Casey Stoner ist der Typ Mensch, der es bevorzugt nicht viel zu reden sondern auf der Rennstrecke zeigt, was er drauf hat. Genau das tat er auch in perfekter Manier beim Comeback in Estoril: gute Trainings, Platz drei in der Qualifikation, die Bestzeit im Warm-Up und Rang zwei im Rennen. Nicht nur der 23-Jährige und das Ducati-Team freuten sich, es hatte den Anschein die gesamte MotoGP-Szene atme erleichtert auf, egal ob Gegner, Macher oder Fans und die, die ihn schon als Frührentner abgeschrieben hatten. Dennoch legte Stoner dieses Mal Wert darauf, auch ein paar Worte an Experten und andere Kritiker zu richten, die ihm das Leben in den letzten Monaten nicht gerade einfach gemacht hatten und hinterfragte deren Motivation zu ihren jeweiligen Aussagen.

Einer der dazu gehört, ist MotoGP-Legende und Idol Kevin Schwantz, der im Rahmen des Rennens von Indianapolis sich zu Casey Stoner mit folgenden Worten äußerte: "Wenn ich einen Vertrag habe, dann gehe ich auf die Strecke und fahre. Ob das immer 100 Prozent ist, sei dahingestellt. Ich denke, Casey ist ein starker Konkurrent und ich denke, da muss doch vielleicht mehr im Busch sein. Etwas wovon keiner etwas weiß. Einfach so Rennen auszulassen und zu warten, ob man sich besser fühlt, finde ich doch etwas außerhalb des Üblichen."

Es waren Aussagen, die Casey Stoner trafen, zumal es ihm wie er in Estoril erklärte, alles andere als einfach gefallen war, Rennen auszulassen. Der Australier verzichtete darauf Brünn, Indianapolis und Misano im Fernsehen anzusehen und flüchtete sich lieber in die australische Wildnis. Was bleibt ist, dass sein Respekt gegenüber Kevin Schwantz oder auch Jeremy McWilliams um einiges gesunken ist. Warum jeder in der Szene "seinen Senf" zu seiner Situation hinzu geben müsse, ohne die Hintergründe zu verstehen, kann der 23-Jährige weder nachvollziehen, noch gutheißen.

"Es ist schon fraglich, warum Kritiker gesagt haben, was sie gesagt haben, sie sehen alles in schwarzweiß. Was mich wirklich traurig macht ist, dass ich viel Respekt gegenüber Kevin Schwantz verloren habe. Ich habe ihn immer sehr geachtet, er ist für mich einer der größten Fahrer, war es meine gesamte Karriere lang, wenn so jemand aber dann solche Sachen über dich sagt, zeigt es dass auch Erfahrene keine Ahnung haben. Das ist etwas, dass ich schon lange versuche den Menschen zu zeigen. Die älteren Fahrer sollen immer ihre Meinung zu Dingen sagen, aber sie beziehen sich auf Dinge die Früher so waren und ändern ihre Ansichten nie, sie meinen es würde alles auch heute noch so sein."

Dabei war das erste Problem im Fall Casey Stoner, dass niemand verstand was dem Australier eigentlich fehlte. Naheliegend war es zu urteilen, dass es alles eine Kopfsache ist, er übertrainiert sei, keine Motivation mehr habe oder sich alles nur ausgedacht hätte. Jeder wollte es wissen, dabei konnte nicht einmal der Betroffene selbst diese Frage genau beantworten.

Casey Stoner sagte nach Estoril deutlich seine Meinung., Foto: Ducati
Casey Stoner sagte nach Estoril deutlich seine Meinung., Foto: Ducati

"Die Ärzte wussten nicht was es ist, sie meinten es würde nur eine Sache meines Kopfes sein, oder Blutarmut und dieser ganze Humbug. Viele Ärzte in Australien haben ihre Meinung gesagt, mich getestet und mich dann für gesund erklärt, aber gleichzeitig haben sie nie gesagt, dass ich kein Problem habe, sondern wollten herausfinden was dahinter steckt und einer dieser Ärzte hat uns auf die richtige Spur gebracht."

'The big hooha'

Stoner unterstrich noch einmal, dass es ein gesundheitliches Problem war, dem er auf den Grund hatte gehen müssen, da es nach jedem Rennen Probleme gab. Vielleicht auch eine Ansage in Richtung Hauptsponsor Marlboro, der eine Entschuldigung mit den Worten gefordert hatte, dass man wegen bloßen Magenschmerzen nicht einfach zu Hause bliebe.

Auf den Gedanken, dass es auch ein Sicherheitsrisiko darstellt, wenn jemand Rennen fährt und nicht fit ist, scheint fast niemand gekommen zu sein. Was, wenn Casey Stoner es durch einen seiner Schwächeanfälle vom Motorrad gehauen hätte, ehe er zurück in der Boxengasse ist? Es wäre nicht nur für den Australier selbst, sondern auch für seine Kollegen ein nicht kalkulierbares Risiko gewesen und im Falle des Eintretens wären dann mit Sicherheit Stimmen laut geworden, dass Fahrer und Team verantwortungslos gehandelt hätten.

Nach dem Rennen lässt sich eindeutig feststellen, Stoner hatte recht und er hat richtig gehandelt. Sein Risiko mit der zusätzlichen Pause, die kritischen Worte voller Unverständnis für seine Situation die er über sich ergehen lassen musste und die Spekulationen über Jorge Lorenzo bei Ducati, anstelle des Mannes der den Italienern den ersten WM-Titel bescherte. "Diese Gerüchte zu Ducati und mir, jeder weiß, was wir für eine Beziehung haben, aber dennoch wird da irgendwelches Zeug verbreitet und aus einer Mücke ein Elefant gemacht."

Auf das alles kann er schauen und mit guten Gewissen sagen, 'Ich hatte recht.' und sich wieder auf Rennen freuen, ohne befürchten zu müssen, dass er nur die erste Hälfte gut übersteht.

Gewissheit hatte Stoner bereits nach den Trainings, denn bis auf ein wenig Müdigkeit, die nach acht Wochen Pause weniger verwundern sollte, wenn man bedenkt dass seine Fahrerkollegen schon nach vier Wochen über etwas rostige Gelenke stöhnten, fühlte sich der Ducati-Fahrer gut. "Ich wusste, dass ich an den Punkt kommen würde, wo sich entscheidet 'verdammt es geht nicht mehr, du musst in die Box fahren', aber der kam nicht. Also sagte ich mir, 'es ist geschafft, du hast es überstanden'."

"Natürlich wussten wir, dass es im Rennen nicht ganz einfach werden würde, meine Arme haben mir das gesamte Wochenende weh getan, aber auf das Rennen zurück geschaut, ob ich nun Armprobleme hatte oder nicht, Jorge konnte nur langsam wegziehen. Ich hätte vielleicht zu Beginn des Rennens ein bisschen mehr Druck machen sollen, aber wie ich erklärte, in der zweiten Runde habe ich die Fußraste abgerissen und das war für die ersten Runden ein Problem."

Für die verbleibenden drei Rennen will Casey Stoner für sich und sein Team Gas geben. Auf die WM-Entscheidung zwischen Jorge Lorenzo und Valentino Rossi will er keine Rücksicht nehmen, schließlich würden die auch nicht für ihn fahren.