T-Rex, des Dinosaurier. Aber Erfahrung hin oder her - 2009 war auch eines der erfolglosesten Jahre für Capirossi. Er hatte sich keinen einzigen Podestplatz holen können - das erste Mal seit 1992, das zweite Mal in seiner Karriere überhaupt. In allen anderen Jahren hatte er mindestens ein Mal pro Jahr auf dem Podest gestanden und so 99 Treppchen angesammelt. Allein das 100. wollte in der nun zurückliegenden Saison einfach nicht kommen.

Gesamtrang neun war auch nicht das, was sich Capirossi so erhofft hatte. Doch woran die Misere gelegen hat, konnte sich der Italiener auch nur schwer erklären. Immer wieder betonte er, dass man bei Suzuki sehr fleißig und emsig daran arbeite, Verbesserungen für das Motorrad hervorzubringen. Als dann der neue und heiß ersehnte Motor kam, war die Ernüchterung fast größer als die Freude. Mehr Power wollte Capirossi haben, doch so richtig konnte Suzuki ihm diese nicht liefern. Nicht selten fuhr er seinem eigenen Talent und seinen eigenen Leistungen hinterher. Fünf fünfte Plätze - mehr war nicht drin. Aber wenigstens durfte Capirossi bei seinem Heimrennen in Mugello vom dritten Startplatz aus Reihe eins losfahren. Vermutlich war dies das Highlight.

Schlechtestes Jahr für Vermeulen

Vermeulen ist der Einzige, der auf der Viertakter-Suzuki bisher siegen konnte., Foto: Rizla Suzuki
Vermeulen ist der Einzige, der auf der Viertakter-Suzuki bisher siegen konnte., Foto: Rizla Suzuki

Chris Vermeulen kam 2006 in die MotoGP-Weltmeisterschaft und war bis zum Ende diesen Jahres seiner Marke Suzuki treu. Insgesamt holte er sieben Podestplätze, darunter einen Sieg für die Blauen. Dass er Fahren kann, hat er nicht nur mit seinem Supersport WM-Titel unter Beweis gestellt. Doch 2009 lief auch für den Australier nicht wie vorgestellt. Er holte sich ebenfalls wie Capirossi erstmals keinen einzigen Podestplatz in der Saison. Selbst in seinem Debütjahr konnte er als zweiter ein Mal auf das Podest fahren - bei seinem Heimrennen auf Phillip Island. Dort wollte er sich dieses Jahr gern mit einem neuerlichen Treppchen aus der MotoGP-Klasse gebührend verabschieden, aber über Rang elf kam er in Australien nicht hinaus. Er beendete die Saison auf dem zwölften Gesamtrang - so weit hinten, wie noch nie zuvor, auch wenn er mit 106 Zählern mehr Punkte sammelte als 2006, als er Elfter in der Abschlusstabelle war. Allerdings bleibt anerkennend zu sagen, dass er auf seinen Teamkollegen Capirossi auf Rang neun nur vier Punkte verlor. Es war ein enges Mittelfeld, in der diesjährigen Saison.

Rang fünf im Rennen von Assen war die beste Platzierung Vermeulens im Jahr 2009. Doch irgendwie war beim Australier auch die Luft raus, nach vier Jahren auf der Suzuki. Er wollte immer etwas bewirken, das Team nach vorn bringen, doch schien es auch bei ihm, dass die Entwicklung nach den Testfahrten eher nach hinten los ging, als nach vorn. Vermeulen machte ziemlich früh im Jahr klar, dass er sich von Suzuki verabschieden würde. Er wurde bei vielen Teams als potenzieller Fahrer gehandelt, bot sich zum Beispiel bei Tech 3 - Yamaha sogar zum Nulltarif an. Doch letzen Endes führte sein Weg für 2010 zurück in die Superbike WM und - ähnlich wie bei seinem ehemaligen Teamkollegen John Hopkins - zu den Grünen von Kawasaki. Was er auf der als unterlegen geltenden ZX10R aber verrichten kann, bleibt abzuwarten.

Vermeulen geht, Bautista kommt

Alvaro Bautista soll bei Suzuki frischen Wind bringen., Foto: Milagro
Alvaro Bautista soll bei Suzuki frischen Wind bringen., Foto: Milagro

Vermeulen verlässt die MotoGP-Klasse und seinen langjährigen Arbeitgeber Suzuki aber mit einem lachenden Auge: Er war der Erste und ist bis dato auch der Einzige, der seit Einführung der Viertakter einen Sieg für die Marke Suzuki einfahren konnte. Selbst Hopkins, der Suzuki 2007 mit Gesamtrang vier das beste Jahr beschert hatte, gewann kein einziges Rennen in seiner MotoGP-Karriere auf Yamaha, Suzuki oder Kawasaki.

Für den abwandernden Australier kommt ein neuer Spanier. Der 36-jährige Capirossi bekommt 2010 den 25-jährigen Alvaro Bautista an seine Seite. Der 125ccm-Weltmeister von 2006 steigt aus der 250er-Klasse auf, obwohl er sein Ziel dort den WM-Titel zu holen dieses Jahr klar verpasst hat - nicht selten aus eigener Schuld. Doch Bautista ist jung und talentiert, muss lediglich seine Sturzanfälligkeit in den Griff bekommen. Bei Suzuki hofft man, dass der frische Wind, den er mitbringt, auch Urgestein Capriossi anspornt und dass der dem Neuling einiges lernen kann. Bautista ist damit auch der einzige Rookie im MotoGP-Feld 2010, der in einem echten Werksteam an den Start gehen wird. Allen anderen Neulingen ist diese Möglichkeit nicht gegeben, nur bei Suzuki geht dies, da man keine Satelliten-Mannschaft unterhält.