"Die Motorradjungs in Silverstone sind trotz Regenflut gefahren, Casey hat gewonnen, ich schätze für die meisten Zuschauer war es nicht sehr spannend", äußerte Formel 1 Fahrer Mark Webber in der Regenpause von Kanada und sprach seinen Respekt gegenüber den MotoGP-Fahrern aus. Den hatten sich die Starter aller Klassen auch redlich verdient, nachdem England nicht nur Landunter bot, sondern auch herbstliche Temperaturen von 11°C und dazu einen extrem starken Seitenwind. Nach diesem Rennen muss man allen Fahrern gratulieren, die es ins Ziel geschafft haben.
Ob den Zuschauern wirklich langweilig war, als sie dem jeweiligen Lieblingsfahrer die Daumen hielten bitte bei widrigsten Streckenbedingungen sitzen zu bleiben, sei einmal dahingestellt, die Fahrer selber dürften wenig Mangel an Action erfahren haben. Casey Stoner zum Beispiel, gewann zwar mit über 15 Sekunden Vorsprung, doch erst einmal musste sich der Australier in einem knappen Duell gegen Teamkollege Andrea Dovizioso behaupten und dann Blitzstarter Jorge Lorenzo abfangen. Der Spanier vereinfachte dieses durch einen Fahrfehler, doch auch die Spitze brachte Stoner nicht die erhoffte Klarsicht. Wasser im Helm macht sich nicht gut und nach der Hitze des Gefechts folgte die körperliche Kälte, die noch schneller zum entscheidenden Fehler führen kann. Nein, langweilig dürfte es nicht gewesen sein, beim Versuch die Konzentration zu halten.
Verluste ohne weitere Verletzte
Nachdem der Samstag bereits das Opfer des Wochenendes gefordert hatte, namentlich Cal Crutchlow, der sich bei einem Sturz das linke Schlüsselbein brach und damit sein Heimrennen verpasste, gab es am Sonntag trotz einiger Stürze keine bleibenden Schäden. Zumindest keine körperlichen (sieht man von Prellungen ab). Jorge Lorenzo dürfte sich so lila-blau geärgert haben, wie Stoners Hände nach dem Rennen waren. Denn die Top-4-Serie des Spaniers riss nach 24 Rennen. In Malaysia 2009 hatte sie begonnen und bis zum Highsider in Silverstone 2011 gehalten. Doch mehr wird den Yamaha-Fahrer ärgern, dass er auch die WM-Führung an Casey Stoner abtreten musste und nun 18 Punkte Rückstand hat. Runde 14 erwies sich für Yamaha Factory als entscheidend fatal, denn nur wenige Augenblicke vor Lorenzo, war Teamkollege Ben Spies abgeflogen. "Mein Rückenprotektor hat ausgezeichnete Arbeit geleistet", sagte der Amerikaner, nach einer Untersuchung im Medical Center. Bis auf Prellungen und einem etwas steifen Rücken ist aber auch bei ihm alles in Ordnung, sieht man vom Punkte-Verlust ab. Dritter im Sturzreigen an der Spitze war Marco Simoncelli, der sich über den erneut verpassten Podestplatz ärgerte und bereits eine Pechsträhne wittert.
Des einen Leid ist des anderen Freud - und so hart es auch klingt, aber haben sich nicht alle mit Colin Edwards über den dritten Platz gefreut und ein bisschen dümmlich daher gegrinst? Der Texaner ist und bleibt 'die coolste Sau im Fahrerlager', erst recht nach diesem Rennen. Fehlerfrei mit Schulterverletzung, acht Tage nach seiner Schlüsselbein-OP und der Tech 3 Satellitenmaschine auf das Podest gefahren, Respekt.
Top-Saisonergebnisse
Motorsport Magazin Journalisten bringen Glück. Zumindest darf man die Behauptung aufstellen, nachdem Nicky Hayden uns bei der TT ein Interview gab und es tatsächlich schaffte, die angesprochenen Vorsätze auch umzusetzen. Wahrscheinlich war es aber doch nur harte Arbeit und ein gutes Setup, die den vierten Platz ermöglichten. Es gilt allerdings noch abzuwarten, ob der Ducati-Fahrer die starke Leistung in Assen bestätigen kann. Gleiches gilt für Alvaro Bautista, der mit Platz fünf erneut sein bislang bestes MotoGP-Ergebnis holen konnte. Angesichts der Probleme die Suzuki in den vergangenen Jahren bei niedrigen Temperaturen hatte, darf das Resultat als Fortschritt gewertet werden. Doch auch hier wird sich erst zeigen, ob es in den kommenden Rennen eine Bestätigung gibt. Überraschung des Wochenendes war aber, neben Colin Edwards, definitiv Karel Abraham. Der Tscheche hatte sich auf Startplatz sechs qualifizieren können, duellierte sich im Rennen ein wenig mit Valentino Rossi und wurde am Ende Siebenter. Eine starke Leistung des Rookies. Mit ein bisschen mehr Konstanz gelingt es ihm vielleicht auch noch die letzten Kritiker zum Schweigen zu bringen.
Toni Elias gab derweil das erste Lebenszeichen der Saison von sich und konnte das von ihm erhoffte Regenwetter wirklich nutzen, um ein gutes Ergebnis einzufahren. Allerdings bemerkte er selber, dass es im Trockenen Probleme gibt, die man lösen muss, eine Wende ist also auch nach Silverstone noch nicht vollzogen.
Kampf an allen Fronten
Valentino Rossi erlebte nach eigener Aussage eines der schwersten Wochenenden: Unbekannte Strecke, eine unwillige Ducati mit nervösem Heck und einer Front, die einem kein Vertrauen gibt, plus ein Wetter wie auf Phillip Island. Der Italiener hatte es nicht einfach und war unzufrieden. Dennoch, am Ende Platz sechs im Rennen und Platz vier in der Gesamtwertung, es hätte auch schlimmer enden können. Festzuhalten bleibt aber, die Gewöhnung an die Desmosedici dauert wohl doch länger als er, das Team, Experten und Fans gedacht hatten.
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