Man kann an einem Freitag in der MotoGP-Klasse auch einen schlechteren Einstand geben, als es Ben Spies heute tat. Mit Rang 15 ließ er gleich drei Piloten hinter sich und verlor auf die Pace von Casey Stoner auf Anhieb nur 2,2 Sekunden. Dabei hängte er sich heute noch nicht einmal allzu sehr rein, fuhr die gesamte Session mit nur einem Reifensatz. Zur Halbzeit zog der US-Amerikaner gemütlich seinde Handschuhe aus, setzte den Helm ab und plauderte mit seinen Mechanikern. Dass er sich fast in jeder seiner heute gefahrenen Runde steigert, bemerkte er zunächst nicht. "Die Platzierung ist großartig - ich wusste nicht einmal, wo ich war. Aber was die Zeit angeht und dass ich auf denselben Reifen blieb, macht mich glücklich. Wir sind nur eine halbe Sekunde vom Mittelfeld entfernt. Das ist ziemlich gut", freute sich der Neueinsteiger der offiziellen Website der MotoGP.

Für Spies war es heute nicht leicht, das Training eben als Training und Unterricht zu sehen. "Es ist hart als Racer nur raus zu gehen und zu lernen. Ich gehe keine großen Risiken ein und gehe die Sache langsam an. Ich habe Spaß und folge einfach ein paar Leuten", erklärte er seine Strategie.

Spies hat dieses Jahr den Superbike WM-Titel als Rookie gewonnen, obwohl er die meisten der 14 Strecken nicht kannte. Dennoch holte er dort elf Polepositions. Dass dies in der MotoGP nicht möglich sein würde, war ihm von Anfang an bewusst. Warum das so ist, erklärte er nach dem ersten Training auf der Yamaha M1 noch einmal genauer. "Die Motorräder sind so anders, das es sogar hart ist, wenn man die Strecke kennt. Für mich ist es einfacher auf einem Motorrad etwas zu zeigen, auf welchem ich mich wohl fühle - wie eben auf einem Superbike - und auf eine Strecke zu kommen, wo ich noch keine Radumdrehung gefahren bin, als hier her zu kommen und auf ein Bike zu springen, welches ich noch nie gefahren bin", brachte er es auf den Punkt. Daher habe er sich heute auch gewünscht, dass man mehr Zeit auf der Strecke hätte. "Ich glaube, dass ich ein ziemliches bisschen schneller hätte sein können - wenn ich einfach nur mal darüber nachdenke."

Seine Ziele für das erste Rennen relativierte Spies hingegen kaum. Schon vor diesem Wochenende hatte er gesagt, dass er mit einem Top Ten-Ergebnis absolut zufrieden sein würde. "Ich werde Sonntagnacht glücklich sein, wenn ich die Strecke verlasse und weiß, dass ich ein gute Gefühl mit dem Bike für die nächsten zwei Testtage habe", erklärte er sein neues Ziel. "Im Moment, wäre ich megaglücklich, wenn ich im Rennen einen neunten oder zehnten Rang holen könnte. Das wäre für mich, wie wenn ich ein Superbike Rennen gewinne. Das ist alles, was wir uns derzeit vornehmen können."