Freude über die Schadensbegrenzung? Mitnichten! Selbst Rang fünf und ein spätes spektakuläres Überholmanöver gegen Ducati-Star Andrea Dovizioso vermochten Dani Pedrosas Laune nach dem MotoGP-Rennen in Brünn nicht deutlich zu verbessern. In der ohnehin von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Saison 2015 erlebte der kleine Katalane in Diensten Repsol Hondas auf der tschechischen Hügelstrecke einmal mehr ein Wochenende zum Vergessen.

Unverschuldeter Sturz aufgrund eines Öl-Lecks an der Frontgabel – inklusive verpasstes FP2 – am Freitag. Kampf unter Schmerzen am linken "Schalt-Fuß" und abgeschlagener neunter Startplatz am Samstag. Start-Kollision und zahlreiche Abstimmungsprobleme, garniert mit langsamen Rundenzeiten, am Rennsonntag. Pedrosas Leidensfähigkeit wurde in Brünn ein weiteres Mal wahrlich auf eine harte Probe gestellt.

Doppelte Start-Kollision mit den Pramac-Ducatis

"Es war ein Scheiß-Rennen für mich, denn ich war nicht schnell, hatte kein gutes Gefühl mit den Reifen, Grip-Probleme und permanent mit Wheelies zu kämpfen", resümierte der Katalane unverblümt. Nach starken und konstanten Runden im Warm-Up am Sonntagmorgen hatte sich Pedrosa noch ausgemalt, im Rennen um Platz vier oder besser kämpfen zu können. Eine Hoffnung, die bereits beim Start einen harten Wirkungstreffer einstecken musste.

Dani Pedrosa hatte seine stärkste Phase in der zweiten Rennhälfte, Foto: Milagro
Dani Pedrosa hatte seine stärkste Phase in der zweiten Rennhälfte, Foto: Milagro

"Ich hatte einen ordentlichen Start und habe meinen Platz gehalten, aber in Kurve eins haben mich beide Pramac Ducatis berührt und fast von der Strecke gedrängt. Ich verlor mehrere Positionen und war nach einer Runde nur noch Zwölfter", erinnerte sich Pedrosa. Im Anschluss versuchte der Repsol-Honda-Pilot mit aller Macht die überlegene Performance seiner Maschine auszunutzen. Jedoch ohne Erfolg.

Crash-Angst bremst Pedrosa ein

Mangelnder Grip auf Vorder- und Hinterrad machten Pedrosa schnell einen Strich durch die Rechnung. "Nachdem sich das Feld nach einer Runde einsortiert hatte, wollte ich hart pushen, habe aber sofort gemerkt, dass ich nicht lange ohne Crash überstehen würde. Also musste ich die Taktik ändern und mich langsam und Schritt für Schritt nach vorne kämpfen. Erst in der zweiten Rennhälfte und mit freier Fahrt konnte ich dann zulegen, aber da war es für eine Top-Platzierung schon zu spät."

Erst nach einem knappen Renndrittel hatte sich Pedrosa in die Top-6, und somit in die Riege der besten Werks-Maschinen, vorgearbeitet. Sein Rückstand auf den erstplatzierten Lorenzo betrug jedoch bereits 9,2 Sekunden. Auf den fünftplatzierten Iannone fehlten Pedrosa zu diesem Zeitpunkt 2,5 Sekunden. "Ich habe die Lücke auf die beiden Ducatis vor mir in sechs bis sieben Runden zugefahren, obwohl ich eigentlich nie in die 1:56er-Zeiten kam. Wenn man betrachtet, dass die Spitze bis zu einer Sekunde schneller pro Runde war als ich, wird klar, dass ich wirklich langsam unterwegs war."

Kurviges Infield als einzige Chance

Während Iannone Teamkollege Dovizioso passierte und diesem gegen Ende auch davonzog, steckte Pedrosa das komplette letzte Renndrittel hinter dem Italiener fest – bis zum entscheidenden Manöver gut eine halbe Runde vor dem Ende: "Ich hatte keine Chance, an Dovi vorbeizugehen. Auf jeder Geraden und bergauf hat er mit seiner überlegenen Antriebs-Power direkt wieder Vorsprung herausgefahren. Nur im kurvigen Infield konnte ich wirklich näher kommen. Wenigstens habe ich es nach zahlreichen Versuchen geschafft, ihn noch kurz vor dem Ziel zu schnappen."

Schon in Silverstone will Pedrosa wieder in den Kampf der 'Großen Vier' eingreifen, Foto: Tobias Linke
Schon in Silverstone will Pedrosa wieder in den Kampf der 'Großen Vier' eingreifen, Foto: Tobias Linke

Mit 2,5 Sekunden Rückstand auf Iannone landete Pedrosa so als Fünfter im Ziel – knapp 16 Sekunden hinter Sieger Lorenzo. "Ich habe zu viel Zeit hinter Dovi verloren, als dass ich noch an einen Kampf mit Iannone hätte denken können. Unser Bike hatte heute leider zu viele Schwachstellen, die mir vor allem beim Hinterherfahren aufgefallen sind. Wir hatten aus den Kurven heraus permanent mit Wheelies zu kämpfen, was sich natürlich auf die Beschleunigung ausgewirkt hat. Auch war es körperlich extrem ermüdend, das Bike immer unten zu halten. Wir müssen es einfach schaffen, das Bike fahrbarer zu machen."

Für das nächste Rennen in knapp zwei Wochen in Silverstone hat Pedrosa dennoch einiges vor. "Ich hätte meinem Team gerne heute schon ein besseres Resultat beschert, aber in Silverstone fahren wir voll auf Angriff und wollen aufs Podium. Dann wird mir mein Fuß sicher keine Schwierigkeiten mehr bereiten und wir sollten auch eine bessere Abstimmung hinbekommen. Wir haben die Saison trotz aller Rückschläge sicher noch nicht abgeschrieben."