"Ich verlasse Valencia in guter Stimmung, aber eher wegen der Verbesserungen, die wir gemacht haben, als wegen der Zeiten, die für mich bei Wintertests nicht so wichtig sind", meinte Dani Pedrosa nach den ersten beiden gemeinsamen Testtagen der neuen 1000cc-Maschinen für die Saison 2012. Es ist zwar schön und gut, dass dem Spanier Zeiten egal sind, der Konkurrenz werden seine Ansichten diesbezüglich aber wohl nicht egal sein. Denn der Honda-Werksfahrer fuhr an den beiden Tagen nach dem Saisonfinale in Valencia beide Male die schnellste Runde und hatte dabei eigentlich nur einen Konkurrenten: seinen Teamkollegen Casey Stoner.

Honda war mit seiner neuen RC213V wieder einmal dominant, Ben Spies fehlte auf der Yamaha als erster Verfolger schon mehr als eine halbe Sekunde auf die Spitze, Valentino Rossi hatte mit der völlig neu gestalteten Ducati rund 1,5 Sekunden Rückstand. Dabei war bei Honda noch lange nicht alles optimal gelaufen. "Der Vorderreifen verursacht viele Vibrationen, also ist das etwas, das wir zu verbessern versuchen und die neue Maschine hat damit etwas geholfen. Wir würden da aber gerne noch nachlegen. Was wir seit der vorigen Saison mit den 800ern hatten, waren fehlendes Gefühl und ein paar Vibrationen am Heck, wenn es in die Kurve geht. Das müssen wir an der RC213V noch ausmerzen, aber wir glauben, wir kennen die Richtung, in die es gehen muss, damit wir das verbessern", erklärte Stoner.

Pedrosa auf der neuen Honda, Foto: Repsol
Pedrosa auf der neuen Honda, Foto: Repsol

Honda traute sich also noch einiges zu, trotzdem gab es für die anderen beiden Hersteller - Suzuki gab nach dem Test seinen vorläufigen Ausstieg aus der MotoGP bekannt - noch keinen Grund zur Verzweiflung. Yamaha hatte nur einen Werksfahrer dabei, da Jorge Lorenzo noch immer pausieren musste. Er hatte sich bei einem Sturz auf Phillip Island die Spitze seines linken Ringfingers abgetrennt und musste danach operiert werden. Der Spanier wird zwar wieder gesund, an eine Ausfahrt in Valencia war aber nicht zu denken. So musste Spies die ganze Arbeit machen und konnte dank der großen Belastung erst recht nicht an Zeiten denken. So gesehen war seine halbe Sekunde Rückstand sogar noch relativ klein.

"Ich denke, wir gehen in die richtige Richtung, aber wir sind immer noch weit von Katar und von dem weg, mit dem wir dort fahren werden, aber wir haben eine Idee, woran wir arbeiten müssen. Es liegt viel Potential in dem, was wir bislang haben, also geht es nun für die Jungs zurück nach Japan, um ein paar Monate daran zu arbeiten und wir werden sehen, was wir nächstes Jahr dann als Paket haben", sagte Spies. Yamaha-Neuzugang Andrea Dovizioso versuchte ebenfalls, sein Feedback für die Entwicklung beizusteuern, obwohl er eigentlich nur mehr Satelliten-Fahrer ist. Da er aber von Honda wohl noch so einiges im Kopf hat, dürfte seine Meinung bei den Ingenieuren durchaus willkommen gewesen sein.

Die größte Testbaustelle war Ducati, wo ein völlig neues Chassis ausprobiert wurde. Statt Karbon gab es Aluminium, statt dem Motor als tragendes Element gab es einen traditionellen Twin Spar Rahmen um den Motor herum. Das neue Modell stand allen Ducati-Fahrern zur Verfügung, denn dass der Weg mit dem neuen Chassis auch 2012 fortgesetzt wird, steht fest. Trotzdem lastete die Hauptlast der Arbeit auf Valentino Rossi, denn er musste die Testlast beim Werksteam ebenfalls alleine tragen, da Nicky Hayden sich bei einem Sturz kurz nach dem Start des Valencia-Rennens das Handgelenk verletzt hatte. "Die Maschine ist angenehmer als die 800er, auch wenn wir erst mit der Arbeit beginnen", hielt Rossi bereits nach dem ersten Tag fest.

Yamaha war vorne mit dabei, Foto: Yamaha
Yamaha war vorne mit dabei, Foto: Yamaha

Letztendlich erreichte er hinter den Werks-Hondas und den Yamahas von Spies, Dovizioso und Cal Crutchlow Platz sechs, wobei Ducati aufgrund des frühen Stadiums der Arbeit mit der Maschine wohl noch am meisten Luft nach oben haben dürfte. Denn es war primär Datensammeln angesagt, um über den Winter das neue Chassis in die richtige Richtung zu bringen. "Das Positive an der Maschine sind sicher der Motor, den ich mag und die Tatsache, dass sie sich besser handhaben lässt als das vorige Modell. Es macht definitiv mehr Spaß, teilweise auch deswegen, weil man mehr querstehen kann. Der Rahmen ist nicht schlecht, aber er braucht Arbeit. Wir müssen das Bremsen verbessern, denn ich muss härter und später bremsen können. Außerdem müssen wir die Traktion beim Beschleunigen verbessern. Filippo [Preziosi] hat viele Ideen und wir haben jetzt etwas Zeit, um sie vor den Tests im nächsten Jahr umzusetzen", sagte Rossi.

Die Claiming Rule Teams reihten sich beim ersten Aufeinandertreffen der neuen Maschinen wie erwartet am Ende des Feldes ein. Carmelo Morales lag bei Testende auf der Suter BMW als schnellster CRT-Fahrer rund eine Sekunde hinter Ducati-Tester Franco Battaini. Sechs Zehntelsekunden dahinter folgte Ivan Silva auf der Inmotec des BQR-Teams. Die FTR Kawasaki von Yonny Hernandez lag weitere sechs Zehntelsekunden zurück und die Gapam BMW war mit Federico Sandi und Gianluca Nannelli ganz hinten. Unklar blieb bei den CRTs, wie viel vom Zeitverlust den Fahrern und wie viel den Maschinen zugeschrieben werden muss, klar war allerdings, dass die Motorräder auch noch eine steile Entwicklungskurve vor sich haben, da sie davor nicht bis kaum getestet wurden.