Das Skandal-Rennen von Sepang ist auch weiterhin in aller Munde. Valentino Rossi und Marc Marquez lieferten sich im Rennen eine erbitterte Schlammschlacht, die schließlich in der Kollision der beiden Alphatiere in Runde sieben gipfelte. Am Donnerstag vor dem Rennen in Malaysia sorgte Rossi mit seinen Aussagen für Aufruhr und provozierte Marquez damit. Während der ersten sechs Umläufe im Rennen kochten mit jedem weiteren Manöver die Emotionen immer weiter hoch. Marquez fuhr Rossi einige Male vors Vorderrad. Der Doktor witterte eine Verschwörung und fühlte sich behindert.

Einer, der sich jetzt auf die Seite Rossis schlägt, ist Ex-MotoGP-Pilot und TV-Experte Alex Hofmann. Hofmann, selbst bis 2007 in der MotoGP aktiv, ließ jetzt auf Twitter den Journalisten ruhen und holte den Racer in sich heraus. Und der Racer Alex Hofmann hat für Rossi sogar vollstes Verständnis, wie er auf Twitter bekannt gibt: "Wenn ihr noch nie auf einem MotoGP-Bike in Sepang intensiv gekämpft habt, mit dem ganzen Adrenalin, mit Leidenschaft, Frustration, Hoffnung, Risiko, Enttäuschung und all den Opfern, die ihr aufbringt, dann könnt ihr euch auch einfach kein Urteil bilden!", haute Hofmann auf den Tisch.

Hofmann: Kein Verständnis für Marquez

Hofmann hingegen konnte sich dank seiner Erfahrung aus 64 MotoGP-Rennen sehr wohl ein Urteil aus Rennfahrer-Sicht bilden und reagiert auf sämtliche in den Raum geworfene Verschwörungstheorien mit Humor: "Der Racer in mir hat sowohl den Crash in Argentinien, als auch dieses Manöver in Sepang vorausgesehen. Einfach weil ich weiß, welche Faktoren alles eine Rolle spielen und vor allem wie die Jungs unter dem Helm ticken. Vermischt man Leidenschaft mit Adrenalin und fügt persönliche Gefühle hinzu, und dann zu erwarten, dass man bei 320km/h ruhige Entscheidungen innerhalb von Millisekunden trifft. Na klar! Ihr seid ja lustig!"

Doch Hofmann geht sogar noch einen Schritt weiter auf Twitter. Der Deutsche ist sich nicht im Klaren, was Marquez bezwecken wollte, aber wirft auch andere fragwürdige Aktionen in ein ganz anderes Licht: "Der Racer in mir versteht die Absichten von Marquez in den letzten beiden Rennen nicht wirklich. Der Racer in mir hat vollstes Verständnis für eine Reaktion, wie sie Valentino Rossi in diesem speziellen Moment gezeigt hat. Ob richtig oder falsch, ob fair oder unfair, ich kann sogar Loris Capirossi 1998 und Marco Melandri 1999, Hans Spaan oder all die anderen Manöver auf der Strecke verstehen", gibt Hofmann für einen Außenstehenden durchaus überraschende Perspektiven preis, begründet diese aber gleich: "Sie sind Racer mit Herzen und verfolgen ihren Traum auf der Strecke. Daher lieben wir sie ja auch alle!"

Journalisten, Fans und Offizielle haben andere Ansichten

Die Sicht eines Fans auf die Dinge unterscheidet sich, genauso wie die Sicht eines Journalisten, grundlegend auf die Vorfälle, wie sie in Sepang auf der Strecke passiert sind. "Wenn man als Journalist vor einem Bildschirm sitzt ist es leicht, jede Situation ruhig und logisch zu bewerten. Sie können sich auf die Regeln, Erfahrungen aus der Vergangenheit und ihre eigene Meinung berufen, hoffentlich ohne persönliche Gefühle ins Spiel zu bringen. Das ist ein einfacher Job meiner Ansicht nach, aber hey, diese Jungs können ziemlich wütend werden wenn man etwas verpetzt", so Hofmann.

Für die Rennleitung findet Hofmann lobende Worte. "Sie haben ihren Job erledigt am Sonntag. Sie haben diese Aktion bewertet auf Basis von Regeln und Sicherheitsaspekten. Ohne einen Ex-Rennfahrer, der seine Meinung hätte kundtun können, haben sie den bestmöglichen Job abgeliefert. Daumen hoch für Mike Webb!", spricht Hofmann der Rennleitung ein großes Kompliment aus.