Casey Stoner hat gedanklich einen Schritt nach vorne gemacht. Er traut sich mittlerweile sogar offen über den WM-Titel zu sprechen und seine Coolness hat unter den gestiegenen Erwartungen während der Saison kaum gelitten. Stoner ist eben immer noch Stoner, weswegen man es ihm auch abkauft, wenn er sagt: "Wir haben jetzt fünf Rennen übrig und wenn wir den WM-Titel gewinnen, dann ist es egal, bei welchem Rennen wir ihn gewinnen; es ist überall recht." Rein emotional wäre es für ihn wohl auf Phillip Island am schönsten, aber bis dahin sind noch zwei Rennen zu fahren. Da er aber so weit voraus liegt, wird es wohl nicht so lange dauern. In Estoril würden ihm bereits 15 Punkte mehr als Valentino Rossi genügen, wenn er gleichzeitig nicht mehr als drei Punkte gegenüber Dani Pedrosa verliert und der Titel wäre auch mathematisch gesichert.

Mit diesen Spielchen will sich Stoner aber nicht beschäftigen. Er ist zufrieden, dass im Moment alles gut läuft und im Team die Harmonie stimmt. "Das Team und die Techniker sind großartig, wir arbeiten gut zusammen, wir sind wie eine Familie. Das hilft sehr. Man kann denselben Job machen, wenn man diese Beziehung nicht hat, aber wenn man sich gut versteht, dann ist es entspannter", erklärt er. Da er den Rückhalt des Teams spürt, merkt er auch keinen Druck auf seinen Schultern und nach seinen Aussagen war das schon beim ersten Rennen so.

In Estoril kennt sich Stoner auch gut aus, schließlich war er schon öfter dort. "Ich war immer ganz gut in Estoril. Ich habe dort das 250er-Rennen 2005 gewonnen. Ein Teil der Strecke fließt, ein anderer tut es nicht. Die schnelle Rechts auf die Gegengerade war auf den 990ern fast Vollgas, also sollte es dieses Jahr mit Vollgas gehen. Es ist aber nicht so wie Kurve 11 in der Türkei", sagt er. Was ihm wirklich Spaß macht, ist Kurve zwei, die sich etwas vom Scheitelpunkt weglehnt, dadurch sehr schwierig ist und einigen Fahrern Probleme bereitet. Die Schikane mag er dafür nicht so, da sie seiner Meinug nach zu langsam ist. Für alle, die nach den letzten Rennen den Überholmanövern etwas nachgetrauert haben, hat Stoner auch noch eine Nachricht parat: "Es scheint einige Überholgelegenheiten in Estoril zu geben, also gibt es viele Überholmanöver. Es sollte also ein recht gutes Rennen werden."

Loris Capirossi erwartet sich ein gutes Wochenende, Foto: Ducati
Loris Capirossi erwartet sich ein gutes Wochenende, Foto: Ducati

Das erwartet sich auch Loris Capirossi, der im Vorjahr noch mit schwächelnden Reifen in Estoril zu kämpfen hatte. Diesmal ist die Situation am Reifensektor anders. "Ich denke, wir haben eine gute Gelegenheit, in Portugal ein gutes Rennen zu haben. Wir hatten in Misano ein schwieriges Wochenende, aber wir konnten uns vor dem Rennen gut zusammenraufen und vielleicht wird uns das, was wir dort gelernt haben, in Estoril helfen. Auch dort gibt es einige schwierige Kurven", meint der Routinier. Die Strecke an sich beurteilt er weder als gut noch schlecht. Sie sei einfach eng, wellig und physisch anspruchsvoll, wie er betont. "Viel am Layout macht Spaß, auch wenn die erste Kurve eher ein Witz ist und ich bin auch auf die kleine Schikane nicht sehr versessen, die sehr, sehr eng und deswegen etwas eigenartig ist. Ich nehme aber an, es ist für alle das Gleiche."

Dafür freut sich Capirossi schon besonders auf Kurve fünf, die er als eine der besten in der ganzen WM bezeichnet. "Es ist ein Test für den Fahrer, die Maschine und die Reifen und es ist ein Genuss, wenn man dort einen guten Job macht", sagt er. Dass Ducati in diesem Jahr bislang insgesamt einen guten Job gemacht hat, steht indes außer Zweifel. Acht Siege aus 13 Rennen lassen auch Livio Suppo in Verzückung geraten, auch wenn er meint, dass immer noch Arbeit zu erledigen sei. "In jedem Fall macht Casey einen fantastischen Job - Bridgestone hat in diesem Jahr neun Rennen gewonnen, aber nur eines mit einem anderen Fahrer. Ich meine, er verdient die volle Anerkennung für sein fahrerisches Talent und die Art, wie er das Racing angeht", betont der Ducati MotoGP Projektdirektor. Ein klein wenig der Ankerkennung will er aber auch dem Team und den technischen Partnern nicht absprechen, denn die haben ebenso hart für den Erfolg gearbeitet. "Das ist Wettbewerb, darum geht es hier."