Carmelo Ezpeleta ist dieser Tage anscheinend auf offensiver Informationstour, um den Wechsel der MotoGP auf 1000cc im Jahr 2012 auch so zu verkaufen, dass vor allem im Superbike-Lager niemand auf die Idee kommt, irgendwelche Klagen anzustreben. Denn Superbike-Vermarkter InFront achtet ganz genau darauf, wie das zukünftige MotoGP-Reglement gestrickt ist und dürfte sich vor allem daran stoßen, dass auch seriennahe Motoren zum Einsatz kommen könnten. Ezpeleta fühlt sich deshalb anscheinend dazu genötigt, wieder und wieder zu betonen, dass die MotoGP immer Prototypen gefahren hat und das auch weiter so machen wird, den Begriff seriennaher Motor will er gar nicht erst im Reglement sehen.

"Es wird in diesem Reglement kein Wort über seriennahe Motoren geben", betonte er gegenüber der AS. Die Maschinen seien Prototypen, welcher Motor eingebaut wird, werde dem Hersteller des Motorrades überlassen. Seine Auslegung des Wortes Prototyp war für den Dorna-Chef klar. "Wir sind immer mit Prototypen gefahren, aber das liegt daran, dass die Maschine der Prototyp ist, nicht der Motor." Deswegen war die Diskussion um seriennahe Motoren für ihn auch irrelevant und das Argument von InFront, wonach kein Teil einer Werksmaschine verwendet werden dürfte, war für ihn nicht haltbar. "Wenn man dieses Argument ins Absurde zieht, könnte man sagen, wir dürfen keinen Kettenantrieb verwenden, da die benutzten Ketten Serien-Teile sind", sagte Ezpeleta.

Für den Rennsport gebaut

Nach seiner Meinung geht es nur um eine simple Sache: wurde die Maschine für den Rennsport gebaut oder kann man sie auch für den normalen Straßenverkehr kaufen und wurde sie dann für den Rennsport angepasst? Als Grund dafür, dass überhaupt auf 1000cc gewechselt wird, nannte er die Kosten, denn der Rennsport soll wieder leistbar werden. "Bei den aktuellen Preisen [für 800cc Maschinen] ist es nicht tragbar und die Satelliten-Teams können sich ein Antreten nicht mehr leisten", betonte Ezpeleta. Mit 1000cc würde alles billiger werden. Die Hersteller könnten neue Maschinen billiger bauen und Teams könnten ihre eigenen Maschinen auch um einen Motor ihrer Wahl bauen.

Und genau diese Eigenständigkeit der Rennställe ist dem Dorna-Chef wichtig, denn die Abhängigkeit von den Herstellern ist ihm ein Dorn im Auge, da die Satelliten-Mannschaften momentan nur Maschinen von den Herstellern leasen können und keine andere Wahl haben. Um zu verhindern, dass die Kosten auch mit 1000cc-Maschinen wieder ins Endlose steigen, weil die Werke mit ihren Prototypen-Motoren immer weiter entwickeln, hat sich die Grand Prix Commission eine Lösung ausgedacht, die er allerdings noch nicht verraten wollte. "Es gibt einen Parameter, über den ich vor [dem Treffen in Genf] Freitag nicht sprechen kann, aber das ist der Schlüssel für alles. Es sieht aus wie die perfekte Lösung und dadurch ändert sich alles. Es ist ein einziger Parameter und der verändert alles. Es ist ein technisches Detail, sehr einfach." Damit könnte er auf ein Drehzahl-Limit anspielen, dem die Hersteller in der Vergangenheit allerdings skeptisch gegenüber gestanden sind.