Beim einzigen Nachtrennen der Saison wird nichts dem Zufall überlassen. Die Lampen, welche die Rennstrecke am Wochenende erhellen werden, reichen für 50 Fußballfelder oder 800 Kilometer Landstraße. Kostenpunkt: 60 Millionen Euro. Geld spielt im Königreich Katar keine Rolle. Um den Wüstensand von der Strecke, welche die allerhöchsten Sicherheitsvorschriften erfüllt, fernzuhalten ist der gesamte Kurs mit Kunstrasen umgeben.

Stoner konnte vier der letzten fünf Rennen gewinnen

Positive Erinnerungen hat der amtierende Weltmeister Casey Stoner an den Losail International Circuit. Vier der fünf letzten Rennen im Wüstenstaat konnte der Australier gewinnen. Und auch zum Saisonauftakt scheinen die Repsol Honda Piloten Casey Stoner und Dani Pedrosa ihre Hausaufgaben erledigt zu haben und fit für den erneuten Kampf um den Titel zu sein. "Wir hatten gute Tests in Sepang und Jerez und kommen mit einem guten Gefühl nach Katar, aber wir haben auf jeden Fall noch Arbeit vor uns. Wir kommen mit einem neuen Bike auf den Kurs, brauchen also sicher noch etwas Zeit für unser Setup", sagt Casey Stoner.

Dani Pedrosa fügt hinzu: "Katar ist wichtig, weil es das erste Rennen der Saison ist, aber wir müssen auch Risiken minimieren. Wenn man das Rennen nicht gewinnt, kann man trotzdem noch die Weltmeisterschaft gewinnen. Auf der anderen Seite kann ein Fehler das Jahr aber auch erschweren."

Honda und Yamaha dicht beeinander

Das Duell zwischen Honda und Yamaha könnte 2012 besonders eng werden, auch weil den Reifen eine wichtige Bedeutung zukommt. "Wir sind näher zusammen, aber wir müssen ein paar Rennen abwarten, um sicher zu sein", sagt Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo. Teilweise hatten die Honda-Fahrer mit Chattering bei einer Vordervariante zu kämpfen. Yamaha wiederum beklagte sich über den starken Reifenabbau.

"Katar ist eine andere Strecke, um also wirklich einen direkten Vergleich der Maschinen zueinander zu haben, wird es bis zum zweiten oder dritten Rennen dauern. Auf den zwei verschiedenen Strecken bisher [Sepang und Jerez] sah es nicht so aus, als ob wir dominieren, es sah aber auch nicht so aus, als ob sie dominieren", meinte Lorenzos Teamkollege Ben Spies. Der Amerikaner hat sich mit Blick auf die neue Saison keine echten Ziele gesetzt, aber große Erwartungen an sich selbst. "Ich muss einfach schneller fahren. Ich muss konstant schnell sein. Ich weiß, der Speed ist da, aber wir müssen ihn das ganze Jahr halten. Es gibt schlechte Strecken, die ich nicht mag und Abstimmungen, die nicht funktionieren, aber wir müssen einfach das Beste rausholen", sagte Spies.

Gespannt sein darf man darauf, wie sich das Ducati-Team um Valentino Rossi und Nicky Hayden präsentiert. Besonders mit Untersteuern hatte Rossi im letzten Jahr Probleme und auch beim letzten Jerez-Test lag er noch fast eine Sekunde hinter Casey Stoners Bestzeit.

Ans Limit gehen will und muss auch LCR Honda-Pilot Stefan Bradl, dem der Kurs in Katar gut liegt. In der Moto2 konnte der spätere Weltmeister im vergangenen Jahr bereits im ersten Rennen ein Achtungszeichen setzen. "Er ist ein Fahrer mit einer sehr schlauen Herangehensweise – er lernt Schritt für Schritt, versucht auf dem Motorrad immer ans Limit zu gehen. Er nimmt sich die Zeit, um sich an die MotoGP anzupassen, aber das Potenzial ist definitiv da", sagt LCR Honda-Manager Lucio Cecchinello.

Angesichts einer gelungenen Vorbereitung mit der CRT-Aprilia geht auch Randy de Puniet mit einigermaßen großem Selbstvertrauen in die MotoGP-Saison. Er ist zuversichtlich, die langsameren Werks-Prototypen ärgern zu können, die in seiner Reichweite sind. "In Jerez konnte ich einigen Werks-Bikes recht einfach folgen, etwa Stefan Bradl und Hector Barbera", sagte der Franzose zuversichtlich.